Das PJ-Tertial in Tutzing und Feldafing war wirklich toll, ich habe viel gelernt, sehr viel Teaching bekommen und Einblicke in unterschiedliche Tätigkeitsbereiche als Anästhesist erhalten. Ich kann es wirklich jedem empfehlen, egal ob man später Anästhesie machen möchte oder nicht.
Der PJ-Beauftragte ist, wie schon in den vorherigen Berichten beschrieben, wirklich super und kümmert sich wirklich sehr um einen, denke das ist einzigartig. Man wird am ersten Tag nett empfangen, bekommt einen Rundgang, einen Spind und ein eigenes Telefon. Mittagessen ist jeden Tag kostenlos möglich.
OP:
Man ist ca. 8-9 Wochen im OP eingeplant. Beginn ist hier um 7.30 Uhr. Ich habe aus München meist die Regionalbahn genommen, die um 7.00 Uhr losfährt, man ist dann zwar erst gegen 7.40 im OP, aber das hat meistens völlig gereicht, um noch was von der ersten Einleitung mitzubekommen. Ein paar Wochen bin ich auch eine halbe Stunde früher gekommen, hat sich aber eigentlich nicht wirklich rentiert, bei den ersten Einleitungen macht man meistens auch noch nicht so viel, weil es schnell gehen muss.
Während meiner Zeit gab es meistens drei bis vier OP-Säle (Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädie, Gefäßchirurgie, Allgemeinchirurgie).
Ich habe anästhesiologisch ziemlich bei Null gestartet, aber hatte eine sehr steile Lernkurve, weil man von Anfang an sehr viel machen darf und soll. Zunächst lernt man mit Maske zu beatmen, Zugänge legen und auch zügig die ersten LAMAs zu schieben und zu intubieren. Man lernt auch sehr schnell das Narkosegerät richtig einzustellen.
Am Ende meiner Zeit im OP durfte ich von der Begrüßung des Patienten über Einleitung, intraoperative Betreuung und Ausleitung alles eigenständig unter Supervision durchführen. Ich habe jeweils einmal gemeinsam mit einem Arzt ZVK und Arterie gelegt. Bei allen Regionalverfahren kann man jederzeit zuschauen, hier macht man noch nichts eigenständig.
Die allermeisten Ärzte und Pfleger sind sehr, sehr nett und bringen einem viel bei. Man merkt auch schnell, wer nicht so viel Lust auf Studenten hat, aber das sind nur die wenigsten. Ich würde auch jedem empfehlen am Anfang viel mit der Pflege mitzugehen, hier kann man auch sehr viel lernen. Während den OPs machen die Ärzte meist sehr viel Teaching.
Das einzige, was vielleicht nicht ganz so gut lief war, dass wir zum Teil für die Anzahl der OP-Säle zu viele Praktikanten waren (PJ, Famulatur, Rettungsdienst). Zum einen habe ich an manchen Tagen dadurch kaum etwas machen können (trotzdem nicht schlimm, waren vielleicht 5-6 Tage in der ganzen Zeit). Zum anderen hatte ich das Gefühl, dass dadurch die Stimmung manchmal nicht ganz so gut war, weil es für alle etwas viele Leute pro Saal waren. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass dadurch eine Art Ellenbogenmentalität unter den Praktikanten entstanden ist, was nicht so schön war. Aber wirklich einziger Negativ Punkt!
Ich würde jedem empfehlen, so viel Zeit wie möglich auch im OP zu verbringen und hier nicht die Fehltage zu legen, da es wirklich eine sehr lehrreiche Zeit war.
Prämed/NEF:
Eine Woche ist man in der Prämedikation eingeteilt und darf zusätzlich, wenn kein anderer Praktikant angekündigt ist, auch Notarzt mitfahren, was wirklich cool war. Für Prämedikation alleine wäre aber eine Woche zu lange, ich finde es wichtig, dass man mal dabei war und weiß, worauf es ankommt, aber denke 1-2 Tage wären auch okay.
Intensivstation:
Normalerweise 2 Wochen, bei mir eine wegen verkürztem Tertial. Der Oberarzt auf der Intensivstation ist sehr nett und macht sehr gutes und viel Teaching, sodass man hier wirklich auch was mitnehmen kann. Man darf die Patienten untersuchen, allerdings ansonsten nicht ganz viel praktisch machen. Kommt aber immer drauf an, als ich dort war, war gerade eine neue Assistenzärztin, die dann natürlich Arterien etc. übernommen hat.
Palliativstation:
Normalerweise auch 2 Wochen, bei mir eine. Nochmal ganz anderes Tätigkeit- und Patientenspektrum. Auch hier lernt man viel über Behandlungsstrategien am Lebensende, man ist bei den Visiten dabei und untersucht neu aufgenommene Patienten von Kopf bis Fuss.
Schmerzmedizin:
3 Wochen, bei mir 2 Wochen. Hier fährt man in die Klinik nach Feldafing, es fährt ein Mal in der Stunde vom Bahnhof Tutzing ein Bus direkt zur Klinik. Ich habe mein Rad für die Zeit dort stationiert, um flexibler zu sein. Hat mir auch ausgesprochen gut gefallen, die Schmerzklinik ist ziemlich groß. Ich war zunächst eine Woche auf Station, habe hier Patienten mit aufgenommen, ein paar Blutabnahmen und Abstriche gemacht, war bei Visiten dabei. Die Chefarzt Visite ist hier sehr lehrreich. Danach war ich eine Woche auf der Tagesklinik, hier konnte ich auch zu psychologischen und ärztlichen Gesprächen mitgehen und durfte auch verschiedene Therapien (Qi Gong, Körperwahrnehmung etc.) selber mit ausprobieren. Auch hier waren die Ärzte sehr, sehr nett und haben jederzeit viel erklärt. Der Chefarzt hat sich auch extra 2 Stunden Zeit genommen, um mir hilfreiche Tipps zur Vorbereitung auf das 3. Staatsexamen zu geben, das ist auf jeden Fall auch nicht selbstverständlich.
Ich würde jederzeit wieder das Tertial in Tutzing machen, auch wenn einem bewusst sein muss, dass man schon recht lang jeden Tag pendelt aus München raus. Von Tür zu Tür waren es nach Tutzing 1 Stunde und nach Feldafing teils 1,5 Stunden. Aber das lohnt sich auf jeden Fall!