Ich habe zwei Monate auf der chirurgischen Abteilung im LUKS absolviert. Anfangs dachte ich, dass es bei einem Arbeitspensum von 50h/Woche deutlich anstrengender werden würde als in Deutschland. Dadurch, dass man aber ab und zu früher gehen konnte und viele Aufgaben von der Pflege übernommen wurden (Blut abnehmen, Viggos legen) und man einen umschriebenen Aufgabenbereich hatte, war es letztendlich relativ entspannt, auf Station ab und zu auch eher langweilig, dafür auf der Notaufnahme sehr spannend.
Meine zwei Monate waren gleichermassen aufgeteilt auf Gefässchirurgie, Viszeralchirurgie und Notaufnahme. Einige waren über zwei Monate fast nur auf Station oder nur Notaufnahme. Ich würde jedem empfehlen sich vor Beginn schon mal an das Sekretariat zu wenden und Präferenzen anzugeben, die meistens auch umgesetzt werden. Es gibt meistens auf jeder Station mehrere Unterassistenten (UA), man ist selten alleine. Einmal im Monat hat man Wochenenddienst und ca. zweimal pro Woche hat man Pickettdienst (Bereitschaftsdienst) von 17:00 bis 7:00. Ich hatte über 10 Picketts aber wurde nur zweimal gerufen, was ein echt guter Zusatzverdienst war, da man eine Zulage dafür bekommt, man aber eben das Wohnheim an den Tagen nicht verlassen kann.
Auf Station ist es auf der Gefässchirurgie Aufgabe der Unterassistenten alle Patienten aufzunehmen und sie anschließende mit den Assistenten oder Oberärzten zu besprechen, die Eintrittsverordnungen zu machen und ganz viel Pulsstatus zu erheben. Ansonsten läuft man einfach mit Visite oder geht in den OP. Dort ist man meistens zweite Assistenz. Wenn man motiviert ist und sich nicht ganz dumm anstellt darf man auch ab und zu die Haut zunähen. Mittwochs ist immer Chefarztvisite, da war es erwünscht, dass jeder UA jeweils zwei Patienten dem Chefarzt vorstellt. Das war eher viel Aufregung um nichts und am Ende relativ entspannt, da man sich den Nachmittag davor darauf vorbereiten konnte und mit einem Oberarzt alles besprochen hat. Ansonsten war die Stimmung auf der Gefäss manchmal etwas angespannt im Gegensatz zur Viszeralchirurgie. Die Hierarchie und das Klima sind dort so wie man es sich von der Chirurgie vorstellt.
Auf der Viszeralchirurgie war der Umgang und der Tag deutlich entspannter. Man konnte häufiger früher gehen. Dort ist es Aufgabe der UA, bei der Visite mitzulaufen und Notizen zu schreiben, sowie die Verordnungen (Medikamente, Untersuchungen etc.), die in der Visite besprochen wurden im System anzuordnen.
Allerdings war man deutlich weniger im OP, weil dort einige Assistenten ausschließlich für OP eingeteilt sind und die UA deshalb seltener gebraucht werden. Manchmal wird man deshalb auch von der plastischen Chirurgie oder dem Schilddrüsenzentrum angerufen und gefragt, ob man dort im OP aushelfen kann. Wenn man im OP war wurde man hier aber auch mehr eingebunden.
Die coolste Zeit war definitiv in der Notaufnahme. Dort betreut man selbst (einfache) Patienten, untersucht sie, macht Anamnese und bespricht die Fälle mit den Assistenten oder Oberärzten. Bei Schockraum oder schwereren Fällen tritt man natürlich etwas in den Hintergrund. Im Schockraum ist immer ein UA dabei und dokumentiert alles was gemacht wird und ordnet alle Untersuchungen und Therapien an, die der Patient bekommt, was für den Lerneffekt eigentlich ganz cool ist, weil man als Beobachter den standardisierten Ablauf gut mitbekommt. Man kann in der NA die meisten Wunden nähen und kann zusammen mit den Assistenten Abszesse eigenständig spalten. Ich war ein relativer Chirurgie-Neuling, deshalb war das für mich alles sehr neu und cool. Einige der anderen UA hatten schon etwas mehr Erfahrung, die haben sich eher eingeschränkt und gelangweilt gefühlt, da man schon sehr eng von den Assistenten betreut wird. Es gibt auch die Option eine Woche Nachtdienst in der NA zu machen und dann eine Woche frei zu kriegen.
Insgesamt wäre ich lieber länger in der NA gewesen. Die meisten fangen in der NA an und gehen dann auf Station, ich würde es aber umgekehrt empfehlen, weil man dann schon ein wenig mehr Ahnung hat.
Das Essen in der Klinik ist sehr vielseitig. Es gibt eine große Mensa mit vegetatischen, veganen und Fleisch/Fischalternativen und jeden Tag ein Buffet mit Salat. Zusätzlich gibt es noch einen Asiaten und einen Italiener, die auch zur Klinik gehören. Es ist zwar recht teuer (10 Franken pro Essen), aber ich finde es zahlt sich aus. Wenn man für Essen sparen möchte kann man auch TooGoodToGo gut nutzen. Das Personalwohnheim ist preislich echt okay (400 Franken), man hat ein Zimmer mit grossem Bett und eigenem Waschbecken und Toilette. Duschen sind Gemeinschaftsduschen auf dem Stockwerk. Waschmaschinen gibt es im Keller.
Ansonsten ist die Natur rund um Luzern echt toll. Nachteil ist natürlich, dass alles sehr teuer ist. Es gibt ein Angebot (Schnuppe Halbtax) für zwei Monate, das 33 Franken kostet und womit man für alle Verkehrsmittel, auch für gewisse Seilbahnen, nur die Hälfte zahlt, was sich sehr schnell rentiert. Jeder der in Luzern PJ macht sollte auf jeden Fall einmal auf den Pilatus gehen, einmal mit dem Schiff fahren und in der Altstadt irgendwo Fondue essen. Auch ein Tagestrip nach Bern und Zürich ist zu empfehlen. Ich kannte schon Leute in Luzern und hatte häufig Besuch, ansonsten machen aber auch die UA aus dem Personalwohnheim oft was zusammen. Rückblickend würde ich das Tertial nochmal in Luzern machen, obwohl mir zwei Monate gereicht haben, weil man gerade im OP dann auch alles mal gesehen hatte.
Bewerbung
Ich habe mich ca. 2 Jahre vorher über das chirurgische Sekretariat (Frau Zanner) beworben.