Da ich mich ja nicht für das KiLu beworben hatte, sondern einfach zugeteilt wurde, war ich zunächst enttäuscht, mir wurden aber dann viele gute Dinge von dem PJ in der Anästhesie dort erzählt. Ich bin also mit komplett offenen Erwartungen dorthin gegangen.
Letztenendes bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits habe ich wahnsinnig viel Intubieren gelernt, hatte zum Teil überragend gute Mentoren, andererseits ist die Behandlung der PJler*innen klar dort für eine Anästhesie wirklich unterdurchschnittlich und ich wurde fast täglich grundlos angekackt, was den anderen PJlern und frisch dorthin gewechselten AÄ auch so ging.
Zur Organisation:
Die für die PJ-Organisation zuständige Person war leider über längere Zeit krank geschrieben, weshalb der Start sehr holprig war, wir mussten vor Ort erstmal ein 40Seitiges Dokument ausfüllen und vielen zusätzliche Formulare und Bescheinigungen abgeben. Da gab es bei der Personalabteilung immer wieder Probleme, dass angeblich Dinge fehlen würden, die man bereits geschickt, vorbei gebracht oder von der Sachbearbeiterin selbst kopieren hat lassen. Manche Leute aus der Kohorte haben auch länger auf ihren Lohn warten müssen.
Aber es ist meine einzige Rotation gewesen, in der an Tag 1 Namensschilder, Zugangskarten, Wäsche-Karten, Essensmarken, Schlüssel für die Umkleide mit eigenem Spind (!) und eigenes Telefon da waren. Respekt dafür.
PJ-Unterricht gab es, der war wegen Covid in 2 Gruppen eingeteilt und die Leute mit dem Wahlfach waren leider nicht mit Vorgesehen. Außerdem hätte man nach Feierabend noch eine Weile dort bleiben müssen und für den Unterricht mehrere Überstunden machen müssen.
In der Anästhesie bekommt man einen Wochenplan, wann man in welchem OP-Trakt eingeteilt ist und steht täglich mit in einem Saal auf dem OP-Plan.
Meist ist man: 3 Wochen Kopf-OP, 3 Woche Zentral-OP, 1 Woche Herzchirurgie, 2 Wochen ITS, 1 Woche Schmerzdienst, die letzte Woche kann man sich aussuchen, wo man hinwill. Es kann ggf auch nach Wünschen etwas angepasst werden. Chirurgie PJler aus Mainz rotieren auch 1 Woche in die Anästhesie.
Kopf OP:
Die Zeit dort war für mich wirklich die unangenehmste. Jeder der Anästhesist*innen hat eine eigene Technik für Narkose und Intubation und die soll man bitte hellsehen und EXAKT so machen, ansonsten wird man unfreundlich angefahren. Und zwar bei allem, auch der Mundöffnung, da ruft es dann mal gerne von hinten "FALSCH!!!!". Besonders nett ist das ganze, wenn zur Pausenablöse jemand anders macht und einen deshalb anpackt, weil man es so macht wie die Person davor wollte. Das ganze kam tagtäglich vor und ist unfassbar demotivierend und frustrierend, vor allem wegen dem durch die Bank unmöglichem Tonfall. Leider ist man wegen der Einteilung auch oft bei Leuten eingeteilt, die entweder noch selbst überfordert sind, oder wirklich hart keinen Bock auf Lehre und PJler haben. Ich dachte erst, das würde an mir liegen, aber es ging leider allen so. Auch von der Anästhesiepflege wird man zum Großteil als PJler*in dermaßen unfreundlich behandelt, auch wenn man zu ihnen nett ist, sich vorstellt, ihnen Arbeit abnimmt. Das ist wohl dort normal, so werden alle neuen Leute behandelt. Ich kannte das aus mehreren anderen Kliniken überhaupt nicht und war entsprechend schockiert. Außerdem macht der OA und OP-Koordinator im KOP Mega den Zeitdruck und formuliert Kritik sehr unfreundlich und vorwurfsvoll, was bestimmt auch für die Grundstimmung verantwortlich ist.
Ich habe dort unfassbar viel intubieren dürfen, wofür ich sehr dankbar bin. Die Lernkurve wäre allerdings am Anfang steiler gewesen, wenn ich nicht alle paar Intubationen eine neue Technik hätte machen müssen. In einen anderen Saal wechseln ist vom OA explizit nicht erwünscht. Aber man darf täglich früher gehen, meist zwischen 14 und 15 Uhr.
Zentral-OP
Hier war es in der Grundstimmung deutlich besser, wahrscheinlich wegen dem entspannteren OA/Koordinator, in andere Säle wechseln war möglich, manche OÄ haben einen sogar extra zu spannenden Einleitungen mitgenommen. Auch die AÄ dort waren viel cooler, haben einem viel beigebracht und viel machen lassen.
Leider sehr schade, dass dort kaum Regional und fast keine Spinalanästhesien gemacht werden. Als PJler darf man auch nichts davon, auch keine Arterien und ZVKs machen, nicht mal mit Blutentnahmen oder BGAs hantieren, Anweisung des CA. Was wirklich schade ist und in anderen Kliniken überhaupt nicht so ist.
Das coole ist, dass man einen PJ-Zugang für das OP und ITS Protokoll hat und jederzeit dort mitarbeiten kann. Ich durfte dort auch selbst Narkosen machen, nach ca 6 Wochen PJ sogar so viele hintereinander wie ich schaffe, der Anästhesist hat mit jederzeit Fragen beantwortet und eingegriffen, falls er das Gefühl hatten dass es nötig ist, mich davor aber versucht in die richtige Richtung zu lenken. Sehr cool!
Nachteil: Kein Schlüssel für die Umkleide
ITS:
Sehr abhängig von den Ärzten*innnen, die dort sind. Morgens werden erstmal die Verlegungen gemacht, dabei sitzt man nur dumm rum, egal wie oft man anbietet was zu machen oder nachfragt, auch wenn man schon ITS-Erfahrung hat. Ich hatte das Glück, dass nach einer Woche einer meiner Mentoren aus dem OP dort war, der mir auch Dinge zugetraut hat und mich auch Patienten untersuchen und Entlassbriefe schreiben hat lassen. Leider insgesamt viel rumsitzen, trotz sehr anfängerfreundlichen Patienten (kaum Leute intubiert, oft nur postop Überwachung) und viel Eigenbeteiligung. Einem wird als PJler dort wirklich nichts zugetraut, nicht mal ein Abdomen-Sono, auch nicht wenn man es richtig demonstriert... Ich wollte unbedingt auch eigene Patienten betreuen, habe das in anderen Häusern auch gelernt und schon öfters gemacht, durfte aber leider nicht.
Herz OP:
Ich habe die Zeit dort geliebt, wahnsinnig coole Oberärzte, tolle und kompetente FÄ und Anästhesiepflege, tolles Team. Narkosemedis haben immer die Ärzte bestimmt, intubieren durfte ich trotzdem. Die OÄ geben ihrem Team unglaublich viel Rückendeckung und man darf auch wenn man gut ist, Eigeninitiative zeigt und nachfragt viel machen, mehr als ich erwartet hatte. Ich hatte teils 1:1 Teaching und Anleitung bei einigen invasiveren Dingen durch die Oberärzte, die sich extra viel Zeit dafür genommen haben und drum herum geplant haben, dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Auch TEE interpretieren kann man lernen, Vorerfahrungen und ein bisschen nachlesen sind natürlich nützlich. Es gibt auch einen TAVI-Saal, bei dem die Patienten eine Analgosedierung bekommen. Einer der FÄ dort hat mich unter seine Fittiche genommen und mir die Analgosedierung beigebracht, am Tag darauf durfte ich dann nach Rücksprache jeder Entscheidung alles selbst machen. Und nebenher wurde ich ständig ermutigt, mir neue Ziele zu setzen, die ich mit ihm oder den Oberärzten abarbeite.
Bewerbung
Bewerbung über PJ Portal der Mannheimer Fakultät, ich hatte das KliLu aber gar nicht als Option angegeben, sondern wurde einfach zugeteilt.