Ich habe mich auf das Gynäkologietertial riesig gefreut. Am Anfang war ich sehr wissbegierig und motiviert, doch diese Einstellung wechselte sehr schnell nachdem ich gemerkt habe in was für ein Arbeitsklima ich hineingeraten bin. Erstens hatte ich häufig das Gefühl, dass ich viele der Ärzte mit meinen Fragen belästigt habe. Nicht nur Assistenzärzte-was ich eher verstehe aufgrund der mangelnden Erfahrung der jungen Ärzte- sondern auch Fachärzte und Oberärzte! In sehr seltenen Fällen hat ein Arzt selbst die Initiative ergriffen, um mir etwas zu erklären oder beizubringen. Eingearbeitet wurde ich überhaupt nicht! Zweitens, hat sich keiner wirklich die Mühe gegeben mich ins Ärzteteam einzubeziehen. Häufig wurde ich von Ärzten gar nicht beachtet, v.a. wenn im Raum ein Arzt höheren Ranges anwesend war. Drittens, es gibt ein paar Ärzte, die eine miserable, unkollegiale Stimmung verbreiten durch Intrigen und Schikane. Überhaupt steht hier Schikane an der Tagesordnung. Es wird erbarmungslos nach unten getreten wie ich es noch nie gesehen habe. So zum Bsp. die morgendliche Besprechung, bei der der Chefarzt (den man übrigens nicht beim Namen sondern NUR mit Herr Chefarzt ansprechen darf!)eine Oberärztin vor allen anderen Kollegen respektlos runtergezogen und gedemütigt hat! Oder eine Assistenzärztin, die statt ihre weniger erfahrene Kollegin zu unterstützen , sie dermaßen schikaniert, dass diese in Tränen ausbricht und sich nicht mehr ans Telefon traut!!! Was ich im OP selbst erlebt und gesehen habe, wünsche ich keinem von Euch. So wie auch überall wird man im OP als Hakenhalter ausgebeutet, aber dass man dabei noch wie eine Puppe an der Hand hin und her gezerrt wird, dabei noch angefaucht und angeschnauzt wird, überschreitet für mich alle Grenzen!!!Die jungen Assistenzärzte werden dort übrigens im OP ähnlich wie PJler behandelt.
Die Schwestern auf der Station sind übrigens auch mit Vorsicht zu genießen. Manche geben öffentlich ihre Ausländerfeindlichkeit zu und bekennen sich dazu verantwortlich für die-Achtung!!!- ‚Erziehung‘ der PJler zu sein! Häufig hatte man das Gefühl: egal wie man eine Sache macht, es wird immer falsch sein. Mobbing pur!!!
Lästereien und Schikane konnte man live auf beiden Seiten erleben, sowohl unter den Ärzten als auch unter den Schwestern.
Zum Schluss noch ein paar mehr oder weniger positive Dinge, die ich erfahren habe:
Ich habe in diesem Tertial sehr viele Operationen gesehen. Zunähen durfte ich nur 3 Mal intrakutan, nachdem ich mehrmals den Operierenden darum gebeten habe. Ich konnte nur höchstens 4 Mal eine Patientin gynäkologisch untersuchen und dass nachdem ich darauf mehrmals bestanden habe. Viele Ärzte denken, dass es der Patientin unangenehm ist. Tatsächlich sind viele Frauen damit einverstanden noch einmal von einem PJler sich untersuchen zu lassen! In der Notaufnahme durfte ich ab und zu eine Aufnahme machen. Im Kreissaal ist es wichtig sich als Erstes bei der leitenden Hebamme vorzustellen, dann hat man auch gute Karten sich zu integrieren. Auf der Station und sonst im ganzen Haus machen die Schwestern die Blutentnahmen und legen Zugänge. Es gibt ein paar liebenswerte Ärzte, die die üble Stimmung ein wenig erträglicher gemacht haben. Die Begegnung mit ihnen waren die hellsten Stunden in diesem Tertial. An dieser Stelle auch meinerseits ein großes Dankeschön und toll toll toll!
Fazit: Die Gynäkologie in diesem Haus passt nur zu Menschen, denen feindliches und intrigantes Arbeitsklima egal ist oder die so etwas gut ertragen. Menschen, die ohne Probleme eine Maske aufsetzen können und sich bedingungslos anpassen können, fühlen sich hier bestimmt gut aufgehoben. Die Ausbildung der PJler und Assistenzärzte ist hier schlecht, dementsprechend lässt die eigene Motivation sehr schnell nach. Ich würde jedem empfehlen, hier sein Gyntertial nicht zu machen und schnellstmöglich zu wechseln, wenn man hier ein PJ-Platz bekommen hat. Kein Wunder, dass es letztes Jahr hier keinen einzigen PJler ein ganzes Tertial lang gab! Ich war froh als es vorbei war…