Bericht über mein Tertial in der Onkologie der Klinik Favoriten (ehemals Kaiser-Franz-Joseph-Spital) in Wien:
Am ersten Tag wurden wir um 7.30 von der Sekretärin Frau Wagner empfangen. Diese hatte bereits alle Formularia geklärt und schickte uns anschließend zur Kassa, zur Wäsche und zum Abholen der Spindschlüssel, was wunderbar funktioniert hat. Anschließend wurden wir auf die 3 Station H01, H11 und Onko D aufgeteilt.
Ich war mit 1 anderen PJlerin auf der Station H01. Diese war während unserer Zeit im KFJ aufgrund des Pflegemangels nur zur Hälfte belegt, weshalb wir nur 11 Patienten betreut haben. Auf der Station arbeitete ein Oberarzt, eine Fachärztin sowie 2 Assistenzärzte, welche aufgrund von Diensten doch meist nie gleichzeitig auf Station waren. Zudem gab es 1-2 Turnusärzte, die mit uns in einem Büro saßen und wir dadurch am meisten miteinander gearbeitet und auch am meisten von diesen gelernt haben.
Ein typischer Tag auf der Onko begann mit der Online-Morgenbesprechung um kurz nach 8. Anschließend war es die Aufgabe der KPJler (+Turnusärzte), die stationären Patienten aufzunehmen. Dies beinhaltete Port-Anstechen/Nadel legen, Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen sowie EKG schreiben.
Am restlichen Vormittag wurden noch Aufgaben vom vorherigen Tag wie Termine für Konsile oder ähnliches erledigt.
Am späteren Vormittag startete dann die Visite, auf der man mit dem Stationsfach- oder Oberarzt die Patienten besprach und die Zimmer nacheinander abging. Es wurde auch erwartet, dass man jeden Patienten kannte und so auch immer etwas über den aktuellen Zustand der Patienten sagen konnte. Wenn man einen Patienten aufgenommen hatte, sollte man diesen auch bei der Visite kurz vorstellen können.
Im Anschluss an die Visite erledigten wir die verschiedenen, bei der Visite festgelegten Aufgaben, wie bspw CT-Termine organisieren oder das Brief-Schreiben für die Patienten, die bald entlassen werden sollten. Meist konnten wir im Anschluss Mittagessen und oft um 14 Uhr nachhause gehen.
Da im zweiten Teil meines Tertial weniger Personal auf der Station zur Verfügung stand, wurde die überschüssige Arbeit meist komplett auf uns KPJler abgewälzt. Ich habe es als oft unbefriedigend empfunden, dass man wirklich sehr viel Arbeitseinsatz gezeigt hatte und oft länger blieb, damit nicht allzu viel Arbeit an den Dienst weitergegeben werden musste, und trotzdem von den Stationsärzten angemault wurde und nur äußerst selten ein Wort des Lobes oder Dankes bekam. Einzig die Turnusärzte motivierten und unterstützen einen, wo es nur ging.
Wir wurden von Anfang an als elementare Arbeitskräfte gesehen und hatten dadurch viel Eigenverantwortung. Dadurch konnte man sehr eigenständig arbeiten, was mich im Rückblick sehr routiniert im Umgang mit Patienten, dem Port-Anstechen oder dem Schreiben von Briefen gemacht hat. Andererseits hatte ich gerade zu Anfang das Gefühl, dass man von den Fachärzten auf Station kaum bis gar nicht angeleitet wird und diese Arbeit an anderen KPJlern oder Turnusärzten hängen bleibt, was natürlich eine gewissen Fehleranfälligkeit birgt. Ich hätte mir gewünscht, dass auch von den Stationsärzten mehr Eigeninitiative für Lehre und Lernen gekommen wäre. Diese hatten aber meist keine Zeit oder fühlten sich oft auch nicht zuständig.
Auch haben meine Kollegin und ich oft keine wirkliche Wertschätzung vonseiten der Fachärzte erfahren. Meist kamen diese nur in unseren separaten Raum, um uns für irgendwelche Kleinigkeiten anzumaulen, von denen wir keine Ahnung hatten, weil wir ja nicht von ihnen selbst eingelernt wurden. Wenn bspw ein Brief nicht gut genug geschrieben war, wurde man dafür gerügt. Dass sich mal jmd mit uns hingesetzt hätte und erklärt hätte, wie wir unsere Briefe verbessern können, oder uns einen Musterbrief zur Verfügung gestellt hätte, kam nicht vor. Der Lerneffekt war dahingehend dann 0.
Hinsichtlich Fortbildungen gab es 1x pro Woche eine Fortbildung beim Primar (auch online) oder einem Facharzt. Diese waren zwar spannend, konnten aber meist nicht kontinuierlich verfolgt werden, da auf der Station oft noch so viel zu tun war. Teaching auf Station war hingegen kaum gegeben.
Besonders hat mich das Arbeiten mit den onkologischen Patienten erfreut. Da die meisten Patienten in regelmäßigen Abständen für ihre Therapien auf die Station kamen, kannte man nach kurzer Zeit die meisten und konnte ein engeres Verhältnis zu diesen aufbauen, was ich als sehr erfüllend empfunden habe. Auch waren die Patienten äußerst compliant, was ich aus der Inneren Medizin bisher nicht gewohnt war.
Trotzdem ist natürlich zu erwähnen, dass das Arbeiten mit Krebspatienten auch eine sehr belastenden Komponente, nämlich den Umgang mit dem Ableben der Patienten, mit sich bringt. Ich fand es wirklich prima, dass uns von Anfang an die Möglichkeit der Inanspruchnahme der Stationspsychologen nahegelegt wurde, falls wir mit Situationen auf Station Probleme hatten. Allein der Gedanke, dass jemand da ist, der einem helfen kann, wenn man mit dem Ableben von Patienten Schwierigkeiten hat, hat einem sehr geholfen.
Den Kontakt zur Pflege auf der Station H01 fand ich wirklich sehr gut. Bis auf wenige Ausnahmen waren alle äußerst hilfsbereit und haben bereitwillig Dinge wie spezielle Verbände oder die Handhabung von Chemotherapeutika erklärt. Ich kann die Bewertung der Vorrednerin/des Vorredners in dieser Hinsicht also nicht bestätigen.
Ambulanz Klinik Landstraße: Vor allem möchte ich aber die 2 Wochen auf der Ambulanz in der Klinik Landstraße, die ebenfalls zur Onkologie der Klinik Favoriten gehört, hervorheben. Dort sitzt man meist bei einem Arzt mit im Untersuchungsraum und lernt nochmal deutlich mehr von der Diagnostik und Therapie von onkologischen und hämatologischen Erkrankungen. Ein junger Assistenzarzt war überaus motiviert und hat mit mir viele Krankheitsbilder besprochen und mich auch zum eigenen Nachdenken über Therapiemöglichkeiten angeregt. Ich habe die Zeit in der Ambulanz sehr genossen, da man dort weniger wichtig ist und sich wie ein Famulant dazu setzen und etwas lernen kann und nicht stupide Termine für Patienten ausmachen muss. Es hat sich fast wie Urlaub angefühlt ^^
In Summe würde ich das Tertial in der Onkologie des KFJ nur Leuten empfehlen, die gerne eigenständig arbeiten wollen, mit einem hohen Arbeitspensum zurecht kommen und auch kein Problem damit haben, wenig Dank und Feedback zu erhalten. Auch würde ich die Station nur Leuten empfehlen, die später nicht in die Innere Medizin gehen wollen, da man von allgemein-internistischen Krankheitsbildern und Medikationen leider kaum etwas lernen kann.
Bewerbung
ca. 2 Jahre im Voraus über die Sekretärin Frau Wagner