PJ-Tertial Gastroenterologie in CHU Pointe-a-Pitre (10/2022 bis 12/2022)
Station(en)
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Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Zum Praktikum:
Mein halbes Tertial in der Hepato-Gastro-Enterologie im CHU war durchwachsen. Da mit mir gleichzeitig neue internes (Assistenzärzte) anfingen, herrschte reges Chaos. Leider mussten die sich selbst erst zurechtfinden und hatten eigentlich keine Zeit für Studenten. Es funktionierte nicht nach dem normalen französischen System, wo externes (Studenten) ihre eigenen Patienten untersuchen und den Verlauf dokumentieren, da es in den französischen Antillen noch kein Programm gibt welches Medizinstudenten konkret in Krankenhäusern einbindet.
Man hatte als Student also eher eine Beobachterrolle, was schlussendlich dazu führte, dass man viel rumsaß und zuhören musste. Man konnte sich durchaus Patienten selbst aussuchen, aufarbeiten und einem interne vorstellen, hat aber keine direkt zugeteilt bekommen. Da ich nicht jeden Tag auf ein Neues die internes nach einem Patienten für mich fragen wollte, habe ich es nach einer gewissen Zeit auch einfach sein lassen und mich mit dieser Rolle als stiller Beobachter abgefunden. Normalerweise konnte man nach Visite und Frühbesprechung dann gegen 11 Uhr gehen. Mittwochs ist "Staff" also extensive Besprechung aller Patienten, was sich gerne bis 13 Uhr gezogen hat. Die Arbeitstage waren also recht kurz.
Gute Französischkenntnisse sind m.M.n. in der Inneren Medizin unabdingbar, weil einem das Praktikum ansonsten tatsächlich überhaupt nichts bringt. Die Struktur und Infrastruktur des CHU ist teilweise echt grausam. Man merkt, dass man trotz der Zugehörigkeit zu Frankreich das Krankenhaus nicht mit einem größeren Krankenhaus im westlichen Europa gleichstellen kann. Das Niveau ist teilweise doch tiefer und die Therapieansätze sicherlich nicht Leitliniengerecht. Die Behandlung von Patienten wird manchmal durch organisatorische Probleme über Wochen hinaus verzögert, was teilweise auch zum unnötig vorzeitigen Tod geführt hat. Die internes waren abgesehen davon sehr sehr nett und haben einen eigentlich gehen lassen wenn man wollte.
Zum Leben auf Guadeloupe:
Man muss sich klar machen, dass auf Guadeloupe das ganze Jahr über die Sonne gegen 17:30 untergeht. Falls man also etwas von der Insel sehen möchte und davon profitieren will, überlegt man sich am besten sehr gut wie lange man im Krankenhaus bleiben will.
Die Insel an sich ist natürlich wunderschön und hat an Wassersport und sonstigen Aktivitäten sehr viel zu bieten. Die Freizeitangebote sind unschlagbar. Es gibt regelmäßige kulturelle Happenings und Feiern. Man lernt sehr schnell andere PJler kennen und unternimmt im Allgemeinen sehr viel zusammen. Der Großteil der Studenten wohnt in Le Gosier. Es empfiehlt sich frühzeitig nach einer Wohnung Ausschau zu halten, da die Guadeloupe doch recht teuer ist. Es ist bei den meisten Unis möglich sich über das Erasmus-Programm fördern zu lassen.
Der Bericht bezieht sich lediglich auf das Krankenhaus und das Praktikum. Allgemein kann ich ein PJ auf Guadeloupe wegen des Freizeitwerts, des Klimas und des sozialen Faktors uneingeschränkt empfehlen.
Bewerbung
Die Bewerbung wird direkt beim Chefarzt gemacht. Die E-Mail Adressen auf der (chaotischen) Internetseite des CHU Guadeloupe sind nicht immer aktuell, weshalb ich mich per Telefon durcharbeiten würde. Starten kann man ganz gut mit einem Anruf bei der Direction des affaires médicales.
E-Mails werden leider super unzuverlässig beantwortet, vor allem von Seiten der Human Resources für die administrativen Abläufe nach Zusage des Chefarztes (also ANRUFEN!).