Man sollte vor allem eins von der AC an der Uni Mainz halten: Abstand. Besonders die allwissenden und gottgleichen Oberärzte können die PJ Zeit dort sehr vermießen. Man wird wahlweise angeschissen, Dinge gefragt, die man als Student nicht wissen kann oder bestenfalls ignoriert. Die Assistenten stehen unter enormen Druck und können meistens nicht zeigen, dass sie eigentlich sehr nett sind. Das Verhältnis zur Pflege auf Station ist anonym und kühl, wohl auch, weil man negative Erfahrungen mit PJlern gemacht hat und in jahrelanger chronischer Überforderung das Interesse verloren hat, sich auf temoräre Teammitglieder einzulassen. Im OP kann man eine gute Zeit mit den netten OTAs und der Anästhesie haben.
Ablauf:
Morgens Kurzvisite, auf der keine Zeit für Fragen von PJlern oder Patienten ist. Nach der Morgenbesprechung, an der die PJler coronabedingt immer noch nicht teilnehmen dürfen, kommt häufig eine der stellvertretenden Lehrbeauftragten und man bespricht 10 Minuten lang ein paar Patienten. Das war es an Lehre für den Tag, weil all das, wovon Lehre im PJ eigentlich lebt, nämich die kurzen Erklärungen zwischendurch, im Klinikstress zu kurz kommt. So wie die Mittagspause der Assistenten (existiert nicht). Als PJler kann man sich doch wenigstens etwas Zeit nehmen und eine OP-Suppe essen. Vormittags auf Station nimmt man einen Haufen Blut ab, kann ja nicht schaden, darin Routine zu bekommen, danach etwas Stationsarbeit und dann in die Poliklinik, wo man ab und zu Patienten mit untersuchen und z.B. vorschallen kann. Ist man für den OP eingeteilt, gilt: Haken und Klappe halten. Am besten zieht man sich in seine eigene Gedankenwelt zurück und wartet auf das Ende der OP, an dem man manchmal intracutan nähen darf. Insgesamt sieht man über den Monat ein wirklich großes OP-Spektrum. Trotzdem hätte die Allgemeinchirurgie der UM wirklich keine schlechtere Werbung für sich machen können.
Tipp:
Wenn ihr diese Pflichtrotation irgendwie mit mit einem Auslandstertial oder Ähnlichem umgehen könnt, unbedingt machen. Falls es schon zu spät ist, macht so viele Nachtdienste wie möglich. Dabei ist das Verhältnis zu den Ärzten viel persönlicher, man lernt mehr und darf selbst etwas machen. Außerdem muss man erst um 15 Uhr kommen, kann meist vor Mitternacht gehen und hat den nächsten Tag frei. So lernt man tatsächlich etwas und kann gleichzeitig Abstand vom ätzenden Tagesgeschäft halten. Ansonsten lernt man einen Monat lang vor allem, was man nicht möchte.
Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich bei den netten Assistenz- und Funktionsoberärzt:innen bedanken, die sich tatsächlich Zeit für mich genommen haben und den Monat erträglicher gemacht haben. Es ist sicher nicht leicht, in so einem Arbeitsumfeld auch noch ständig neuen PJlern Interesse entgegen zu bringen und deswegen umso wertvoller einzuschätzen.