Das Tertial in Rissen war mein erstes PJ-Tertial, dementsprechend bin ich da ziemlich unwissend reingegangen. In meinen Vorstellungen hatte sich im Vorhinein schon ein relativ schlechtes Bild zusammengesetzt aus nur Blutabnehmen, keiner hat Bock auf dich und man steht nur im Weg und vergeudet eigentlich wertvolle Lebenszeit. So schlimm war es nicht!
Um das Blutabnehmen kommt man auch in Rissen nicht herum, aber generell für den Innere-Teil des PJs finde ich Rissen keine schlechte Adresse, mal von der für Hamburg relativ üppigen Aufwandsentschädigung von 400€ abgesehen.
Am ersten Tag war bei mir eigentlich alles sehr gut organisiert, die Sekretärin wusste über alles Bescheid, von ihr bekommt man auch den Essenszettel für ein kostenloses Mittagessen im Wert von 4,5€. Das hat eigentlich immer ganz gut hingehauen. Man muss jeden Tag die Mitarbeiter*innen aus der CampusSuite unterschreiben lassen, wenn man sich dort was für diesen Wert was holt. Da man aber auf dem Zettel selbst das Datum eintragen kann, an welchem man sich Essen geholt hat, kann man auch Wochenenden und Studientage eintragen, dann kann man sich auch mal noch einen Kaffee und Zimtschnecke gönnen und für 2 Tage unterschreiben lassen!
Frau Ellenschläger teilt einen auch für die Rotationen ein, man hat 4 verschiedene, die jeweils 4 Wochen dauern. Das ist ganz cool, wenn es einem auf einer Station nicht gefällt ist man schnell wieder weg und man bekommt auf jeden Fall sehr viel mit, aber ich fand es etwas anstrengend mich alle 4 Wochen neu einzufinden und das neue Team kennenzulernen. Die einzelnen Stationen sind schon auch von ihren Abläufen her sehr unterschiedlich, was am Anfang immer etwas mühsam ist. Man braucht immer 2-3 Wochen um alles so zu checken, dann macht es erst richtig Spaß, aber dann ist man halt auch schon wieder eigentlich weg.
Klamotten bekommt man aus der Kleiderkammer, blaue Kasaks sind leider immer Mangelware gewesen, da kam man ums Bunkern nicht herum. Unbedingt ein Schloss für die Umkleide mitnehmen! Studientag gibt es glaube ich offiziell alle zwei Wochen einen, aber so genau weiß das eigentlich keiner, weshalb ich eigentlich fast jede Woche einen gemacht habe, was auch klar ging.
Nun der Reihe nach:
Meine erste Station war die Notaufnahme. An sich keine schlechte Station, nur direkt als erstes hier anzufangen fand ich es sehr schwer mich einzufinden, denn richtig eingearbeitet wird man nicht. Zum Glück hatte ich "alte" PTler*innen da, die das übernommen haben und mir gezeigt haben wie der Laden läuft. Hier konnte man sofort eigenständig viele Aufnahmen machen, das hieß aver auch, dass man direkt auf sich allein gestellt war. Das ist sicherlich cool, wenn man schon ein paar Wochen da ist, aber so direkt am Anfang hat mir da schon ein bisschen die Anleitung gefehlt. Selbstständige Arbeit ist ja im PJ jetzt nicht schlecht, aber gerade bei zB Patient*innen die jetzt schon wirklich kritischer krank waren, habe ich mich da auch teilweise sehr alleingelassen gefühlt und wirklich was gelernt hat man leider durch die fehlende ärztliche "Aufsicht" dann halt auch nicht. Du konntest dir zB jederzeit ein Sono schnappen und loslegen, aber du hattest halt keinen der es dir erklärt. Als Tipp würde ich einfach immer schnell die Oberärzte der passenden Fachrichtung anrufen, die dann in die NA kommen und den Patienten übernehmen. Von denen habe ich meistens mehr gelernt als von den beiden leitenden Oberärzten, die beide meiner Meinung nach nicht dazu in der Lage sind eine Notaufnahme zu führen und mal dringend einen Kommunikationskurs belegen sollten.
Alles in Allem würde ich die Notaufnahmen-Rotation schon mitnehmen, aber vielleicht eher erst am Ende des Tertials, wenn man sich schon ein bisschen mehr auskennt.
Als Zweites war ich auf der Kardiologischen Station 15:
Das Team ist sehr nett, vor allem die meisten Assistenzärzt*innen sind wirklich super lieb, aber leider halt komplett im Stress und haben kaum Zeit dir irgendwas zu erklären, es sei denn dich einzuarbeiten. Ich habe irgendwann rausgefunden, dass man einfach alles direkt einfordern bzw fragen muss, dann kann man eigentlich alles ziemlich gut mitmachen und sieht auch viel oder bekommt dann auch was gezeigt. Also immer Morgens einen Arzt/Ärztin fragen ob man mit ihm/ihr Visite machen kann!! Man kann dann zB auch beim Echo zuschauen oder mit ins Herzkatheterlabor gehen. Muss man aber alles selbst einfädeln, das bietet einem keiner an! Aber das geht ohne Probleme und man ist überall gern gesehen.
Hier habe ich aber auch die meisten Briefe geschrieben und mit Abstand am meisten Blut abgenommen, vor allem die Montage waren der Horror. Aber die Assistenzärzt*innen freuen sich halt mega, wenn sie das nicht auch noch machen müssen, bzw. teilweise helfen sie dir auch und nehmen die Blutentnahmen auf die Visite mit. Es kommt halt so wie immer darauf an, welche Ärzte da gerade sind. Dadurch waren einige Tage sehr gut, andere weniger. Alles in allem fand ich es okay!
Als drittes sollte ich eigentlich au die Gastro, da hatte ich jetzt aber nicht so viel Gutes von gehört und habe mir dann überlegt, dass ich lieber nochmal auf die Intensiv schauen würde, was auch ohne Probleme ging. Der Chef der Intensiv war wirklich super super nett und erklärt einem wirklich viel.
Hier hatte ich auch je nach dem wer so da war eigene Patienten, konnte Arterien und ZVKs stechen und habe auch eine Pleurapunktion gemacht. Alles unter wirklich guter Anleitung und mit gutem Lerneffekt. Die Pflege war auch größtenteils super nett und wirklich fit, so dass die einem auch immer viel helfen konnten.
Leider hat die Leitung der Intensiv mittlerweile gewechselt, also kann ich nicht genau sagen, wie es jetzt dort ist.
Als letztes war ich auf der Geriatrischen Station 5, welche mich jetzt vom Patientenspektrum nicht so interessiert hat, aber hier habe ich mich mit Abstand am wohlsten gefühlt. Man hatte wirklich das Gefühl, dass man Teil des Teams war, ich hatte eigene Patient*innen und habe Aufnahmen gemacht (die in der Geriatrie schon mal gerne länger dauern mit MiniMental und allem). Ich habe immer viel mit dem Oberarzt durchgesprochen oder habe mir das Sonogerät geschnappt und habe Patient*innen gefragt ob ich sie schallen darf, dann ist ein Arzt oder Ärztin dazugekommen und ist alles mit mir durchgegangen. Es gab einen Blutentnahmedienst, was sehr angenehm ist, weil man höchstens irgendwo nochmal hingehen muss, wo die MFA es nicht geschafft hat oder mal eine Vigo legen muss. Mein Highlight war wirklich aber das Team im Allgemeinen, die Physiotherapeutinnen waren einfach super nett und die Assistenzärzt*innen waren immer sehr dankbar für deine Arbeit. Ich habe mich da wirklich wertgeschätzt gefühlt.
Der PJ Unterricht hat übrigens eigentlich ziemlich regelmäßig stattgefunden und war auch wirklich gut! Es sind ziemlich viele PJtler*innen da, man ist eigentlich immer zu zweit, außer auf der Intensiv oder Palliativ und in der Geriatrie teilt man sich auf zwei verschiedene Stationen auf.
Es sei auch noch kurz erwähnt, dass es in Rissen nicht anders ist und eigentlich sich alles um Geld dreht. Das kann man da kaum umgehen. Trotz alledem finde ich Rissen einen guten Ort für das Innere-Tertial und würde es weiterempfehlen.