So liebe Leute. Hier folgt nun mein Feedback zur Chirurgie Zeit im KH Schweinfurt.
Zunächst, für die die nicht alles lesen möchten: Ich kann definitiv nur davon abraten in diesem Haus ins Chirurgie Tertial zu gehen. Die Pro/Contra Zusammenfassung findet ihr am Ende des Artikels.
Ich beginne mal mit meiner Zeit in der AC:
Vorweg: Ausgenommen von allem was jetzt kommt sind ein paar Assistenzärzte und ein Oberarzt die wirklich nett waren und sich auch sofern es ging bemüht haben einem wenigstens ein bisschen was
beizubringen.
Das kann man vom ganzen Rest leider nicht behaupten. Euer Tagesablauf: Blut abnehmen, Haken halten. Das ist im wesentlichen alles.
Hin und wieder kann man zwischendurch mal ein Patient in der Notaufnahme machen, Sonografieren oder mal was übernähen - allerdings ist dies die absolute Ausnahme und funktioniert nur dann, wenn genug PJler da sind also alles 3 aufwärts.
Bei den meistens Ärzten liegt es eher nicht im Interesse den Leuten praktische Fähigkeiten beizubringen. Da merkt man schnell es geht ausschließlich um eins:
Die lästigen Handlangerarbeiten abzunehmen. Ist an sich ja voll in Ordnung sowas nebenbei zu machen - wenn man sonst nicht viel mitbekommt nervt das aber.
Die Oberärzte (bis auf einen) und die Chefetage ebenfalls. Der Ton ist dementsprechend schlecht. Die tägliche Laune und Stimmung in der Abteilung ein Witz.
Ausgerechnet der Oberarzt der hier für die PJler zuständig ist hat mit am wenigsten Bock auf euch. Stellte sich bei mir und meinen Mitstudenten nicht mal mit seinem Namen vor. Also nichtmal die einfachsten Benimm- und
Höflichkeitsregeln, die jeder aus der Erziehung mitgenommen haben sollte.
Möchtet ihr frei haben, ist es gewünscht einen Urlaubsantrag zu stellen. Eigentlich auch lächerlich. Wie jeder weiß haben wir Fehltage - völlig egal ob Krankheit, Urlaub oder was auch immer.
Zu Beginn am Einführungstag hieß es - es sei nie ein Problem frei zu nehmen, da wir ja unter dem Radar schwimmen. Von wegen.
Für genau diesen Antrag müsst ihr nämlich zu dem Oberarzt der für die PJler zuständig ist. Der unterschreibt euch die Anträge zwar, allerdings hatte ich es schon beim zweiten Mal
frei nehmen bei ihm verscherzt.
Da wurde man erst ein paar mal verstetzt und dann minutenlang ausgefragt warum man frei will und was das soll.
Mal abgesehen davon dass ich den Antrag offiziell gar nicht stellen muss.. was für eine Frechheit. Auch das Argument dass ich arbeiten musste hat nicht gezogen. Wohl auch so jemand der selbst kein Finger für die Finanzierung seines Studiums krumm machen musste.
Seither hatte er mich aufm Kicker. Das habe ich dann in der nächsten OP auch gespürt. Hat von Anfang an damit begonnen mich mit Fragen zu löchern.
Zugegeben konnte ich auch einiges nicht aus dem Stehgreif beantworten. Manches wusste ich nicht, auf manches kam ich nicht.
Einerseits weil ich mich total raffen musste solange mit den Haken stehen zu bleiben und andrerseits, weil er offenbar nicht dazu fähig ist eine einzige konkrete Frage
in ganzen Sätzen zu stellen.
Meist kam nur etwas wie "Was jetzt?" oder "Was machen wir jetzt?".
Woher soll cih wissen worauf er raus will. Wenn man so eine Frage stellt während man operiert geh ich natürlich davon aus der will wissen was er gerade genau macht - an welcher Struktur er
sich befindet oder was der nächste OP Schritt ist (den ich logischerweise meistens gar nicht wissen kann und viele der Assistenten auch nicht wissen...)
Total oft wollte er dann einfach nur auf stumpfe Theorie raus. Insgesamt habe ich natürlich gemerkt worum es eigentlich ging. Schikane und sonst gar nichts.
Hat dann von mir verlangt ne Woche später einen Vortrag im OP über alle derartigen OPs/Krankheiten zu halten. Total lächerlich - aber scheint man wohl nötig zu haben. Seither hat er nichtmal zurück gegrüßt als ich an ihm vorbei gelaufen bin.
Als das Ding die Runde gemacht hat hab ich oft gehört ich solle mir nicht daraus machen das sei nur der etwas spezielle Humor des Oberarztes.
Die meisten von uns haben natürlich schnell gecheckt, dass hier nur versucht wird die Wogen zu glätten um nachher keine zu schlechte Bewertung zu bekommen. Ist ja ne einfache Rechnung: keine PJler mehr = keine Blutabnahme-Handlanger und niemand der die Haken hält.
Bei zahlreichen andren OPs war es ähnlich. Man wird völlig ins blaue rein plötzlich gefragt was machen wir gerade und denkt sich nur "Was weiß denn ich? Ich
hab im Studium nie was von den einzelnen Schritten derartiger Eingriffe gelernt?! ..Mal abgesehen davon dass ich überhaubt nichts sehe weil die Haken die ich halten muss im Weg
sind!?" Gleich wird rumgemotzt ob man überhaupt weiß was hier operiert wird.
Fragen die man stellt werden oft mit herablassenden Gegenfragen beantwortet anstatt einfach zu sagen wies aussieht oder einem zu zeigen wies geht.
Da fragt man sich schon was bei Leuten ansonsten schief gelaufen sein muss die es nötig haben eine derartige Arroganz an den Tag zu legen und einen Studenten
den man ausbilden soll dumm da stehen zu lassen - wenn der das irgendwann mal 30 Jahre lang macht ist das auch nichts besonderes mehr..
Insgesamt ist es mir völlig schleierhaft warum es offenbar nicht im Interesse dieser Leute ist die angehenden Kollegen gescheit auszubilden.
Dass dort wohl anscheinend immer weniger PJler auftauchen wundert mich also kein Stück.
Zu den Fortbildungen im Haus für die PJler könnt ihr übrigens nur in Ausnahmefällen hingehen (wie gesagt hängt dann eben daran wieviele Leute ihr seid) - denn ihr steht entweder beim Blutabnehmen oder am Hakenhalten im OP.
Studienzeiten oder Studientage wie in sogut wie jeder andren Klinik die für euch eigentlich vorgesehen sind (in vielen Häusern/Uni ja z.T. ein ganzer oder immerhin ein halber Tag/Woche) gibt es ebenfalls
nicht.
Arbeitszeit beginnt morgens mit der Visite - da solltet ihr so um 07:10 Uhr auf Station sein. um 15:15Uhr (mittwochs 15:30) ist Nachmittagsbesprechung mit anschließender Röntgenbesprechung - danach könnt ihr so gegen 16 Uhr dann gehen.
Kommt aber auch durchaus vor dass ihr kurz vor Ende des Arbeitstages nochmal in den OP runter sollt zum Haken halten. Ob ihr sowas dann mitmacht ist eure Sache - meine Mitstreiter und ich haben sehr früh erkannt, dass weder der Umgangston noch die Ausbildung was hergibt.
Daher haben wir auch konsequent darauf bestanden pünktlich nach hause zu gehen. (Für Überstunden gab es bei den meisten übrigens auch lediglich wenn man Glück hatte ein "Tschüss." Häufig aber auch gar nichts.)
Alles in allem - ich rate dringend dazu in der Abteilung Allgemeinchirurgie einen großen Bogen um diese Klinik zu machen. Die haben es meiner Meinung nach absolut
nicht verdient, dass dort Nachwuchs "ausgebildet" wird. Dann gibt es eben weniger oder vielleicht irgendwann keine PJler mehr die in der Chirurgie dort nachrücken.
Wenn man immernoch so verblendet ist, dass man in der heutigen Zeit meint, sich das auf Dauer leisten zu können dann wünsche ich: Viel Erfolg! ;)
Zusammenfassung:
Pro:
- ein paar Assistenzärzte und zwei Oberärzte die einem wenigstens versucht haben ein bisschen was zu zeigen und auch alles in allem nett und freundlich waren
- theoretisch recht umfangreiche Fortbildungsmöglichkeiten im Haus (zu denen ihr aber insbesondere wenn ihr nicht genug leute seid oft nicht gehen könnt) ausgenommen in der Chirurgie - hier fand die wöchentliche Fortbildung 2mal 4 Monaten statt
Contra:
- häufig herabwürdigender, respektloser teils unverschämter und arroganter Umgangston - insbesondre ausgerechnet von Seiten des PJ-beauftragten Oberarztes
- Urlaub sei kein Problem: soll aber beantragt werden (Unterschrift ist beim PJ beauftragten Oberarzt einzuholen, der nicht selten was dagegen hat und einen das auch spüren lässt): läuft das gerade nicht rein personaltechnisch ist es auf einmal doch ein Problem
- viel Blut abnehmen, viel Handlangertätigkeit, viel Haken halten, kaum Ausbildung
- sogut wie nie Fortbildung (obwohl 1x pro Woche angekündigt)
- keine Studientage
- zwar 400 Euro aber je nach Wohnort natürlich abzüglich Fahrtkosten