PJ-Tertial Humangenetik in Universitaetsklinik Innsbruck (7/2022 bis 9/2022)
Station(en)
Humangenetik
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Innsbruck (Oesterreich)
Kommentar
Ich habe ein Monat meines KPJs am Institut für Humangenetik in Innsbruck absolviert. Mein erster Tag startete um 8:15 im Sekretariat (Schöpfstraße ). Anschließend wurde ich vom Primar ins andere Gebäude (das mit dem EKG drauf) zur Morgenbesprechung mitgenommen. Weil ich schonmal 2 Wochen dort famuliert hatte und ein paar Assistenzärzte gerade im Urlaub waren, durfte ich von Beginn an schon gleich viel machen wie der neue Basisarzt.
Die meisten Patienten am Institut für Humangenetik kamen wegen familiären Krebserkrankungen in die genetische Sprechstunde zur Beratung, meistens wegen V.a. familiäres Brust- und Eierstockkrebssyndrom. Von den Brustkrebsberatungen durfte ich auch ein paar selbst machen (unter Aufsicht). Ansonsten habe ich den Stammbaum gezeichnet, zugehört und am Ende die Blutabnahme durchgeführt. Ab und zu habe ich Rechercheaufträge bekommen, dabei sollte ich z.B. aktuelle Empfehlungen aus Leitlinien raussuchen. Ansonsten habe ich noch Arzt- bzw. Beratungsbriefe geschrieben, die dann von einer Oberärztin korrigiert wurden. Jeden Freitag war Gyn-Endo-Sprechstunde, da kamen hauptsächlich Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch zur genetischen Beratung.
Die Gründe, aus denen Menschen in die genetischen Sprechstunde kommen, sind sehr vielfältig. Bei folgenden Beratungen war ich z.B. dabei:
- Hereditäres Brust- und Eierstockkrebssyndrom (BRCA1, BRCA2, PALB2, …)
- Unerfüllter Kinderwunsch (Balancierte Translokation, Klinefelter Syndrom, CF-Anlageträgerschaft)
- Fetus (Man geht auf die Pathologie und schaut sich einen Fetus an. Die Ärzte machen Fotos und schauen, ob es Hinweise auf ein Syndrom gibt. Meistens wird dann noch eine Chromosomenuntersuchung veranlasst)
- Lynch Syndrom
- Chorea Huntington
- Hypertrophe Kardiomyopathie
- Familäre Hypokalzurische Hyperkalzäme
- ADPKD (Autosomal-dominante Polyzystische Nierenerkrankung, PKD1-Gen)
- Neurofibromatose 2
- Marfan-Syndrom
- Thrombophilie (Faktor-V-Leiden Mutation, Prothrombin-Mutation)
- Kindliche Epilepsie mit Entwicklungsverzögerung
- Anlageträgerschaft für MCSZ (Mikrocephaly, seizures and developmental delay)
- Kohlschütter-Tönz-Syndrom
- Mb. Stagradt/Retina-Dystrophie (ABCA4-Gen)
Besprechungen
- Montag: 8:30, Morgenbesprechung
- Komplexe Fälle, es werden komplizierte Fälle aus dem Labor besprochen
- Donnerstag: 8:00, alle 2 Wochen, Besprechung Kinderklinik, Kinderärzte stellen Fälle vor
- Freitag, 8:30, Besprechung Klinische Genetik, jeder stellt die Fälle vor, die er in der Woche hatte, man kann als KPJler auch selbst Fälle vorstellen
Arbeitszeit
Zu den Besprechungen und Beratungen sollte man da sein. Ich war meistens von 8:15 bis 15:00 da. Wenn es keine Beratungen mehr gibt und man sonst nichts mehr zu tun hat, kann man auch früher gehen. Ein Nachteil war, dass gleichzeitig mit mir ein Basisarzt anfing, mit dem ich mir die Beratungen aufteilen musste, da immer nur einer von uns mitgehen durfte. Sonst hätte ich bei mehr Beratungen mitgehen können, dafür aber auch länger bleiben müssen. Ein weiterer Nachteil ist, dass ich zwischen den Beratungen oft nichts zu tun hatte. Ich hatte einen eigenen Schreibtisch mit Computer und konnte in der Wartezeit Sachen nachlesen, recherchieren oder lernen.
Arbeitskleidung bekommt man nicht, brauch man aber auch nicht. Die Ärzte tragen normale Alltagskleidung.
Das Mittagessen holen sich die meisten beim Spar oder Billa in der Nähe. Man kann eine Mensakarte bekommen, zahlt aber fürs Essen mehr als die Mitarbeiter der Tirol Kliniken.
Als KPJ-Student bekommt man übrigens die HPV-Impfung beim Betriebsrat billiger (145€ statt 215€)
Insgesamt hat mir dieser Teil meines KPJs sehr gut gefallen. Wer sich für Genetik, Krebserkrankungen, unerfüllten Kinderwunsch und seltene Erkrankungen interessiert, gerne mal ein nicht-klinisches Fach kennen lernen will und einen vergleichsweise entspannten Arbeitsalltag haben möchte, der ist hier genau richtig.
Bewerbung
Direkt bei Frau Christine Barrett (christine.barrett@i-med.ac.at), nicht über das Anmeldeportal der Tirol Kliniken, da das Institut für Humangenetik zur MUI gehört.
Ich habe mich ca. 1 Jahr vorher beworben.