Ich habe lange überlegt, ob ich diese Bewertung schreiben soll, da grundsätzlich die (meisten) Oberärzte und Assis sehr lieb sind. Trotzdem gibt es gewisse Dinge, die man wissen sollte, bevor man sich dazu entschließt auf der HNO im rechts der Isar sein PJ zu verbringen.
Wir waren leider nur 3-4 PJs, was gerade noch so gereicht hat. Wenn Leute ausgefallen sind oder 2 im OP eingeteilt waren, wurde es sehr stressig unten auf Station.
Die ersten Tage ist man eigentlich völlig verloren, da niemand weiß, woher man Kittel, Schlüsselkarte oder irgendwas herbekommt. Die alte Sekretärin ist nun im Ruhestand und die neue ist zwar super nett und bemüht aber genau so lost wie man selbst. Man kann nur hoffen, dass man nette PJ-Kollegen hat, die einem alles zeigen.
Man wird eingeteilt auf 2 Monate OP/Station und 2 Monate Ambulanz. Eigentlich sollen nur diejenigen, welche auf Station eingeteilt sind in den OP gehen aber es gibt gewisse Ärzte, die sich ihren lieblings-PJ suchen und mit dem dann alles gemeinsam machen. So kann es passieren, dass auch wenn man sehr gerne Septumplastiken und Rhinoplastiken sehen möchte, die zuständige Oberärztin niemand anderen mit in den OP nimmt als "ihren" PJ. Darin sieht die Dame auch kein Problem, wenn man sie darauf höflich anspricht.
Auf der Ambulanz darf man eigentlich die leichteren Patienten alleine betreuen, falls es eine freie Kabine gibt. Es nimmt dich aber niemand an die Hand und zeigt dir, wie man die Ambulanz-Karteien ausfüllt oder wie man die Geräte bedient oder überhaupt einen Status macht. Das war mein letztes Tertial und zum Glück hatte ich zuvor auf der HNO famuliert, ansonsten wäre ich komplett verloren gewesen. Es wird nämlich erwartet, dass man selbstständig alle gängigen Krankheitsbilder alleine diagnostizieren kann und auch weiß, wie man mit dem starren Endoskop oder dem Mikroskop Patienten untersucht und therapieren kann. Danach muss man sich auch einen Assi finden, der einen erbarmt zu vidieren. Wenn man sich anfangs unsicher ist und deshalb möchte, dass jemand nochmal drüber schaut ist das spätenstens ab dem 3. Mal super nervig für den armen Assi und einen selbst. Die Schwestern auf der Ambulanz sind aber sehr nett und helfen auch einem. Die Schwestern auf der Normalstation sind eine Vollkatastrophe. Bei 50% weiß man auch den Namen nicht, da die von einer Leiharbeitsfirma kommen und von Basic Patientenversorgung noch nie etwas gehört haben. Zum Leid der Patienten. Den tetraplegen dementen Patienten habe ich umgelagert und während dessen altes Material unter ihm entdeckt, was Druckstellen verursacht hatte.
Auf Station hat man ebenfalls keinerlei Einführung ins Computersystem sondern hofft, dass einem der ältere PJ Abläufe erklärt. Es gibt eine allgemeine und eine Privatstation. Von der Privaten sieht man aber nicht viel außer zum Blut abnehmen und Abstriche machen.
PJ-Unterricht gibt es einmal in der Woche. Der ist aber während meiner Zeit dort ca. zu 40-50% ausgefallen, da die Assis selbst alle überarbeitet sind.
Genereller Ablauf:
Dienstbeginn ist 07:45 Uhr mit der Morgenbesprechung. Man muss umgezogen mit weißem Kittel und Scrubs da sein, Zivilkleidung wird sehr ungern gesehen. Es empfiehlt sich um 07:30 Uhr da zu sein, damit man genug Zeit zum umziehen hat und kurz das PJ-Telefon zu holen und den OP Plan des Tages zu holen. Wenn man seinen Morgenkaffee braucht, dann sollte man den auch am besten vor der Morgenbesprechung trinken, weil oft die ersten Anrufe von Station und OP um kurz vor 8 schon kommen.
Die Dynamik des Teams habe ich nicht ganz durchblicken können. Manchmal kommt die Chefin gar nicht, manchmal kommt sie und verlässt nach der Übergabe vom Nachtdienst den Raum, obwohl noch Fortbildungen/M&M-Konferenzen anstehen. Wertschätzend gegenüber ihrem Team ist das auf jeden Fall nicht. Und man merkt, dass es da gewisse Spannungen gibt.
Nach der Morgenbesprechung geht es entweder auf Station, direkt in den OP oder wenn man in der Ambulanz eingeteilt ist kurz in die Küche einen Kaffee trinken.
Auf Stationen stehen Blutabnahmen und Verbandswechsel an, die gerne und gut den ganzen Vormittag in Anspruch nehmen können. Je nachdem wie schnell man ist. Kanülenwechsel des Tracheostomas bei CoVid positiven Patienten machen auch die PJs. CoVid Abstriche und Blutabnahmen von den aufzunehmenden Patienten wurden auch immer öfter an uns delegiert, weil die dafür zuständige PA entweder krank oder überarbeitet war.
Je nachdem wie viele Ärzte auf Station eingeteilt sind, muss man auch Dinge erledigen wie Telefonanrufe machen, Briefe schreiben, Untersuchungen anfordern etc.
Zum Mittagessen konnte man eigentlich fast immer gehen, außer man steht im OP. Das ist gratis für die PJler.
Dienstende war selten vor 16 Uhr und meistens zwischen 16-17 Uhr. Ich war auch oft länger da, vor allem wenn eine OP bis spät Abends ging. Zeitausgleich gibt es keinen, es interessiert niemanden wenn man länger bleibt aber sehr wohl wenn man mal früher geht. Einen Tag zum Ausgleich frei bekommen hat man nicht, außer man macht einen Dienst mit. Dann bleibt man von 07:30 Uhr morgens bis Abends. Das kann entweder bis 20 Uhr sein, wenn der Assi nett ist oder bis um 22:30 Uhr.
Über den OP kann ich nichts schlechtes berichten. Die Stimmung ist immer gut, wenn man interessiert ist bekommt man was erklärt. Ungut fragen tut nur die Chefin aber es hat keine wirkliche Konsequenz, wenn man auf ihre Fragen nicht antworten kann. Ganz ohne Ahnung sollte man in die OPs mit ihr aber nicht gehen.
Rückblickend verbinde ich meine Zeit auf der HNO eher mit mehr negativen als positiven Erinnerungen, obwohl ich mich sehr auf die Zeit dort gefreut hatte. Ich hatte keinerlei Mentoring und hatte das Gefühl dass ich dort nicht zum lernen sondern zum arbeiten bin. 90% meiner Aufgaben hätte auch eine Pflegeperson erledigen können, dafür braucht es keine 6 Jahre Studium und ist bestimmt nicht Sinn und Zweck des PJs.
Nach uns waren es dann 7 PJler, das war bestimmt entspannter als bei uns mit der Arbeit.