Kleine Info vorweg: ich war nur die erste Hälfte des inneren Tertials am UKD (Fachbereich: ZNA), die zweite Hälfte dann im Ausland.
Rotation durch Fachbereiche:
Wenn man PJ in der Inneren am UKD macht, wird das Tertial in zwei Rotationen aufgeteilt (je 8 Wochen). Man darf vorweg einen Wunsch äußern (am besten schon im PJ-Portal angeben!) und die organisatorische Sekretärin probiert, den Wünschen aller PJ-ler gerecht zu werden. Es sind üblicherweise stets 2 Fachbereiche miteinander verknüpft bei den Rotationen. Sprich, wenn man seinen Wunschbereich für die eine Rotation bekommt, muss man in der anderen Rotation den Wunschbereich hinnehmen, der das Pendant dazu darstellt. Es gibt üblicherweise feste Kombinationen, leider habe ich mir nicht alle gemerkt. Ich kann nur über meinen Fachbereich sprechen. Mein Wunschbereich war die zentrale Notaufnahme (ZNA), die üblicherweise mit einer kardiologischen Station kombiniert ist. Da ich die zweite Hälfte aber im Ausland war, war ich nur in der ZNA eingeteilt und habe die Kardiologie von daher nicht mitbekommen.
Allgemeines/Betreuung:
Die ZNA am UKD ist grob gesagt in 3 Bereiche eingeteilt:
1) Die Aufnahmestation: hier liegen Patienten in Einzelzimmern (12 Stück) und warten darauf, dass ein Bett auf Station frei wird. Oder Patienten, die länger überwacht werden müssen bzw. in Isolation sind (COVID/Magen-Darm/Etc)). Die Patienten können hier durchaus 24h verbleiben, das ist dann sozusagen eine "Voraufnahme".
2.) Die 2 Schockräume (1 groß/ 1 klein) und 2 Rearäume mit den eher schwerer betroffenen/erkrankten Patienten.
3.) Die Untersuchungsräume (8 Stück) und Holding-Area (6 Überwachungsplätze für eher kürzere Überwachungen, also nicht über Nacht). Hier befinden sich auf die Triage-räume. In diesem Bereich werden die eher etwas leichter erkrankten Patienten behandelt/untersucht (meist die fußläufigen, aber auch einige RTW-Patienten).
Es ist meistens gewünscht, dass sich die PJ-ler (bzw. Famulanten) bei Dienstbeginn entweder Bereich 1 (Aufnahmestation = "hinten") oder Bereich 3 (U-Räume/Holding = "vorne") zuordnen und dort dann den Tag verbringen. In den Bereich 2 (Schockräume/Rearäume = "Mitte") dürfen wir aber jederzeit hin, wenn dort was spannendes ist, solange unsere eigentliche Arbeit grade nicht absolut zeitkritisch ist und direkt gemacht werden muss. Ich kann nur sehr empfehlen, bei möglichst vielen eintreffenden Schockräumen zuzugucken bzw. ggf. auch mitzuhelfen.
Hat man sich dann einem Bereich zugeteilt, gibt es grob 2 Möglichkeiten. Entweder man hängt sich komplett an einen Assistenzarzt dran und begleitet ihn überall hin. Kann echt mal ganz lehrreich und spannend sein, wenn er einem viel erklärt oder Dinge abfragt. Und man kriegt halt mit, wie Patienten von Anfang bis Ende behandelt werden. Variante 2: man arbeitet selbstständig. Sprich, man nimmt sich selbst die nächste Untersuchungsakte vom nächsten Patienten und ruft diesen auf. Dann kann man nicht nur Anamnese und körperliche Untersuchung machen (und beides auch schon im Arztbrief dokumentieren), sondern auch bei Bedarf z.B. schon ein Sono Abdomen durchführen (dürfen wir selbstständig). Ebenso wie die Blutwerte und das EKG auswerten (beides vorab schon durch die Pflege vorgenommen in der Triage) und dokumentieren. Und auch schonmal überlegen, welche weitere Diagnostik und Therapie sinnvoll ist. Dadurch wird man total fit in strukturierten Patientenaufnahmen, im EKG-Lesen, im Sono, in Verdachtsdiagnosen stellen etc. Ich fand dieses selbstständige Arbeiten sehr toll und lehrreich! Im Anschluss übergibt man dann den Patienten an einen zuständigen Arzt, der dann nochmal ein paar Dinge mit einem durchspricht bzw. sich den Patienten nochmal kurz selbst anguckt. "Seine" Patienten kann man dann auch teils bei der Mittagsbesprechung vorstellen.
Ich finde eine Mischung aus Variante 1 und 2 sinnvoll. So oder so kriegt man aber eh zwischendurch noch Aufgaben von Ärzten zugeteilt (2. Trop abnehmen, MRSA-Abstrich, Covid-Schnelltest, Medikamente erfragen, etc.) oder wird von der Pflege um Hilfe gefragt, falls sie keinen venösen Zugang finden bzw. das Blutabnehmen nicht klappt. Üblicherweise fragt dann die Pflege erst uns PJ-ler um Hilfe (und nicht die Ärzte). Wir dürfen auch eigenständig unter Sono-kontrolle eine Viggo legen, wenn es sonst zu schwer ist. Insofern habe ich in der Zeit auch sonogesteuerte venöse Punktionen gut gelernt.
Die Oberärzte nehmen sich auch zwischendurch gerne mal Zeit für einen (solange man sich halbwegs motiviert zeigt) und lassen einen unter Aufsicht z.B. auch mal ZVKs legen oder arterielle Punktionen machen. Auch kann man sich bei fachlichen Fragen immer an sie wenden, sie haben stets ein offenes Ohr für PJ-ler.
Dienstzeiten/Schichtdienst:
In der ZNA des UKD gibt es unter den Ärzten verschiedene Schichtzeiten. Ist man der einzige Student dort, sollte man am besten meistens die Frühschicht mitmachen. Ist man mit mehreren Studenten (dazu zählen ggf. auch erfahrene Famulanten) dort, spricht man sich am besten ab und verteilt sich auf die Schichten, damit nicht zu viele Studenten gleichzeitig vor Ort sind. Das ist aber vollkommen uns selbst überlassen; kein Arzt fragt, wer welche Schicht wann macht. Uns wird einfach vertraut, dass man irgendwann am Tag schon aufkreuzen wird zu einer Schicht. Dieses Vertrauen ist toll und sollte nicht verspielt werden von uns. Die klassische Frühschicht beginnt um 7:15 Uhr mit einer Morgenbesprechung/Übergabe des Nachtdienstes (mit Chefarzt) und anschließend einer kleinen Frühfortbildung. Grob gegen 8 Uhr ist das vorbei. Danach beginnt die Visite bei den Patienten, die auf der Aufnahmestation der Notaufnahme liegen bzw. in den Schockräumen oder an der Überwachung sind. Im Anschluss hat man als PJ-ler entweder einige Aufgaben bekommen oder sucht sich selbst welche in Form von neuen Patienten aufnehmen/beim Arzt mitlaufen etc. (siehe oben). Da die übliche "Busladung an Patienten" erst gegen 9-10 Uhr (frühestens) in der ZNA eintrifft, ist vorher oft noch wenig zu tun. Mit mehreren PJ-lern steht man sich dann manchmal doof die Beine in den Bauch. Deswegen haben wir uns dann oft abgesprochen, dass einfach nur ein PJ-ler morgens zur Frühbesprechung kommt, und der nächste z.B. dann erst gegen 9/10 Uhr (wenn eh mal jemand von aus ausschlafen wollte/einen anderen Termin hatte oder so). Aber da waren wir wie gesagt frei uns selbst überlassen. Ich persönlich bin immer gerne freiwillig direkt morgens um 7:15 Uhr gekommen. Dann konnte ich irgendwie besser in den Tag reinstarten, bzw. war es auch öfters von Vorteil, wenn man tagtäglich vom Chefarzt und Oberarzt in der Frühbesprechung wahrgenommen wird. Auch die Frühfortbildung und Visite waren oft lehrreich.
Um 14:30 Uhr ist dann die Mittagsbesprechung/Übergabe an den Spätdienst (wieder mit Chefarzt) plus vorweg das "EKG des Tages" (dazu unter "Lehre" unten mehr), die grob gegen 15:15 Uhr vorbei war. Danach konnte man als PJ-ler nach Hause gehen (wenn denn keine PJ-Fobi anstand). Montags war die Mittagsbesprechung noch mit einer Radiologie-Fortbildung verknüpft.
Wollte man als PJ-ler den Spätdienst machen, kommt man einfach um 14:30 Uhr zur Mittagsbesprechung. Abends wird man dann irgendwann nach Hause geschickt; auch abhängig von der Menge der anfallenden Arbeit.
Generell darf man als PJ-ler der Inneren Medizin auch "Nachtdienste"/Wochenenddienste machen. Diese finden grundsätzlich immer in der ZNA statt, egal ob man dort eingeteilt ist als PJ-ler oder auf irgendeiner Station. Wochenenddienst heißt ein normaler Früh-/oder Spätdienst in der ZNA (wie oben erklärt, nur halt am WE). "Nachtdienst" heißt von 16-24 Uhr in der ZNA. Macht man erst tagsüber seinen normalen Stationsdienst (bzw. in meinem Fall den ZNA-Dienst) und hängt danach denn besagten "Nachtdienst" dran, hat man am nächsten Tagen ausgleichsfrei. Das ist die offizielle Regelung. Die meisten Ärzte sagen aber, wir müssen tagsüber dann nicht kommen und nur den "Nachtdienst" machen und kriegen trotzdem am nächsten Tag ausgleichsfrei.
Unterricht/Lehre:
Hier möchte ich einmal zwischen der Lehre der gesamten Inneren Medizin am UKD sowie der Lehre in der ZNA unterscheiden.
1.) Lehre der Inneren: Dienstags sowie Donnerstags jeweils von 15-16 Uhr findet eine PJ-Fortbildung für alle inneren PJ-ler statt mit wechselnden Themen und Dozenten aus der ganzen inneren Medizin. Donnerstags von 14-15 Uhr gibt es zusätzlich eine Patientenvorstellung, wo reihum jeder PJ-ler mal einen Patientenfall vor allen anderen PJ-lern vorstellen muss. Ist man mit mehreren PJ-lern auf einer Station, machen diese PJ-ler den Fall gemeinsam. Es gibt einen festgelegten Fortbildungs- und Patientenvorstellungs-Plan. Bei allen Veranstaltungen ist Anwesenheitspflicht und man muss sich Unterschriften der Dozenten einsammeln. Ist man nicht anwesend, zählt der gesamte Tag als Fehltag (auch wenn man vorher auf Station war). Oft genug fallen die Fortbildungen allerdings ziemlich spontan aus - dann hat man netterweise etwas früher frei an dem Tag.
2.) Lehre der ZNA: Zum einen gibt es täglich das "EKG des Tages" (oder auch "EKG-Quickie" vom Chef genannt). Hierbei sucht der kardiologische Assistenzart täglich ein EKG vom Tag aus, was zu Beginn der Mittagsbesprechung auf den Tisch gelegt wird. Alle anwesenden Studenten (vor allem natürlich die PJ-ler) müssen dann näher treten und nach einem kurzen Blick das EKG analysieren. Der Kardiologe hilft einem bei Bedarf bzw. korrigiert. Am Anfang fühlte ich mich dadurch sehr gestresst, weil ja auch alle Oberärzte, Assistenzärzte und der Chefarzt einem dabei über die Schulter gucken. Aber die Stimmung ist sehr nett und man darf auf was Falsches sagen. Es geht nur darum, dass wir lernen sollen, schnell auf einen Blick ein EKG grob zu analysieren. Und ich muss sagen, ich finde das Konzept ziemlich gut (auch wenn ich ab und zu schweißgebadet war...). Zusätzlich zum täglichen EKG des Tages gibt es immer Mittwochs von 14-14:30 Uhr (also direkt vor der Mittagsbesprechung) eine Fortbildung in der ZNA nur für Studenten (also PJ-ler und ggf. Famulanten), abgehalten von einem Oberarzt. Ich finde das sehr toll, dass sie sich Zeit nehmen für uns. Die Themen waren auch stets gut gewählt. Leider sind die Fobis öfters ausgefallen, weil doch wieder ein stressiger Tag mit vielen Notfallpatienten war oder ein Oberarzt spontan auf eine eigene Fortbildung gefahren ist oder ähnliches. Das war dann schade. Aber teils haben sie sich dann bemüht, es andersweitig nachzuholen.
FAZIT:
Insgesamt war ich mit der Rotation in der ZNA sehr zufrieden! Ich hatte vorher schon einiges an notfallmedizinischer Erfahrung durch Nebenjobs, trotzdem habe ich noch sehr viel gelernt! Die Stimmung im Team war echt angenehm und alle waren bemüht, einem etwas beizubringen oder einen spannende Dinge miterleben zu lassen. Man wurde als PJ-ler wertgeschätzt! Oft wurde sich bedankt, wenn wir - meiner Meinung nach selbstverständliche - Arbeiten übernommen haben. Oder sich entschuldigt, wenn man mal wieder viele eintönige Jobs aufs Auge gedrückt bekommen hat (wie COVID-Abstriche z.B.). Ich fühlte mich stets gut im Team aufgenommen und nicht nur als "eine x-beliebiger Studentin". Allerdings muss man natürlich auch dazu sagen "wie es in den Wald hineinruft, so schallt es auch hinaus". Sprich: wenn man sich motiviert und engagiert zeigt, kann man total viel lernen, davon mitnehmen und eine spannende, schöne Zeit haben. Man kann es aber auch genau umgekehrt empfinden, wenn man nicht motiviert ist und nicht mal von sich aus was nachfragt, anbietet etc.