Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich wollte im klinischen Studienabschnitt bereits einmal eine Famulatur im Landesspital machen, weil ich von einer Kommilitonin gehört hatte, dass man dort eine wirklich gute Ausbildung erhält. Damals wurden aber nur Unterassistenten für mindestens 6-8 Wochen eingestellt. Deshalb hatte ich mich dann dazu entschieden, mein Chirurgie Tertial in Liechtenstein zu verbringen.
Tagesablauf und Aufgaben:
Der Tag beginnt normalerweise so zwischen 7:15 und 7:30 Uhr im Stationszimmer mit dem Einlesen in die neuen Patienten. Um 7:45 Uhr ist dann Morgenrapport zusammen mit den Medizinern (außer man ist direkt im OP eingeteilt). Um 8:05 Uhr startet die Visite auf der IMC und wird dann auf der Interdisziplinären Abteilung fortgesetzt. Hier dokumentiert man als Unterassistent den Verlauf.
Nach der Visite werden die Austrittsberichte inkl. Rezepte und Physioverordnungen fertig gemacht, Kontrolltermine vereinbart und bei den Hausärzten Vorbefunde etc. angefordert. Wenn alle Stationsaufgaben erledigt sind, ist man eigentlich erst einmal frei in der Tagesgestaltung: man kann in den OP gehen, in der Sprechstunde den Oberärzten über die Schulter schauen oder auf dem Notfall mitarbeiten und dort eigene Patienten betreuen – immer mit einem der Assistenzärzte vor Ort, mit dem man alles besprechen kann.
Um 11:45 Uhr ist dann Röntgen Rapport mit dem Radiologen und den Medizinern. Im Anschluss geht man meist gemeinsam Mittagessen. Das klappt eigentlich fast immer, außer man ist den ganzen Tag im OP eingeteilt. Aber selbst dann bekommt man bis nachmittags noch eine Portion frisch gemachte Pommes, wenn man das offizielle Mittagessen verpasst hat.
Nachmittags hat man dann fest im Kalender geplante Eintrittsgespräche mit den Patienten, die elektiv operiert werden. Hier nimmt man noch einmal den aktuellen Status Quo auf und dokumentiert ihn in einem Bericht. Diese Patientengespräche machen immer die Unterassistenten. Durch die Vielzahl habe ich noch mehr Routine in Bezug auf die wichtigsten Fragestellungen und die körperliche Untersuchung bekommen.
Team:
Das Team ist wirklich spitze. Es herrschen sehr flache Hierarchien, man ist mit allen per Du – auch mit dem Ärztlichen Direktor oder der Spitalleitung. Das erleichtert einem auch das Fragen stellen in vielen Situationen. Nachfragen war allgemein immer gern gesehen, jeder hat einem versucht, etwas beizubringen, angepasst auf das bereits vorhandene Wissen. Ein Highlight war hier zum Beispiel, dass eine Assistenzärztin uns Unterassistenten das Legen von Thoraxdrainagen an einem Schweinepräparat beigebracht hat. Das Team der Assistenzärzte wechselt natürlich immer mal wieder, aber ich konnte von jedem etwas lernen.
Wenn man das Glück hat und noch weitere Unterassistenten da sind (es sind maximal zwei auf der Medizin und zwei in der Chirurgie), kann man auch am Wochenende super etwas zusammen unternehmen. Ich war aber auch mit den Assistenzärzten abends mal zusammen etwas trinken oder essen und bei einer Feier außerhalb der Klinik eingeladen.
Fortbildungen:
Fortbildungen für die Assistenzärzte finden auch relativ regelmäßig statt. Freitags ist Journal Club im Anschluss an den Morgenrapport, ansonsten gibt es einen wöchentlichen Sono Kurs. Fortbildungen in Angiologie und Pneumologie werden von Ärzten aus dem Kantonsspital Graubünden gehalten.
Wohnung und Umgebung:
Das für 150 CHF zur Verfügung gestellte Appartement liegt etwa 20 Minuten zu Fuß entfernt im nächsten Ort. Man hat ein eigenes kleines Bad, eine Küchenzeile, die auch mit den wichtigsten Kochutensilien ausgestattet ist und einen Wohnraum mit großem Bett und Sofa. Waschmaschinen und Trockner sind in einer Waschküche ebenfalls vorhanden. Für den Preis absolut in Ordnung.
Vaduz selbst ist relativ klein, wie das ganze Land eigentlich. Gerade wenn man ein Auto hat, ist man aber super schnell in der Schweiz und in Österreich und kann dort alle Vorzüge der Berge genießen. Aber auch in Liechtenstein findet sich die ein oder andere wirklich gute Wanderung. Für Bergliebhaber auf jeden Fall sehr zu empfehlen.
Fazit:
Ich hatte ein wirklich gutes Tertial in Liechtenstein. Gerade die Zusammenarbeit in einem kleinen Team hat mir gut gefallen, weil einem mit der Zeit so immer mehr Aufgaben zugetraut wurden. Ich konnte durch die Assistenz in den OPs der gynäkologischen und urologischen Belegärzte zudem noch einen Einblick in kleinere chirurgische Fächer gewinnen, die ich mir sonst wohl nicht näher angesehen hätte.
Durch die Größe des Hauses sieht man natürlich nicht die ganz großen OPs wie Whipple, Polytraumata o.Ä. und es kann auch mal vorkommen, dass der OP Plan nicht so gut gefüllt ist und man nicht jede Woche in den OP kommt. Aber auch da findet sich immer eine neue Herausforderung und etwas Spannendes, was man sehen oder lernen kann.
Wenn ihr euch für Liechtenstein entscheiden solltet – freut euch drauf.
Bewerbung
knapp 2,5 Jahre im Voraus bei Carolin Marxer via E-Mail