Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Luebeck
Kommentar
Rahmenbedingungen:
In den 16 Wochen des Tertials verbringt man 8 Wochen in der Unfallchirurgie und 8 Wochen in der Allgemein-, Thorax- & Gefäßchirurgie.
Die Unterkünfte sind fast alle relativ nah am Klinikum. Für mich war die Klinik fußläufig in 15 Minuten (Fahrrad 5 Minuten) erreichbar. Es hieß im Vorfeld, dass Fahrräder gestellt werden können; in der Realität waren nicht genug funktionstüchtige Fahrräder für alle PJler verfügbar. Viele haben sich ein Rad dann aus der Heimat geholt oder anderweitig organisiert.
Die Unterkünfte waren bei den meisten schmutzig, ansonsten z.T. geräumig und von der Ausstattung her in Ordnung. Wir wohnten in WGs, sprich eigenes Zimmer, aber geteiltes Bad und Küche.
Das Essen im WKK ist echt super. Man bekommt eine Essenskarte, auf der täglich 10€ zur Verfügung stehen (Restbeträge verfallen am Ende des Tages). Ein Essen kostet gerne auch mal 7€, bei dem Salatbuffet muss man etwas aufpassen, da dort nach Gramm abgerechnet wird. Was man an Geld noch übrig hat, kann man im Kiosk für Kaffee/Snacks ausgeben.
Man kann sich im Rehasportzentrum der Klinik eine kostenfreie Zehnerkarte ausstellen lassen (wenn voll bekommt man einfach eine neue) und dort die Geräte nutzen. Ist nicht super groß, aber dafür direkt an der Klinik und man kann auch eine Einweisung/Trainingsplan bekommen.
Studientage gibt es keine, man kann sich in der Chirurgie allerdings Tage frei arbeiten. Für 2 Tage Wochenende (morgens bis abends; viel Blut abnehmen, Zugänge legen, Notaufnahme, OP) bekommt man 5 Tage unter der Woche frei (frei einteilbar). Man muss mindestens 1 Wochenende und kann bis zu 3 Wochenenden arbeiten.
Unterricht findet täglich am nachmittag in unterschiedlichen Fächern statt. Ob man dort hingeht oder nicht prüft niemand. Wenn man zu der Zeit allerdings im OP steht, kann man den Unterricht nicht besuchen. Die Qualität des Unterrichts ist sehr unterschiedlich.
Es besteht die Möglichkeit eine Woche lang beim NEF mitzufahren. Das hat mir viel Spaß gemacht. Allerdings sind die Plätze sehr begehrt und es kann sein, dass man kurzfristig abgesagt bekommt, weil dann doch ein Assistenzarzt mitfahren will.
Wir durften auch eine Woche lang fachfremd rotieren.
Allgemeinchirurgie:
Die Assistenzärzte sind sehr nett, die meisten Oberärzte auch. Auf Chefebene sieht es da etwas anders aus.. zumindest einer der zwei Chefärzte hat zwei Gesichter. Im einen Moment sehr nett, dann plötzlich geht ihm etwas nicht schnell genug oder es klappt etwas nicht gut, schlägt er um und schreit nicht selten rum. Das kann PJler treffen, Chirurgen, Anästhesisten, OP-Pflege, …
Das ist leider auch hinderlich für den Lerneffekt, wenn man in der OP etwas fragt und die Antwort nur lautet „das geht so nicht, Sie müssen sich auf die OPs vorbereiten!“
Bei anderen Ärzten darf man ab und an auch mal zunähen. Generell darf man die Kameraführung bei laparoskopischen Eingriffen übernehmen. Abgesehen davon ist man schon viel nur Hakenhalter.
Wir konnten uns immer frei für die OPs einteilen, auf dem OP-Plan stand nur „PJler“, wer dann hingeht spricht man mit den anderen PJlern ab. Hauptsache es ist immer jemand da.
Lehre während der Visite findet ab und zu mal statt.
Blutabnehmen übernimmt morgens eine MFA, man muss nur mal Blut abnehmen oder einen Zugang legen, wenn z.B. der Patient zu ihrer Zeit abwesend war. Am Wochenende ist keine MFA da. Da macht man als PJler ALLE Blutentnahmen der ACH, UCH und Privatstation.
Konsile/Notaufnahme konnte ich in der Allgemeinchirurgie gar nicht ansehen.
Wenn genug PJler da sind und man nicht in den OP muss (kommt selten vor) kann man auch mit in eine der Sprechstunden (bariatrisch, proktologisch, phlebo,…) gehen.
Leider muss ich sagen, dass es deutliche Unterschiede zu geben scheint, je nach Geschlechtszugehörigkeit. So durften die männlichen PJler i.d.R. deutlich mehr machen als weibliche PJlerinnen — schade.
Orthopädie/Unfallchirurgie:
Hier waren alle nett und man wurde ins Team integriert. Ich war auf Station, im OP und in der chirurgischen Notaufnahme. In der Notaufnahme darf man auch eigenständig (in Rücksprache) Patienten aufnehmen und Schnittwunden nähen. Auch in den Schockraum darf man mitkommen.
Im OP heißt es wieder viel Haken und Beine halten, viele Knie- und Hüft-TEPs, man durfte gelegentlich zunähen. Lehre im Alltag muss eingefordert werden, Fragen werden gerne beantwortet.
Für die Blutentnahmen gibt es hier keine MFA, wir PJler haben uns die BEs aufgeteilt.
Insgesamt war das Tertial gemischt. Die Rahmenbedingungen des WKKs sind klasse. Wenn man was zu beanstanden hatte oder etwas in der Unterkunft fehlte, wurde umgehend darauf eingegangen.
Die Chirurgie selbst war ok. Insgesamt bin ich zufrieden, je nachdem mit wem man zusammengearbeitet hat, gab es bessere und schlechtere Tage.
Ich habe allerdings nicht den Eindruck fachlich sonderlich viel gelernt zu haben.
Besonders gut hat mir gefallen in der Notaufnahme Schnittwunden zu nähen und im OP erste Assistenz sein zu dürfen. Negativ war die Fehlerkultur der Allgemeinchirurgie und der hohe Anteil an TEPs in der Orthopädie/Unfallchirurgie.
Insgesamt bin ich ganz zufrieden. Das Tertial hätte besser, aber auch schlechter sein können.