Da man am ersten Tag des Chirurgietertials für 2 Rotationen à je 8 Wochen eingeteilt wurde, habe ich eine Hälfte des Tertials auf der Herzchirurgie des Virchow verbracht. Da die Herzchirurgie und das DHZB noch nicht fusioniert sind (erst 2023), sind es 2 komplett separierte Einsatzbereiche.
Die grundsätzliche Einteilung sieht vor, dass man 2 Wochen auf der kardiochirurgischen Intensivstation W2i verbringt, dann 2 Wochen auf der Normalstation W3 und für die restlichen 4 Wochen im OP eingeteilt ist. Die Sekretärinnen sind aber super nett und man konnte die interne Rotation etwas flexibler gestalten.
Beide Stationen haben ihre gemeinsame Frühbesprechung um 7 Uhr, die dauert zwischen 30 Sekunden und 5 Minuten.
Auf der W2i gibt es mit dem Oberarzt der Station (einem Kardioanästhesisten) eine kurze Visite, die nicht länger als 20 Minuten dauert. Es sind auch nie mehr als 7 oder 8 PatientInnen auf der Station. Dann werden die Pat. zwischen den Studierenden und den Stationsärzten/der PA aufgeteilt und man muss den Status erheben, also in eine elektronische Patientenakte Vitalparameter und Befunde der tgl. körperlichen Untersuchung dokumentieren. Damit ist man eine Weile beschäftigt, je nachdem, wieviele Pat. man zugeteilt bekommt.
Den restlichen Vormittag verbringt man mit Briefe schreiben und das Echogerät für den OA vorzubereiten und danach zu putzen, was recht zeitintensiv ist und man eigentlich insbes. bei der Vorbereitung nichts richtig macht. Während der Echountersuchung, die nötig sind für die Verlegung auf die Normalstation, steht man hinter dem Oberarzt und darf maximal zuschauen. Selber eine Echountersuchung habe ich auf der W2 nie durchführen können. Der Stationsarzt ist alleine für die Pat. zuständig und deshalb ist kaum Zeit für Lehre. Ansonsten legt man einige wenige Flexülen bei Pat., die verlegt werden oder zieht Thoraxdrainagen oder Schrittmacherdrähte.
Eine Mittagspause ist jederzeit möglich. Um 14:30 ist dann noch eine kurze Abschlussvisite (inkl Übergabe an den Spätdienst) und meist war um 15 Uhr Schluss.
Auf der W3 war es auch vom Arbeitsklima deutlich angenehmer. Die Stationsärzte legen viel mehr Wert auf Lehre und sind für die Blutentnahmen (nie mehr als 5) sehr dankbar.
Nach der Frühbesprechung kann man an der Verbandsvisite teilnehmen und auch Schrittmacherdrähte ziehen. Die Blutentnahmen halten sich in Grenzen und waren mit 2 Pjlern und 2 Famulanten schnell erledigt. Den Rest des Vormittags gibt es meist nicht viel zu tun, aber man konnte bei den Echountersuchungen immer auch selbst schallen, ich durfte auch einmal eine arterielle BGA abnehmen. Ca. ab 13 Uhr gibt es 2-3 Neuaufnahmen am Tag, denen man eine Flexüle legt, Blut abnimmt und eine Aufnahmeuntersuchung macht. Damit ist man eine Weile beschäftigt, das lässt sich aber auch gut aufteilen, wenn genug Studierende da sind. Der Tag ist dann auch gegen 15 Uhr beendet.
Wenn man in der 4-wöchigen OP-Rotation ist, kann man sich aussuchen, auf welcher Station man "eigentlich" bleibt und von dort aus runter in den OP geht. Man steht als Student entweder an 1. Stelle (um 8) oder an 2. Stelle (etwa 12 oder 13 Uhr). Da die meisten OPs Bypasse sind, dauert eine OP etwa 4-5 Stunden, je nach Komplikationen.
Man steht eigentlich immer als 3. oder 4. Assistenz im Plan und ist deswegen immer "drüber" eingeplant, also man ist nicht notwendig dort. Ob man überhaupt steril am Tisch zuschaut oder von der Anästhesieseite aus, hängt vom Operateur ab.
Ich habe mir einige OPs angeschaut, bin aber lieber die meiste Zeit auf der Station geblieben, was auch völlig ok war.
Alles in Allem ein interessanter Einblick in eine Herzchirurgie, den man sicherlich nicht überall bekommt. Durch den hohen Freizeitwert und die flexible Arbeitsgestaltung (wenig Kontaktzeit im OP) war das Chriurgietertial echt auszuhalten.