POSITIVES
+ Seminare an mindestens drei Tagen in der Woche: Dienstags 15 Uhr Lehrvisite Chirurgie, Mittwochs 11 Uhr Lehrvisite Innere und 13.30 Uhr PJ-Seminar, Donnerstags mal Neurologie Seminar, mal Plastische Chirurgie; die Seminare sind verpflichtend und man hat an drei Tagen in der Woche einen Grund, um der Stationsarbeit zu "entkommen"
+ Sehr gute Lehrkoordination. PC-Zugang, Schlüssel, Spinde, Mitarbeiterkarte haben wir alle am ersten Tag direkt bekommen
+ Freie Wahl bei den Rotationen
+ In allen Rotationen gab es immer mindestens einen Arzt/ eine Ärztin die Lust hatte, einem was beizubringen
+ Die Möglichkeit, jederzeit (sehr alte) Sono-Geräte zum Üben zu bekommen
+ Man war (bis auf Intensiv/NFA) immer mit einer weiteren PJlerin eingeteilt, was vieles angenehmer gemacht hat
NEGATIVES
- Oft sehr schlechter Kontakt/ schlechte Kommunikation mit der Pflege, gerade mit den Stationsleitungen. Ich habe sehr großes Verständnis, dass (gerade während Corona) eine große Arbeitsbelastung für die Pflege besteht, aber wenn die Basics der höflichen Interaktion nicht möglich sind, hört das Verständnis ein Stück weit auf. Es gab natürlich auch viele super nette Pflegende, leider wurde das durch die sehr negativen Momente manchmal etwas überschattet.
- Kein vergünstigtes Mittagessen. Ich war schon dankbar, dass es nach dem Brand überhaupt mal wieder warmes Essen im BHL gibt. Aber jeden Tag 3,90€ für ungeiles vegetarisches Essen zu bezahlen, frustriert einen bei nur 400 € Aufwandsentschädigung im Monat.
- Vielleicht Meckern auf hohem Niveau, aber die chirurgischen Seminare haben regelmäßig nicht wie geplant stattgefunden. Nach ein paar Wochen ließ sich dann heraushören, dass die Chirurgen wohl nichts von einem fixen Lehrplan wussten.
- Ich fand es wirklich sehr nett, dass die Kardiologie einen Echo-Kurs angeboten hat. Leider waren die Seminare auf einem Niveau, das für mich eindeutig zu weit fortgeschritten war. An der Echo-Prüfung zum Erwerb des Zertifikats haben am Ende nur 2 von uns internistischen PJlerinnen teilgenommen, weil der Übungsaufwand nicht realistisch möglich war.
Zusammenfassung: Ich war insgesamt sehr positiv überrascht von diesem Tertial. Meine Erwartung an Innere war, ausschließlich als Blutentnahmeknechtin missbraucht zu werden und das hat sich so definitiv NICHT bestätigt. Klar gab es häufig typische PJ-Aufgaben wie BEs, Viggos oder Befunde anfordern, aber man hat meistens auch eine Gegenleistung bekommen. Es wurde sich fast immer bedankt, es gab viele ÄrztInnen, die bemüht waren, einem theoretisches oder praktisches Wissen zu vermitteln. Ich würde das Tertial jedem weiterempfehlen, gerade denjenigen, die sich wie ich nicht als InternistInnen sehen. Ich würde sagen, dass ich einiges für meinen späteren Arbeitsalltag mitgenommen habe.
Detailiertere Bewertung der einzelnen Stationen:
Intensiv/NFA: Die Rotation, die mir fast am besten gefallen hat.
Intensiv: Jeder Morgen beginnt mit der Übergaberunde, an der der Nachtdienst, der Tagdienst und diverse Oberärztinnen und -ärzte der verschiedenen internistischen Fachrichtungen teilgenommen haben. Jeder Patient wurde täglich neu vorgestellt und der aktuelle Status/ das weitere Procedere besprochen. Dadurch hat man mal die Verläufe richtig mitbekommen. Nach der Visite hatte ich als PJlerin keine festen Aufgaben. Ich habe häufig bei den BGA-Runden geholfen, wurde aber auch nicht dazu verpflichtet. Ich wurde fast immer zu interessanten Sachen dazu gerufen und mir wurde viel zu Beatmung und Dialyse erklärt. Leider hat sich im regulären Dienst nie die Gelegenheit ergeben, dass ich einen ZVK o.Ä. lege. An meinem letzten Tag habe ich einen Dienst auf der Intensiv gemacht, in dem der Assistenzarzt Zeit hatte, mich dann doch bei einem ZVK und bei einer Arterie anzuleiten. Je nachdem, wer Dienst hat, kann ich das also auf jeden Fall empfehlen.
NFA: Man soll/ darf schnell eigenständig Patienten betreuen, also BE, Anamnese, Untersuchung, Sono,... . Alle 3 Oberärztinnen und die Assistenzärztin waren super nett. Es wurde sich auf jeden Fall bemüht, mir etwas beizubringen. In meinen 2 Wochen kam tatsächlich kein einziger internistischer Schockraum und ansonsten war viel AZ-Verschlechterung dabei, aber um die Abläufe in einer Notaufnahme zu lernen, fand ich es sehr gut. Leider auch hier negative Erfahrungen mit der Stationsleitung.
3.3: Diese Allgemein-Internistische bzw. endokrinologische Station hat viele internistische Großbaustellen und Langlieger zu bieten. Hier musste man immer viele Blutentnahmen übernehmen und das bei PatientInnen mit sehr kritischem Venenstatus, also eine 1A Übung :) . Die Assistenzärzte waren beide sehr sehr nett, haben aber häufig ihr eigenes Ding gemacht. Um etwas zu lernen, musste man sich manchmal bewusst dahinterklemmen. Wenn man aber nachfragt, bekommt man auch immer eine ausführliche Erklärung. Nach den Blutentnahmen war meistens nicht mehr viel zu tun. Man konnte an den Tagen, an denen kein Seminar war, schon ziemlich zeitig nach Hause gehen. Wenn man etwas motivierter ist, freut sich aber auch jeder, wenn man z. B. ein paar Briefe übernimmt. Diese Station war leider ein Beispiel für eine ziemlich unfreundliche Stationsleitung.
41.1: Meine erste Rotation war auf der pneumologischen Station. Während meiner Zeit war die Station ausschließlich COVID-19 PatientInnen vorbehalten. Das hat dazu geführt, dass wir PJlerinnen nicht so super viel mit den PatienInnen gemacht haben. Der pneumologische Assistenzarzt war richtig motiviert, uns was beizubringen und hat uns viel Lungenfunktionsdiagnostik und pneumologische Therapien erklärt. Außerdem hat er uns beigebracht, wie man arterielle BGAs abnimmt. Ein Skill, den ich gerne für die Zukunft mitnehme. Die Hierarchien in der Pneumologie sind sehr flach und auch die Oberärzte und -ärztinnen waren wirklich extrem freundlich! Wir durften in der Funktion auch das ein oder andere mal das Bronchoskop übernehmen oder am Dummy üben. Außerdem wurde regelmäßig Schoki oder Haribo von den Oberärzten mit auf die Station gebracht :)
51.3: Meine Zeit in der Kardiologie war etwas diffus. Ich konnte für mich keine richtige Struktur herausarbeiten. Morgens legt man häufig die Viggos für die Coro-Patienten. Es gibt einen Blutentnahmedienst, der häufig aber erst gegen 10 oder 11 auf die Station kommt und dann gerne versucht, gutmütigen Studierenden ihre Arbeit aufzudrücken. Das habe ich bei meinem Stundenlohn ehrlich gesagt nicht eingesehen, vor allem weil die Anfragen ziemlich unfreundlich waren. Es gibt auf der Station immer 2-3 Assistenzärzte und -ärztinnen, die alle eine andere Struktur haben und parallel Stationsarbeit, stationäre und prästationäre Aufnahmen in der Ambulanz betreuen müssen. Da kann es manchmal etwas schwierig sein, sich an jemanden zu hängen. Es gibt vor allem einen Assistenten, der uns viel beibringen wollte und uns eigene Patienten anvertraut hat. Davon habe ich viel mitgenommen. Man übernimmt meistens auch ein paar der Aufnahmen. Gestört hat mich, dass ich häufig aus "lehrreichen" Situation wie der Visite herausgerissen wurde, um auf der 3.1 (IMC) Blut abzunehmen, nur weil da gerade eine kardiologische Assistenzärztin eingeteilt war. Es wird erwartet, dass man an den Tagen, an denen man da kein Seminar hat, jeden Tag um 15 Uhr in der Coro-Besprechung anwesend ist. Leider war die 51.3 ein weiteres Beispiel für regelmäßige negative Kontakte mit einer Stationsleitung.