Allgemein zum Krankenhaus: Es handelt sich um ein Krankenhaus mit 415 Betten am Rande des Stadtgebiets von Neuss. Es ist gut an den ÖPNV angebunden. Es gibt einen Bus, der direkt zur Klink fährt. Außerdem ist die Bushaltestelle "Neusser Weyhe" nur eine kurze Gehstrecke entfernt und wird von einer ganzen Reihe von Buslinien bedient. Ich bin immer nur Bus und Bahn gefahren, aber viele andere PJler*innen sind mit dem Rad gefahren. Das geht wohl gut. Weil das Krankenhaus vergleichsweise klein ist, habe ich viel gesehen: ich glaube mehr als in einer Klink der Maximalversorgung. Es ist auch einfacher, die ärztlichen Kolleg*innen der anderen Abteilungen kennen zu lernen. Insgesamt habe ich in diesem Krankenhaus eine eher familiäre Atmosphäre erlebt. Die Klinikleitung gibt sich offensichtlich viel Mühe, dass wir PJler*innen eine gute Zeit im Krankenhaus haben. Wir bekamen 573 Euro/Monat plus eine Essenkarte für die Cafeteria. Die Kleidung wurde gestellt, es gab eine Schlüsselkarte und ein Telefon. Außerdem gab es einen eigenen Zugang zum Krankenhaus-Computersystem und Lizenzen für den Heimzugang bei eRef (Thieme) und Amboss, sodass wir auch sehr fachbezogene Sachen nachlesen konnten. Der PJ-Unterricht wird sehr ernst genommen: 2x/Woche eine Stunde Weiterbildung, 1x/Woche Röntgen-Seminar, zu Beginn eine Einführung in das Computersystem und einen Sono-Kurs. Der Sono-Kurs hat zwar nur eine Stunde gedauert, war aber wirklicht gut. Die PJ-Kurse sind Pflicht: Die Oberärzt*innen der jeweiligen Station können Ärger von der Klinikleitung bekommen, wenn wir diese Kurse nicht wahrnehmen. Die PJ-Kurse sind eine gute Vorbereitung für die M3-Prüfung: Man lernt die Prüfer*innen aus dem Haus kennen. Das kommt vor allem denjenigen zugute, die auch das Wahlfach in diesem Krankenhaus absolvieren und dann im Haus geprüft werden. Deshalb kann es eine gute Idee sein, das ganze PJ in diesem Krankenhaus zu machen. Im Krankenhaus wurden wir PJler*innen als zukünftige Kolleg*innen gesehen und auch so behandelt. Es passiert wohl oft, dass PJler*innen nach dem Examen direkt vom Krankenhaus eingestellt werden. Speziell zum Fach: In der Chirurgie gab es einen Studientag pro Woche. Die genauen Tagen werden mit den PJ-Beauftragten der Abteilung abgesprochen. Es gibt einen Blutabnahmedienst. Außerdem nimmt die Krankenpflege Blut ab und legt auch Viggos. Man muss also nicht ständig Blut abnehmen oder Viggos legen. Hin und wieder ist das natürlich doch nötig. Vor allem für Kreuzblut oder bei Neuaufnahmen sind dann die ärztlichen Kolleg*innen gefragt oder eben die PJler*innen. Ich war erst in der Gefäßchirurgie. Diese Abteilung ist super! Als PJler hatte ich jeden Tag um 15 Uhr frei, bin aber oft freiwillig länger geblieben. Aber ich musste nicht dableiben. Dem Chef ist es sehr daran gelegen, dass PJler*innen zu ihm kommen (O-Ton: "Empfehlen Sie uns weiter"). Er macht schon deutlich, wenn ihn etwas stört (das ist ja auch wichtig), aber er lässt keinen Ärger an Mitarbeitern aus oder so. Er ist in meinem Beisein nie persönlich geworden. Einmal musste er sich in der OP sehr stark konzentrieren, und da hat er mich mit "das PJ" angesprochen. Das war zwar unpersönlich, aber wahrscheinlich nicht abwertend gemeint. Und letztendlich stimmt die Bezeichung* Es ist ja "das Praktische Jahr". Danach war ich in der Allgemeinchirurgie. Die Vorberichte zur Allgemeinchirurgie hätten mich beinahe abgehalten, in dieses Krankenhaus zu gehen. Aber der berüchtigte Chefarzt ist nicht mehr im Haus und der Neue war noch nicht da. Die Leitenden Oberärzte sind völlig in Ordnung. Auch das restliche Team war korrekt zu uns PJler*innen. Es gab einen Arzt in Weiterbildung, der unser PJ-Mentor war. Als PJler*innen wurden wir voll in das ärztliche Team eingebunden. Wir haben im OP gestanden, Stationsdienst bei der Visite mitgemacht und in der Sprechstundenambulanz oder in der Notaufnahme geholfen. Außerdem haben wir Aufnahmeuntersuchungen gemacht. Das alles hat nicht nur großen Spaß gemacht, sondern waren für mich auch eine gute Möglichkeit, möglichst viele Untersuchungen an Patienten zu machen. Im Studium habe ich nicht so viele Möglichkeiten gehabt, Patienten zu untersuchen und hier im PJ habe ich mir etwas Routine erarbeitet. Der Nachteil des selbständigen Arbeitens war, dass wir dann auch an der Nachmittagsbesprechung teilnehmen mussten und die gingen immer bis nach 16 Uhr. Bei einem Arbeitsbeginn um 7:15 Uhr waren das schon lange Arbeitstage. Aber wir konnten bei den Besprechungen auch etwas beitragen, z. B. von den Neuaufnahmen berichten. Alles in allem lohnendes Tertial.