Rechtsmedizin ist wohl mit keinem anderen Tertial vergleichbar und trotzdem kann ich es, auch wenn man nicht unbedingt Rechtsmediziner werden möchte jedem empfehlen. Vormittags war ich meist bei den Obduktionen dabei und anschließend habe ich in (meinem eigenen!) Büro Gutachten erstellt oder Fälle nachgelesen. An einigen Tagen durfte ich mit zu Gerichtsterminen, in Kliniken zu körperlichen Untersuchungen in ganz Rheinland-Pfalz, zu körperlichen Untersuchungen in der eigenen Ambulanz, die Studentenkurse mit halten und zu Tatorten. Langweilig war mir in den 4 Monaten kein einziges Mal.
Positiv:
Die Obduktionen: es war jeden Tag mindestens ein spannender Fall dabei und häufig war die Polizei mit ein paar Zusatzinfos vor Ort. Mit dabei waren immer 2 Ärztinnen und ein/e Pärparator/-in. Von Tag zu Tag darf und kann man als PJler immer mehr mitarbeiten und kann zügig selbständig Organe entnehmen und präparieren, die Interpretation erfolgt dann gemeinsam mit den Ärzten. Das ist allein schon spannend, weil man Organbefunde sieht, die man so nie live gesehen hätte, wann schneidet man als Student schonmal in eine entzündete Lunge... Das Tötungsdelikte, Unfälle etc. spannend sind muss hier wohl nicht erwähnt werden. Die beiden Präparatoren sind richtig herzlich und ich bin gerne bei den beiden auf einen kleinen Plausch sitzen geblieben.
Körperliche Untersuchungen: diese sind total vielfältig und man ist entweder vor Ort oder fährt in eine Klinik in Rheinland-Pfalz. Hier untersucht man mal Kinder, mal Erwachsene, mal Täter, mal Opfer und hat viel zu dokumentieren. Auch hier darf man im Verlauf immer mehr selbständig übernehmen und auch mal versuchen selbst ein Gutachten zu schreiben.
Tatorte: Ich durfte mit zu Tatorten kommen und habe jede Menge auch über die Arbeit von Spurensicherung und Co. gelernt.
Gerichtstermine: alle Ärztinnen waren offen, dass man sie zu den Terminen begleiten durfte. In der Regel durfte ich mich vorher in die Akten einlesen und es gab eine kleine Vorbesprechung, meist auch eine Nachbesprechung. Man lernt die Abläufe bei Gericht kennen und hört spannende Fälle.
Weitere: Ansonsten durfte ich an Seminaren teilnehmen, die für Studenten, von Polizisten oder für Hausärzte angeboten wurden und auch hier konnte ich einiges mitnehmen. Ich durfte den Leichenschaukurs halten und mit die Räumlichkeiten für das Wahlpflichtfach gestalten. Nach Hause bin ich auch nie zu spät gekommen ;)
Negativ:
Ich hätte mir eine Einarbeitung gewünscht. In den Obduktionen geht alles ziemlich schnell und man ist am Anfang ein bisschen überfordert. Leider wurde mir in meiner ersten Woche nicht wirklich was zum Ablauf etc. erklärt, das hätte den Einstieg wohl einfacher gemacht, aber man findet rein.
Zu kurz gekommen ist mir das Teaching während der Obduktion, wie zum Beispiel: welche Befunde würden wir jetzt bei diesem Fall erwarten etc.
Fazit: Ich hatte eine großartige Zeit in der Rechtsmedizin und habe mega viel gelernt. Es ist ein vielfältiges Fach und man nimmt definitiv einiges mit, auch, wenn man nicht unbedingt Rechtsmediziner werden möchte, weiß man am Ende, wie man eine Todesbescheinigung ausstellt, wie man Verletzungen dokumentieren sollte und was die Arbeit der Rechtsmedizin ausmacht. Das Team ist total entspannt, war immer bemüht mich zu integrieren und hat mir einen richtig gute Zeit beschert.