PJ-Tertial Allgemeinmedizin in Praxis (7/2022 bis 10/2022)
Station(en)
Grafenau
Einsatzbereiche
Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Ich kann das PJ hier im Bayerischen Wald und auch in der Allgemeinmedizin sehr empfehlen.
Ich war in einer externen Praxis in Grafenau untergebracht und habe auch dort in dem neuen Haus für Studenten gewohnt. Dennoch wurde ich durch Dr. Blank mitbetreut und konnte an allen Fortbildungen und Besprechungen der Gemeinschaftspraxis Bayerwald teilnehmen.
Die Allgemeinmedizin ist hervorragend geeignet, um Sachen wie Patientengespräche, körperliche Untersuchungen, Ultraschall, EKG, Labordiagnostik und eben all das grundlegende Handwerkszeug zu üben, welches man später überall gebrauchen kann und welches zum Teil im Studium zu kurz kommt.
Praxis: Ich war während des gesamten Tertials in der selben Praxis untergebracht. Ein etwas neueres Modell, normalerweise sind die PJler in verschiedenen Praxen unterwegs. Es hat sicher Vor- und Nachteile, ich fand es allerdings ganz angenehm mich so voll in einen Praxisalltag und ein Team integrieren zu können.
Es war ein Internist und eine Allgemeinmedizinerin in der Praxis, ich wurde jeweils abwechselnd von einem der beiden betreut. Ich konnte dann die Patienten selbständig untersuchen und die Anamnese durchführen und den Fall anschließend mit einem der Ärzte besprechen. Außerdem durfte ich bei den entsprechenden Patienten die Ultraschalluntersuchungen durchführen und anschließend meinen Befund mit dem des Arztes vergleichen. Dort habe ich große Fortschritte gemacht. Bei Hausbesuchen war ich einmal in der Woche mit dabei, im Pflegeheim durfte ich unter Anleitung 'meine eigenen' Patienten betreuen.
Außerdem konnte ich jederzeit im Labor oder in der Funktionsdiagnostik ( LuFu, EKG, Belastungs EKG etc) mitmachen/zuschauen. Das komplette Team war sehr nett, ich habe mich sehr wohl gefühlt.
Insbesondere der Internist hat mir sehr viel erklärt und beigebracht. Es wurde sich immer viel Zeit für meine Fragen genommen. Regelmäßig hat er mir auch Artikel zu besprochenen Themen mitgebracht. Die Allgemeinmedizinerin hat viele U-Untersuchungen bei Kindern durchgeführt, was extrem bereichernd war. Außerdem konnte ich zum Thema Palliativmedizin einiges von ihr lernen. Einzig die alternativmedizinischen Methoden der Allgemeinmedizinerin (Homöopathie, Bioresonanztherapie, etc.) haben mir nicht so zugesprochen und waren meist auch entgegen meines medizinischen Verständnisses. Allgemein wurde diesen Methoden in der Praxis meiner Meinung nach zu viel Raum geboten, was ich problematisch finde. Da war ich aber zum Glück auch nicht gezwungen mit in die Tiefe zu gehen.
Wohnung: Die Unterkunft wurde netterweise gestellt. Ich wohnte in einem schönen, großen, alten Haus in Grafenau mit einem Garten. Mit mir wohnten immer mindestens eine andere Studentin im Haus, sodass man stets einen Ansprechpartner hatte und auch gemeinsam Dinge unternehmen konnte.
Ich habe dann auch im Garten herumgewerkelt und mich etwas um die Pflege gekümmert, was großen Spaß gemacht hat. Die Mindestanforderung an uns war das regelmäßige Rasenmähen. Außerdem wird Wert auf Sauberkeit im Haus gelegt. Man wird dabei durch eine Reinigungskraft ca. einmal pro Woche unterstützt, die man bezahlen muss, was nur fair ist, bei der kostenlosen tollen Unterkunft.
Fortbildung: Man sollte, wenn man sich für ein PJ hier entscheidet, durchaus gewillt sein an Fortbildungen und Besprechungen teilzunehmen. Diese fanden online statt. Einmal in der Woche wird ein gängiges Thema aus der Allgemeinmedizin besprochen, wo alle teilnehmen (Fachärzte, Assistenten, PJler und Famulanten). Außerdem gibt es mindestens eine Fallbesprechung pro Woche, wo man auch selbst schwierige Patientenfälle und Fragen vortragen kann, wenn man möchte. Das fand ich immer besonders spannend. Außerdem hat eine Assistentin uns ab und zu Fortbildungen gegeben. Wir durften außerdem an einem Fortbildungsprogramm für PJler der umliegenden Kliniken teilnehmen und haben dort u.a. einen tollen Nahtkurs bekommen. Einmal im Monat fand ein Journal Club statt, dort habe ich auch einiges gelernt.
Einmal in der Woche fand ein PJler internes Treffen statt, wo wir jeweils eine Leitlinie besprachen. Dafür konnten wir uns dann immer den Nachmittag in der Praxis freinehmen.
Toll fand ich auch, dass mir Hospitationen in andere Fachbereiche ermöglicht wurden. So war ich einige Tage in anderen Praxen unterwegs, u.a. beim HNO, in der Neurologie, bei einer Dermatologin sowie bei einem ambulanten Palliativteam.
Freizeit: Unter der Woche blieb oft nicht allzu viel Zeit für größere Freizeitaktivitäten. Durch die Fortbildungen, die Arbeitszeiten (lange Mittagspause, später Feierabend) und andere Dinge wie z.B. den Wochenbericht (muss man 1x/Woche schreiben) oder Themen aus der Praxis, die man sich noch anschauen will, ist oft kein größerer Ausflug möglich. Eine kurze Radfahrt, kleine Wanderungen oder Joggingrunden im Bayerischen Wald waren aber dennoch problemlos möglich. Ich hatte auch den großen Vorteil, die Praxis in 10 min fußläufig erreichen zu können. Muss man jedoch noch eine Fahrtstrecke von 30min einplanen und evtl. über Mittag in der Praxis bleiben, so wie bei einigen PJ Kolleginnen von mir, bleibt z.T. nicht mehr viel freie Zeit. Das kann man aber am Wochenende gut nachholen. Außerdem fand ich persönlich es ganz gut, dieses Fortbildungsangebot zu haben und am Ball zu bleiben.
Der Freizeitwert in Bayerischen Wald ist für Naturbegeisterte extrem groß, ich habe hier so viel erlebt! Passau ist auch nicht allzu weit entfernt und der ein oder andere Ausflug lohnenswert, ebenso wie ein Ausflug nach Tschechien oder Österreich.
Bezahlung: Ich habe die Förderung beim Bayerischen Hausärztebund beantragt (600Euronen!). Durch die zusätzliche kostenlose Wohnung alles in allem top!
Bewerbung
Ich habe mich relativ kurzfristig und spontan beworben, also etwa 4 Monate im Voraus. Das klappt oft nicht, da die Plätze meist früh ausgebucht sind. Bei mir hat sich Dr. Blank allerdings ins Zeug gelegt und mir den Platz bei der externen Praxis organisiert.