Basel ist eins DER Topspitäler für Kinderorthopädie. Als PJ-ler hat man dort die Möglichkeit das komplette Spektrum bis zu den seltensten Kuriositäten kennenzulernen. Schon mal was vom "Maffucci-Syndrom" gehört?
Mein Stundenplan:
Montag: 7:15 Rx-Rapport mit Besprechung der besonders komplizierten oder aussergewöhnlichen Fälle
Danach: Cappuccino und Gipfeli
Dann: Entweder OP (Montags oft Tumoren, Fitbone-Implantationen und wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist auch eine Umkehrplastik oder Triple-OT) oder Eintritte durchgehen. Welche Unterlagen müssen wir noch besorgen? Müssen wir ein neues Röntgenbild anmelden?
10:00-11:00 Eintritte kommen auf Station und müssen aufgenommen, sprich im Idealfall komplett anamnestiziert, allgemein und orthopädisch durchuntersucht werden. Übergabe an den zuständigen Assistenten und den Pädiater der Station.
zw.12:00-13:00 Mittagessen
Nachmittags: Entweder OP oder Eintritte, um 14:15 Chef-Visite auf Station.
16:00-18:00 Chefsprechstunde. "Sprechstunde" bedeutet für den PJ-ler: Selbstständig Pat. aufrufen, voruntersuchen, dann dem zuständigen Oberarzt vorstellt, der legt dann das Procedere fest und der PJ-ler diktiert den Bericht der Konsultation. (Dauert am Anfang ewig, mit der Zeit bekommt man Routine im diktieren)
Feierabend
Dienstag: 8:00 Beginn mit Durchgehen der Eintrittsunterlagen, dann OP (Neuroorthopädische Fälle) oder Starten der Eintritte, wenn möglich in der Wirbelsäulen-Sprechstunde mithelfen oder beim Baby-Hüft-Sono dabei sein. Ab 17:30 Tumorboard mit Prof. H., Dr. K. und anderen Basler Tumorspezialisten
Mittwoch: 8:00 Beginn analog zu Dienstag, im OP heute: Wirbelsäule (Ventrale/Dorsale Aufrichtung bei Skoliose, VEPTR-Implantation oder Verlängerung, Spondylolisthesis u.v.m.). Wer nicht im OP ist startet Eintritte oder hilft in der Poli-Sprechstunde (v.a. Füsse, X-/O-Beine) oder Knie-Sprechstunde am Vormittag, oder Chef-Sprechstunde mit Prof. Hefti bzw. Neuroorthopädische Sprechstunde mit Prof. Brunner am Nachmittag. Da diese Sprechstunden stets stark frequentiert sind, dauert es mittwochs schon mal bis 21:00
Donnerstag: 7:45 Rapport mit den Kinderchirurgen, Fallvorstellung im Wechsel Ortho-/Chirurgie-Team, danach Chefvisite auf der Abteilung. Heute im OP: Hallux, Klumpfuss(rezidiv), Plattfuss, Coalitio, Akz. Fussknöchelchen u.v.m., Epiphyseodese mit 8-Plate oder Derotations/Valgisierende/Varisierende-OTs. Abends Fortbildung im Universitätsspital
Freitag: Start 8:00, heute Physio-Fortbildung, an der auch die PJ-ler teilnehmen können, der übliche Stationsalltag und kleines OP-Programm.
Fazit: Als PJ-ler ist man bei den Kinderorthopäden wirklich stark in die tägliche Routine eingebunden, also mit langen Arbeitszeiten rechnen. Es wird selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten erwartet, genauso wie Engagement und Begeisterung für die Orthopädie. Am Anfang ist die Arbeit im UKBB vielleicht ein Sprung ins kalte Wasser, die Ärzte sind aber stets für Fragen offen, helfen und erklären gerne und geduldig. Im OP ist man nicht nur Hakenhalter sondern kann je nach Vorkenntnissen mithelfen/selbstmachen.
Lerneffekt: Enorm (Je nach Eigeninteresse und Engagement, auf dem Silbertablett wirds nicht serviert)
Stimmung im Team: Sehr gut
Zum Weiterempfehlen? Ja, auf jeden Fall.
Tipp: Schon vor dem Start nochmal die orthopädischen Untersuchungstechniken durchgehen und einen Blick ins Hefti-Buch werfen. Erleichtert den Einstieg.
Bewerbung
Wie in der Schweiz üblich, entweder zwei Jahre oder mehr im Vorraus, oder ganz kurzfristig in der Hoffnung, dass jemand abspringt. Bewerbung per Email an Frau Gerber vom Unterrichtssekretariat, die sich wirklich sehr um ein gelungenes Tertial bemüht und immer ein offenes Ohr für Fragen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge hatte.