Was gut war:
- Behandlung im OP, fast alle Operateure sind echt nett, erklären viel, sind wertschätzend. War leider so ziemlich das einzige Teaching, was man bekommt.
- der LOA hat 2x guten abteilungsinternen PJ-Unterricht gemacht, allerdings nur bevor eine Kommission kam um seine Bewerbung als CA in einer anderen Klinik zu prüfen, unter anderem indem wir PJler*innen befragt wurden. Danach gab es die nicht mehr. Ansonsten macht die Allgemeinchirurgie den wöchentlichen M3-Simulations_PJ-Unterricht, der aber auch in über der Hälfte der Fälle nicht stattgefunden hat
- Die 3 motivierten Ärzte*innen, die mir auf Station auch mal was beibringen wollten. Leider haben davon mindestens 2 gekündigt.
- die Zeit auf IMC. Dort darf man als PJler*in unglaublich viel selbstständig machen, bekommt von der anästhesiologischen Oberärztin auch viel gezeigt und erklärt. Allerdings sind die (mega netten) AÄ dort meistens komplette Berufsanfänger*innen mit zum Teil keiner Ahnung von Intensivmedizin (noch keinen ZVK gelegt, können mit BGAs und kritischen Patienten nichts anfangen), was ich für die Behandlungsqualität wirklich bedenklich finde. Daher kann man als PJler*in auch so viel selbst machen und eigenständig Patienten versorgen. Was man davon hält, ist jedem selbst überlassen. Man ist auch als PJler*in für die ganzen Drainagen und das Anspülen, Ziehen, etc zuständig, davor beibringen will es aber niemand... Leider muss man dann auch alle Jobs in den Isozimmern übernehmen, wo teils tagelang niemand ärztliches reingeht weil niemand Bock hat...
- auf der MICA die Zusammenarbeit mit den Pflegeschüler*innen war wirklich toll und hat Spaß gemacht. Die beiden Praxisanleiter der Pflege haben auch uns PJlern regeläßig den Hintern gerettet, weil sie uns alle Abläufe erklärt haben, die wir noch nicht kannten.
Was nicht so gut war:
Im Grunde der Stationsalltag auf allen anderen Stationen.
Ich war in der Urlaubszeit dort und die Personalsituation ist echt schon ohne Urlaub katastrophal, Tendenz schlimmer werdend. Es hat eigentlich nie genug ärztliches Personal, trotzdem werden alle Säle und Stationen zum Maximum befahren, zum Teil mit weniger Operateuren, dafür mehr PJlern als Assistenz. (es gibt bei weitem nicht genug Ärzte und Ärztinnen, um alle Stationen, Ambulanzen & OP zu besetzen, oft müssen ÄiW 2 Stationen plus teils noch den OP oder die Ambulanz machen und es bleibt keine Zeit um PJlern etwas zu erklären und die Stationsarbeit bleibt an PJlern hängen)
- als PJler mehrere Tage pro Woche (teils war das so auf mehreren Stationen gleichzeitig) alleine auf Station, ohne Ansprechpartner (Es gab entweder keinen Arzt oder der ist nicht an seinen Funker gegangen), ohne Oberarzt, ohne dass man in die diagnostischen und therapeutischen Überlegungen und Pläne für den Patienten einbezogen wurde. Und das bei infektiösen Ausbrüchen auf Station (1-51), mehreren schwer kranken Patienten, die immer wieder auf die IMC müssen und mehrere Monate lange Aufenthalte haben, ohne eine Übergabe zu bekommen. Ein Arzt hat mir sogar verboten den OA zu kontaktieren und verboten in den OP zu gehen, weil ich dann ja keine Stationsarbeit machen könne, er war dann den ganzen Tag verschwunden). Schafft man das als PJler alleine? Klar, vielleicht. Macht es Spaß, mal den Arztalltag kennenzulernen? Klar! Aber trotzdem ist das ohne Betreuung und Rückfallebenen und Rücksprachemöglichkeit wahnsinnig gefährlich, das einfach so als PJler zu übernehmen und als Führungsebene zu dulden. Visitenführung, Dokumentation, Organisation, was man alles jeden Tag machen muss etc hat man nirgends beigebracht bekommen, auch nicht auf wiederholte Nachfrage. Entweder man konnte es aus vorherigen Quartalen oder man (incl der Patienten) ist abgesoffen.
- Außerdem hat sich die ganze Visite nicht an Hygieneregeln (Isolierung, Hände waschen,…) gehalten, auch nicht trotz C. Diff Ausbruch oder mehreren Patienten mit multiresistenten Keimen.
- ein Arzt war für 2 Stationen zuständig und hat von mir verlangt, dass ich eine Station davon selbst machen soll, auf beiden Stationen Blut abnehmen soll und dann noch einen anderen Arzt bei der Visite von 17 Außenliegern helfen solle.
- PJler sollten den 3. Dienst übernehmen, wenn niemand der ÄiW gefunden werden konnte.
- PJler sind immer fest in den OP eingeteilt (nachdem während Covid allen studentischen Hakenhaltern gekündigt wurde)
- Betreuung der MICA ist quasi nicht vorhanden. Mit der Fachärztin gab es in meinen 3 Wochen einen Tag und eine weitere Visite mit ihr (die waren auch echt toll und hilfreich und sie hat als einzige Person Feedback gegeben). Meistens waren die Stationsärztinnen der 1-42b mit zuständig für die MICA, weshalb es oft nur noch 5min vor der Frühbesprechung für die Visite von 8 PJler-geführten Patienten gab. Briefe freigeben lassen war entsprechend auch ein Problem, genauso wie Bluttransfusionen, die sich teils mehrere Tage verzögert haben, da die Ärztinnen der 1-42b im OP standen.
Es gab über die Situation eine anonyme Beschwerde von mehreren betroffenen PJlern (das hat nicht alle so getroffen, manche hatten Glück mit den Rotationen, aber es war über die Hälfte der Kohorte betroffen), daraufhin gab es ein Gesprächsangebot, der Termin wurde dann erst Wochen später, kurz vor Ende gemacht, mit dem CA, der PJ-Betreuerin (AÄ), allen PJler*innen. Eine Person wurde dann entanonymisiert und sollte die Beschwerden Vortragen, danach sollten sich alle anderen Betroffenen auch melden. Hat kurz vor dem M3 natürlich niemand gemacht, daher wurde beschlossen, dass das einzige Problem PJler seien, die keine Verantwortung übernehmen können. Man solle sich auf Station einfach selbst beschäftigen und Aufgaben suchen, das war schon früher so.
Dass das Problem war, dass eine ganze Station alleine führen inclusive Notfälle erkennen, Medikamente verschreiben, Aufklärungen machen, Blutentnahmen machen, für PJler eine zu große Aufgabe ist, und die PJler in manchen Situationen bei mehreren sich verschlechterden Patienten überfordert waren und nicht weiter wussten und niemanden anrufen konnten, wurde nicht verstanden. Zusätzlich sagte der CA, dass er findet, dass nur die Leute, die ihre Motivation dadurch zeigen, dass sie noch nach Feierabend im OP Haken halten, Teaching bekommen sollten. Und dass wir PJler im Durchschnitt die 430€ nicht wert wären.
Ich finde, damit ist zur Einstellung der Führungsebene alles gesagt.
Ich kann als Tipp nur mitgeben, was die einzigen motivierten, wirklich guten Assistenzarzt*innen machen: Schnell weg aus dieser Abteilung oder gar nicht erst anfangen.
Bewerbung
Bewerbung über das PJ-Portal der Mannheimer Fakultät