Mein Chirurgie-Tertial in Ilanz hat mir sehr gut gefallen. Die Klinik ist recht klein (ca. 40 Betten), was es umso familiärer macht. Auf der Chirurgie gibt es einen Chef, einen Leitenden und einen OA, sowie 4-5 Assistentinnen, dazu 1-4 Unterassistenten. Arbeitsbeginn ist 7:15 Uhr und Schluss so ca. 16:30-17:00 Uhr. Morgenrapport ist gegen 7:50 Uhr und Nachmittagrapport gegen 16:15 Uhr. Je nach Einteilung hat man eigene Aufgaben:
Station: Bei elektiven Eintritten erhebt man Anamnese und macht die Eintrittsuntersuchung und stellt den Patienten kurz den AAs vor. Hat man vor dem Morgenrapport Zeit, kann man sich 2-3 eigene Patienten anschauen, visitieren und den Tag über betreuen, immer in Absprache mit einem AA. Man ist bei Verbandswechseln dabei, schreibt die Tagesverläufe und bereitet die Austrittsberichte vor, bzw. entlässt die Patienten. Man hat hier gut die Möglichkeit, sofern man wenig Erfahrung mit Stationsarbeit hat, viel selbstständig zu arbeiten. Man macht definitiv keine Dulli-Arbeit!
OP: Hier ist man 1. oder 2. Assistenz bei verschiedenen Operationen in der Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und auch bei belegärztlichen urologischen, gynäkologischen oder neurochirurgischen OPs. Es besteht immer die Möglichkeit, bei den verschiedenen OPs zuzugucken, es ist immer sehr gerne gesehen, wenn man Interesse hat. Das Team im OP ist sehr freundlich, es hat mir immer viel Spass gemacht!
Notfall: Hier kann man sich die Patienten selbstständig ansehen, Anamnese erheben und untersuchen und dann dem AA oder OA vorstellen, inkl. Berichte etc. verfassen. Auch hier lernt man viel.
Regelmässigen PJ-Unterricht gibt es, wie in der Schweiz üblich, nicht. Jedoch findet jeden Dienstag nach dem Morgenrapport ein Journal-Club statt, ca. 10-15 Minuten. Auch die UAs sind angehalten, mindestens ein Mal ein aktuelles Paper aus der Chirurgie oder Orthopädie vorzustellen. Zudem gibt es an Tagen, an denen wenig Betrieb ist, Fallbesprechungen oder Teaching vom Chefarzt. Als UA ist man stets in alles eingebunden.
Pikett-Dienste: Die Rufbereitschaftsdienste teilen sich die UAs von Chirurgie und Medizin und gehen immer von Mittwoch-Mittwoch. Für einen Dienst erhält man 2 Kompensationstage, die man sich in Absprache mit den AAs flexibel nehmen kann. Man kann in der Nacht oder am Wochenende gerufen werden, wenn der Notfall überquillt und die AAs dort Unterstützung brauchen oder wenn eine eilige Sectio ansteht. Dann muss man innerhalb von 30 Minuten am OP-Tisch stehen können. Das kommt auch mal vor, jedoch gibt es auch Wochen, in denen man kein einziges Mal gerufen wird.
Personalhaus: Das Chalet Theresia liegt direkt neben der Klinik, der Arbeitsweg beträgt somit knapp 30 Sekunden. Die Zimmer sind unterschiedlich gross und recht urig, aber zur Region passend, eingerichtet. Es gibt Bettwäsche vor Ort. Die Gemeinschaftsbäder und -küche werden täglich(!) gereinigt und waren jederzeit sehr sauber! Die Küche ist mit allem an Geschirr, Töpfen und Utensilien ausgestattet, was man benötigt. Es gibt zudem einen gemütlichen Gemeinschaftsraum mit grossem Tisch und Sofa. Hier trifft man sich regelmässig mit den Assistenten auch aus der Medizin und den anderen UAs und verbringt feucht-fröhliche Abende! Da das Spital besonders viele Assistenten direkt nach dem Staatsexamen annimmt, ist das Team sehr jung und immer auf Augenhöhe!
Fazit: Meine Zeit am Spital Ilanz hat mir sehr gut gefallen. Wer Wert auf chirurgische Basis-Skills legt und gerne viel selbstständig arbeiten möchte, ist hier sehr gut aufgehoben. Wer an grossen Transplantationen etc. und frühem Feierabend interessiert ist, sollte sich lieber woanders umschauen.