Im Klinikum Ludwigshafen sollen die PJler in zwei Kliniken rotieren, drei stehen zur Auswahl:
Med A (Hämatoonko, Nephro, Rheuma)
Med B (Kardio)
Med C (Gastro)
Ich hab mich für die B und C Klinik entschieden, dort aber am Ende sehr wenig Zeit verbracht.
Rotation 1: Med B Kardio
Am ersten Tag hat die PJ-Beauftragte einen Oberarzt angerufen, weil für mich keine Station geplant war, und dieser hat die MB08 für mich ausgesucht. Wie er mir antun konnte, mich dort hin zu schicken, ist mir bis heute ein Rätsel.
Das ist die TAVI Station, in anderen Worten: ALLE Patienten haben die gleichen 3 Symptome, das gleiche 3/6 Systolikum, bekommen die gleichen 5 Untersuchungen, bekommen ihre TAVI, 1 Tag IMC, dann zurück zur MB08, vielleicht noch ein Sono der Leiste, dann Entlassung. ALLE.
Und was darf der PJler machen? Bei den Aufnahmen die 3 immergleichen Symptome und das Systolikum dokumentieren, dann ne Nadel legen und Blut abnehmen. Das war's.
PC-Zugang gibt's für den PJler nicht (naja doch, schon, aber nur Lesezugriff, also für die Tonne), also darf man sich nach den Aufnahmen auf seine vier Buchstaben hinter den Stationsarzt setzen und ihm dabei zuschauen, wie er CTs und Coros anmeldet (das darf man als PJler nicht) und Briefe schreibt (da alle Briefe am Ende das gleiche enthalten, ist man dem Stationsarzt eher eine Last, wenn man versuchen will dabei ohne PC-Zugang zu helfen, anstatt dass der Arzt es einfach selbst macht). Großartig. Die einzige Station, auf der man als PJler so wirklich überhaupt nichts lernt.
Don't get me wrong - die ÄrztInnen, Pflege und besonders die Stationssekretärin waren suuuper nett. Haben halt auch nicht verstanden, was ich als PJler da soll, und eher ein schlechtes Gewissen gehabt, dass sie mir nichts anbieten können.
Ich durfte dann natürlich jederzeit hoch zur Funktion gehen, aber ehrlicherweise hat 1 Lufu Anschauen gereicht, und in der TEE konnte ich mich so schlecht orientieren, da hatte ich auch nicht so Lust drauf, einen ganzen Tag die Beine in den Bauch zu stehen...
Ich habe das ewige Zusehen im Arztzimmer zwei Wochen ausgehalten, dann bin ich - unerlaubterweise - in die ZNA geflohen.
Flucht nach vorn: ZNA
In die ZNA darf man laut PJ-Sekretariat nur zwei Wochen rotieren. Aber die ÄrztInnen dort freuen sich total über die Mithilfe, wenn man sich einigermaßen gut anstellt, also würde einen da im Leben keiner verpfeifen, wenn man länger bleibt. Nach den ersten zwei Stunden in der ZNA hab ich 10x mehr gelernt als in zwei Wochen auf der MB08, also war für mich auch von Anfang an klar, dass ich mich dort für den Rest der B-Klinik-Rotation verstecke. :D
Beste Entscheidung, in der ZNA hat mir die Arbeit richtig, richtig viel Spaß gemacht. Es läuft genau so wie es sollte: man bekommt eine Akte eines frisch angekommenen Patienten und legt einfach los.
Ich hab die Passwörter einer Ärztin bekommen und durfte ihren Zugang immer nutzen, auch wenn sie nicht da war. Für Vorbefunde gibt's SAP (in meinen Augen eine heillose Katastrophe, aber in der ZNA sucht man ja eh nur nach alten Briefen, auf Station bekommt man von diesem furchtbar benutzerunfreundlichen Programm echt graue Haare), für die Dokumentation des Notaufnahmeberichts sowie Anordnungen, Laborbefunde etc. gibt's ERPath, was super einfach zu bedienen ist und einem die Arbeit so weit es geht vereinfacht. EKGs, Nadeln und Blutentnahmen macht hier übrigens die Pflege.
Also - Akte entgegennehmen, alleine zu Anamnese und KU, alte Briefe und neue Laborwerte checken, EKG befunden, alles soweit in ERPath dokumentieren - und dann zuständiger/m Ärztin/Arzt vorstellen. Idealerweise direkt mit dem Fahrplan, was man als nächstes machen würde: braucht's noch eine Nachforderung ans Labor, ein Sono, eine arterielle BGA? Nehmen wir stationär auf? Absolut das beste Gefühl, wenn man den eigenen Vorschlag präsentiert und ein Nicken und "Machen wir so" erntet!
Wenn man sich bei irgendwas nicht sicher ist, also zum Beispiel keinen blassen Schimmer hat, was mit dem Patienten los ist, ist das nie ein Problem, alle sind super hilfsbereit und gehen nicht so gut sitzende Krankheitsbilder (wenn Zeit ist) auch gerne noch mal mit einem durch. Ich persönlich hatte vorher noch nie eine arterielle BGA gemacht, und auch da durfte ich so oft zuschauen wie ich wollte, bevor ich mich zum ersten Mal selbst rangetraut hab. Sonos darf man auch alleine machen, man kann aber auch immer sagen, man möchte jemand Kompetenten dabei haben, und dann kommt auch jemand.
Shoutout an dieser Stelle auch noch an den Ärztlichen Leiter Peter, der, wenn morgens noch kein Patient da ist, auch mal spontan eine großartige Fortbildung zu EKG, BGA etc. aus dem Hut (aka USB-Stick) zieht.
Dank Peters berühmtem Generationenvertrag gibt's sogar Kaffee für die PJler umsonst.
Was soll ich sagen, absolut begeistert von PJ in der ZNA, habe unendlich viel gelernt und kann eine Rotation hierher uneingeschränkt empfehlen!
Da wir im letzten PJ-Tertial unsere 20 Fehltage am Ende nehmen wollten, haben wir abgemacht, nicht erst nach 8, sondern schon nach 6 Wochen die Klinik zu wechseln. Die anderen PJler haben eine Mail mit ihrer nächsten zugeteilten Station bekommen, ich aber irgendwie nicht. Habe also liebend gern doch noch zwei weitere Wochen in der ZNA verbracht, um dann nur noch für 4 Wochen in die Med C zu rotieren...
Rotation 2: Med C Gastro
Auch hier war ich, wie auch in der B-Klinik am Anfang des Tertials, nirgendwo angekündigt, sodass ich einfach selbst zu einer der Stationen gegangen bin. Dort stellte sich dann heraus, dass alle C-klinischen Stationen bereits mit PJlern "besetzt" sind, und ich mich einfach irgendwo anschließen soll.
Die Ärzte auf dieser Station, wo ich am ersten Tag war, waren auch wieder super nett und haben mit uns richtig gutes Teaching gemacht. Wir sollten dann auch jeder einen Patienten aufarbeiten, leider gab es halt nicht so wirklich freie PCs, um alte Briefe und aktuelle Befunde anzuschauen. Nett gemeint, aber die Umstände geben's dann halt doch nicht so her.
Am zweiten Tag sollte ich auf eine andere Station gehen, weil dort der PJler frei hatte. Hier wurde ich dann aber eher durch's Haus geschickt, um Anamnesen bei Außenliegern zu erheben, hat sich irgendwie eher angefühlt wie die Arbeit, für die die Zuständigen zu faul sind. Den Rest des Tages habe ich in der C-klinischen Funktion verbracht und je eine Gastroskopie, Koloskopie und ERCP angeschaut. Am dritten Tag wurde ich schon wieder durch's Haus geschickt, diesmal weil der Blutentnahmedienst krank war - great.
Das hat mir meine Lust auf die Rotation in der C-Klinik innerhalb von drei Tagen etwas verdorben, sodass ich - you guessed it - erneut in die ZNA geflohen bin und mich diesmal bis zum Ende des PJs dort versteckt hab.
Die PJler, die bereits nach 6 Wochen gewechselt haben, können hoffentlich bessere Stories aus der C-Klinik erzählen, eigentlich hab ich davon auch nur Gutes gehört, also meine 3 vermaledeiten Tage dort sollten für niemanden eine Abschreckung sein.
Jetzt noch ein paar Sätze zu weiteren relevanten Themen:
PJ-Unterricht:
Man bekommt eine Tabelle mit dem geplanten Unterricht für den ganzen Monat. Dabei sind regelmäßig Kurse für alle PJler, andere sind in zwei Gruppen aufgeteilt und finden im wöchentlichen Wechsel statt. Zuteilung bekommt man nicht, entscheidet man einfach selbst.
Der EKG-Kurs von Dr. Kleemann war sehr hilfreich und fand auch meist tatsächlich statt. Die Kurse von Dr. Zahn sind leider sehr oft ausgefallen. Super ärgerlich, wenn der Stationsarzt einen schon um 15 Uhr heimschicken will, man extra bis zum PJ-Unterricht um 16.15 bleibt, und der dann nicht stattfindet. Generell auch mit stattfindendem Unterricht nur mittel cool, bis 17.30 zu bleiben... da ich nicht das Gefühl hatte, dass Anwesenheit wirklich kontrolliert wird, bzw. man irgendwie vermisst wird, bin ich während der Zeit in der ZNA meist einfach nicht hingegangen.
Zugang Kleidung/Spinde/Covidtests:
Top! Mit der Mitarbeiterkarte kann man am Automaten Kleidung holen. Daneben gibt es eine Damenumkleide, witzigerweise ein altes Therapieschwimmbad, die Spinde stehen sozusagen im Becken. Durch den großen Raum daher recht geräumig und hell. Man bekommt am ersten Tag ein Vorhängeschloss ausgehändigt und kann sich dann einfach einen freien Spind aussuchen, es gab auf jeden Fall genug.
Ein Telefon plus Ladegerät bekommt man auch, habe ich aber ehrlicherweise niiie genutzt, sodass mir das ständige Aufladen und Rumschleppen irgendwann lästig wurde. Habe das Telefon dann einfach für den Rest der Zeit ausgeschaltet im Spind gelassen - nie vermisst.
Bis 14 Uhr gibt's für Mitarbeiter kostenlose Covid Tests, die auch ordentlich durchgeführt werden (man kann wählen zwischen deepthroat oder Stäbchen durch die Nase schmecken), Ergebnis kommt als SMS.
Dienste:
Von der Uni Mainz aus muss man 5 Pflichtdienste leisten, davon zwei am Wochenende und drei "Nachtdienste". Zusätzlich kann man zwei bezahlte Learn&Earn Nachtdienste pro Monat machen.
Diese Nachtdienste sind so gedacht, dass man bis 16 Uhr seinen normalen PJ-Tag hat und danach bis Mitternacht in die ZNA oder zum Hausdienst geht.
Nach einem Pflichtdienst hat man dann einen Tag frei, nach einem Learn&Earn Dienst nicht.
Das hat natürlich niemand so gehandhabt - man kommt nicht zum PJ-Tag sondern erst zum Dienst, geht natürlich früher nach Hause wenn es sich anbietet, und nimmt den freien Tag auch bei L&E. Somit eigentlich ganz guter Deal!
Theoretisch gibt's pro L&E Dienst 160€, in der Praxis leider weniger...
Abrechnung:
Oh boy, könnte ich mich darüber tagelang aufregen.
Ein großer Grund, warum ich eigentlich das PJ im KliLu nicht empfehlen möchte, da die Abrechnung eine bodenlose Frechheit ist.
Die Aufwandsentschädigung für das PJ beträgt 430€, so weit so gut.
Sobald man aber Dienste macht, wird behauptet, man sei damit über der Minijobgrenze und der Gesamtbetrag damit rentenversicherungspflichtig.
DAS STIMMT NICHT.
Die Aufwandsentschädigung ist rentenversicherungsfrei, vollkommen unabhängig von etwaigen Nebenjobs, und muss immer separat betrachtet werden.
Von der Vergütung der Dienste kann dann Rentenversicherungsbeitrag abgezogen werden, allerdings ist man dort separat betrachtet unterhalb der Minijobgrenze und kann sich gesetzlich von der Rentenversicherung befreien lassen.
Ich habe mich sehr lange damit beschäftigt, mit verschiedenen Krankenversicherungen, der Deutschen Rentenversicherung und der Minijobzentrale telefoniert, alle haben mir den Sachverhalt genau so bestätigt.
An vielen Kliniken in Deutschland kann man zusätzliche bezahlte Dienste leisten, dort werden die Aufwandsentschädigung und die Dienstvergütung immer separat betrachtet und vollumfänglich ausgezahlt.
Trotz ENDLOSER Diskussionen weigert sich die Abrechnungsstelle des KliLu jedoch, die Beträge separat zu betrachten, sodass der 9,3% RV-Beitrag auf den Gesamtbetrag angerechnet wird. Damit gehen nicht nur 30€ von der Dienstvergütung flöten (was ich ja noch ertragen könnte), sondern auch 40€ von der Aufwandsentschädigung.
Und für was? Für nichts. Ich persönlich bin privat rentenversichert, und für alle die am Ende übers Versorgungswerk versichert sind, bringt eine Einzahlung in die Deutsche Rentenversicherung auch rein gar nichts.
Nun muss man sich ja auch durch den Kopf gehen lassen, dass Arbeitgeber und -nehmer sich den RV-Beitrag teilen, bei 15 PJlern setzt die Klinik also über 1000€ monatlich in den Sand, nur weil man sich weigert, die Abrechnung ordentlich zu machen.
Eine Abrechnung einer anderen Klinik, aus der die Möglichkeit, die Beträge separat abzurechnen, klar hervorgeht, wurde kommentiert mit den Worten: "Ist doch nicht mein Problem, wenn andere Kliniken das falsch machen." ... sure.
Meine einzige Hoffnung kann nur noch sein, dass mal irgendjemand aus höheren Ebenen davon Wind bekommt und diesem Unfug ein Ende setzt - ich konnte leider weder für uns noch für zukünftige PJ-Generationen etwas ausrichten.
Und das einzige, was der Frechheit, uns PJlern bei sowieso schon mieser Bezahlung noch unnötig Geld aus der Tasche zu ziehen, einen drauf setzt, ist... :
Essen:
Zugegeben, das Essen im Mitarbeitercasino kann sich sehen lassen, aber kostenfrei oder -reduziert für PJler? Pustekuchen. Mit dem Argument "ihr werdet doch bezahlt" wird man den teilweise horrenden Preisen ausgesetzt.
Wer genügsam ist und sich mit einem Gemüseschnitzel ohne Soße mit Reis und Mineralwasser zufrieden gibt, kommt vielleicht sogar bei ca. 4€ pro Tag raus.
Wer Bock auf einen Teller mit einer normalen Menge Mittagessen und vielleicht sogar einen Beilagensalat oder eine Cola hat, kann mit 7-10€ rechnen.
Habe noch von keiner anderen Klinik gehört, in der PJler überhaupt für ihr Essen zahlen müssen, also... mehr ist dazu wohl nicht zu sagen.
FAZIT:
Die ÄrztInnen im KliLu sind wirklich nett und bemüht, das muss man ihnen auf jeden Fall lassen!
Die Umstände, die geboten werden, können dem allerdings absolut nicht gerecht werden.
Schöne Umkleiden und guter Zugang zu Arbeitskleidung machen einen unnützen PC-Zugang, schlechte Organisation und diese im Vergleich zu anderen Kliniken schon peinliche finanzielle Situation der PJler leider nicht wett.
Einzig meine lange und tolle Zeit in der ZNA hat dafür gesorgt, dass mein Tertial im KliLu nicht komplett furchtbar war und sich im Fazit noch auf eine 3 retten kann.
Für alle, die meinen 8km langen Bericht gelesen haben, weil sie überlegen, sich im KliLu fürs PJ anzumelden, möchte ich jedoch lieber den Rat geben:
Geh irgendwohin, wo du ordentlich bezahlt und behandelt wirst! Davon gibt's genug Kliniken. Du findest schon eine.
Bewerbung
Ich habe mich nach der Frist erst für einen Wechsel nach LU entschieden. Über Mannheim braucht man gar nicht erst versuchen, einen Platz zu bekommen, da wurde ich mehr als unfreundlich abgewiesen. Die PJ-Beauftragten der Uni Mainz sind da deutlich hilfsbereiter und mit einem kleinen Schreiben zur Begründung des Wechsels ging das problemlos.