Ich habe meine 1. Famulatur von Februar-März (4 Wochen) auf der kardiologischen Station der Helios Klinik Pasing verbracht und kann es dort insgesamt empfehlen.
tl,dr:
+ kostenloses Mittagessen für das jeden Tag Zeit ist und mit Glück Spind
+ Trotz fehlenden formellen Teachings Learning by doing (körperliche Untersuchungen, Abhören, EKGs)
+ teils motivierte Ärzte, die erklären und Fragen stellen & beantworten
+ Arbeitsbeginn 08h00 bzw.08h30
+ Blutentnahmedienst
+ Rohrpostsystem -> keine Botengänge
+ wenn nichts mehr zu tun ist darf man früher gehen (14h30-15h)
- Visitenzeiten nicht immer regelmässig sodass man sie manchmal ärgerlicher- und unnötigerweise verpasst
- Station geht vor, Funktionsbereich oder OP meist nur unter der Voraussetzung erledigter Stationsarbeit möglich
- Einbezogenheit ins Team eher 50-60 statt 100% (Es wird teils gesagt man wird zu was Spannendem gerufen, wird dann aber vergessen, Visitenzeitenänderungen werden nicht immer mitgeteilt)
- Funktion und OP gehen nur bis 14/15(?) Uhr, in dieser Zeit wird man auf Station aber oft gebraucht, sodass man nicht jeden Tag hin kann und andererseits nach 14 Uhr nichts mehr zu tun hat und nur auf Aufnahmen wartet.
Ich hatte damals (1. Famulatur nach Modul 1 bzw. 5. Semester) noch kein Kardio in der Uni und nur Physio/Physikum/etwas Pharma Vorwissen.
Organisation, Allgemeines:
Lief reibungslos und formlos ab. DieSekretärin sagte mir, wann und wo ich am 1. Tag erscheinen sollte. Am 1. Tag wurde ich vom Chef Prof. Reithmann abgeholt und zur Morgenbesprechung geführt, dort vorgestellt und einer Assistenzärztin "zugewiesen". Kleidung bekommt man gestellt (manchmal gibt es sie nicht in der passenden Grösse), in der Umkleide hat man nur wenn man man Glück hat einen freien Spind, sonst muss man seine Sachen oben auf Station ablegen, was die Pflege nicht so toll findet. Am besten ein Schloss mitnehmen und sobald ihr einen freien Spind findet, diesen so sichern für eure Zeit dort. Man bekommt am 1. Tag auch eine Mittagessens-Karte, mit der man kostenlos in der Mensa zu Mittag essen kann, inkl. Getränk; falls ihr sie nicht bekommen solltet wurde es evtl einfach vergessen/kommt erst am 2./3. Tag, deshalb in dem Fall unbedingt einfach nachfragen. Ausserdem Stethoskop zum Abhören und EKG-Lineal mitnehmen :). Masken hat man kostenlos von der Station nehmen dürfen, sodass man nicht jeden Tag seine eigene mitnehmen musste. Die PJler waren auch unter den Stationen recht flexibel, und waren bspw. Tage- oder Wochenweise auf anderen Stationen wie Onko, Notfall, Intensivstation. Das Team ist insgesamt sehr nett, die Assistenten und Oberärzte werden geduzt , nur der Chef von allen gesiezt. Kontakt zur Pflege war ganz okay, deutlich besser als ich es auf anderen Stationen im Pflegepraktikum erlebt habe, aber bis auf einige Ausnahmen auch nicht besonders nett, so wurde man teilweise schief angeschaut wenn man nicht wusste wo etwas war; sich in der Küche, die ausdrücklich eigentlich auch für die Ärzte ist, einen Kaffee gemacht hat, oder seine Sachen im Regal abgelegt hat wenn man keinen Spind hatte. Während ich dort war wurde eingeführt, dass sie mit auf Visite kommen sollten. Das wurde seitens der Pflege mit gemischten Gefühlen aufgenommen und ich hatte den Eindruck, manche waren dazu nicht motiviert. Einige Pflegerinnen waren hingegen sehr freundlich, kompetent und hilfsbereit und haben normal geantwortet wenn man eine Frage hatte.
Tagesablauf:
Der Tag begann mit der Morgenbesprechung mit allen Assistenten, Oberärzten und dem Chef um 8:00 Uhr, in der die Neueintritte vom Vortag/Nacht und besondere Geschehnisse von Patienten besprochen wurden inkl. Behandlungsvorschläge bis ca. 8h30. 1 Mal Pro Woche gab es stattdessen eine Röntgenbesprechung in der Man die OPs besprochen hat. Es ist positiv, bei der Besprechung zu erscheinen, allerdings auch kein Problem, manchmal erst danach zu kommen.
Danach musste man zusammen mit PJlern Blut abnehmen und Viggos legen, Blutkuturen nehmen bei den Pat. der Station, was für mich als 1. Famulatur zum üben gut war. Es hat je nach Anzahl der Patienten und Famulanten/PJler zwischen 1-3h gedauert. Als ich dort war, waren die Zimmer wegen Corona zu Beginn nur einfach belegt, dann ging es recht schnell, gegen Ende waren die Zimmer wieder voller und es hat länger gedauert. Nach einem Monat bei den adipösen und multimorbiden Patienten mit teils wirklich schlechten Venenverhältnissen wird man wirklich schnell zum Profi im Blutabnehmen... Es gibt allerdings einen Blutentnahmedienst und physician assistants, sodass man manchmal nicht oder nur bei wenigen Pat. Blut entnehmen musste.
Visite war meistens gegen 9 Uhr, wobei die Uhrzeit manchmal geschwankt hat, bis ca. 11-12 Uhr. 1 Mal pro Woche gab es eine OA-Visite, die früher stattfand (Ab 7h30?), am besten am Anfang fragen wann die Visiten stattfinden sodass ihr sie nicht verpasst. Grundsätzlich ist man bei den Visiten immer willkommen, allerdings je nach Arzt erst wenn man mit den Blutentnahmen fertig ist. Deshalb bin ich nach ca. 2 Wochen, um die Visiten nicht mehr zu verpassen, freiwillig schon früher um ca. 7:30 gekommen, das wird aber nicht erwartet. Bei einer Ärztin durfte ich auch bei der Visite Blut abnehmen bzw. nach der Visite da ich lieber lernen sollte :). Bei den Visiten darf man auch immer fragen, ob man die Pat. abhören darf um zu üben, die die verschiedenen Herzvitien wie Aortenklappenstenose etc. klingen. Bei den Visiten gibt es je nach Motivation der Assistenten mehr oder weniger Teaching, in meiner Zeit waren 2 nette und motivierte Ärzte dabei, die viel erklärt und gefragt haben, und teilweise am PC Röntgen- und MRT/ CT Bilder und Fälle mit uns besprochen haben. Nach der Blutentnahme und Visite sind wir Famulanten und Pjler immer zusammen Mittagessen gegangen, was fast immer gut geschmeckt hat und sättigend war.
Nach dem Mittagessen holt man die EKGs vom ganzen Haus (meistens ca. 6-12), die soll man befunden und anschliessend mit dem tageweise zuständigen AA besprechen. Da ich noch keine/kaum EKG Kenntnisse hatte, wurde es mir anfangs erklärt, und am Ende war ich ziemlich (verhältnismäßig) gut geübt und sicher drin und wurde gelobt :).
Gesondertes PJ Teaching ausserhalb der EKGs und Visiten gibt es in der Theorie, während ich dort war ist das allerdings (wegen Corona? Verantwortliche Person war nicht mehr da? Der Grund war den PJlern nicht ganz klar.) ausgefallen. Die Famulanten hätten das jedoch ebenfalls in Anspruch nehmen können.
Einmal während meines Monats, theoretisch alle 2 Wochen(?), gab es eine M&M Konferenz, in der Fälle besprochen wurden, die man besser hätte handlen können bzw. die gut/schlecht von der Klinik gehandlet wurden, die war lehrreich und spannend.
Am Nachmittag stehen nach den EKGs noch einige Aufnahmen und Viggos und Infusionen anlegen, Blutkulturen nehmen teilweise auch auf der Nachbar- oder Privatstation. Bei der Aufnahme hat Anamnese, körperliche Untersuchung dazugehört, davon sollte man den Assistenten im Anschluss berichten. Vorher wurde mir erklärt, worauf ich achten sollte, falls nicht, einfach nachfragen. Ausserdem wurde ich immer wieder zu Schellong-Tests geschickt. PJler haben auch OP-Aufklärungen durchgeführt. Ein paar Mal habe ich einen Assistenten zur Post-OP-Wundkontrolle/Verbandentfernung begleitet und habe auf die Gefässe gehört. Manchmal gab es noch Aufgaben wie Berichte beim Hausarzt anfordern, oder Arztbriefe schreiben. Letzteres wurde mir aber nicht erklärt und ich hatte es noch nie zuvor gemacht, sodass ichnur 2-3 Mal ein bisschen was geschrieben habe.
Ausserdem gibt es noch den Funktions-Bereich ein Stockwerk tiefer, auf dem Kardioversionen und transthorakale und transösophagale Sonos von den Oberärzten durchgeführt wurden, da durfte man immer bzw. wenn auf Station nichts mehr zu tun war, zuschauen und hat auf Nachfrage Teaching bekommen, nach einiger Zeit konnte ich immerhin die Winkel und Kammern unterscheiden. Auch hier ging die Stationsarbeit jedoch vor, man konnte also fast nur Nachmittags hingehen, und manchmal wurden die PJler währenddessen zu Aufnahmen geschickt, was zurecht als frustrierend wahrgenommen wurde. Manchmal wurde uns aber auch angeboten, mitzukommen und selbst z.B. zu kardiovertieren, eine PJlerin durfte nach einiger Zeit auch mal Schallen. Wenn man nachfragt und es vorher abspricht, kann man auch mit einem Patienten, den man z.B. am Vortag aufgenommen hat, vormittags in den OP, da muss man aber sehr proaktiv sein und sich am besten selbst die Uhrzeit merken und vor dem jeweiligen Zimmer mehr oder weniger herumlungern bis der Transport kommt, da man sonst evtl. vergessen wird.
Es gibt zwei OP-Sääle, in denen inteventionell kardiologische Transkatheter-Eingriffe durchgeführt werden. Ihr könnt fragen, ob ihr mal zuschauen dürft, Antwort ist meistens ja (vorausgesetzt auf Station alles erledigt). Die Eingriffe werden eigentlich nur von den OÄ und dem Chef durchgeführt, die Assistenten kommen nur selten zum OP, da sie auf Station sind/sein müssen Bei den OPs kann man eher nur zuschauen, da Assistieren bei Transkatheter OPs nicht wirklich nötig ist. Auch Hautnaht/Lokalanästhesie habe ich nicht gemacht, allerdings habe ich auch nicht gefragt weil ich es 1. noch nicht konnte und 2. nur 3-4 mal dort war jeweils bei unterschiedlichen Ärzten. Mir wurde leider, bis auf 1 mal vom Chef als Zeit war, recht wenig erklärt, auch auf Nachfrage, was relativ schade war da ich ohne Kardio-Wissen auf dem Bildschirm nur recht wenig erkennen konnte. Das OP-Tea unten ist allerdings recht nett.
Arbeitszeit geht je nach dem wie viel am Nachmittag zu tun ist von 15-17 Uhr. Die Assistenten haben manchmal Spätdienst bis 20 Uhr, da muss man allerdings nie bleiben bzw. war ich vllt 2 mal bis 18 Uhr da weil auf Station viel zu tun war. Der ist auch für die Notaufnahme zuständig. Mir wurde angeboten, ich könnte auch mal einen ganzen Tag auf die NoA statt auf Station kommen, allerdings war das am Ende nie möglich, da entweder zuviel oder zu wenig los war bzw. es auch der "richtige" Arzt sein musste der dann Schicht hat.
Mit einer Assistenzärztin habe ich mich sehr gut verstanden, und weil ich eben auch mal in die NoA wollte, habe ich freiwillig an meinem letzten Tag zusammen mit ihr einen Nachtdienst gemacht. Das würde ich empfehlen, wenn man Lust hat zu sehen wie es dort abläuft. Vorteil ist, dass man nur am Morgen darauf Blut abnhemen muss, und sich während des Nachtdienstes auf die Aufnahmen/Anamnesen/Untersuchungen konzentrieren kann. Ausserdem konnte ich wirklich zu jedem Pat. mitkommen inkl. anschließender kurzer Besprechung des Falles. Beim Nachtdienst habe ich auch zum 1. Mal richtig Briefe schreiben üben/lernen können, da die Ärzte bei Fragen mehr Zeit hatten als auf Station. Die Ärzte dort haben sich dort wenn es ruhig war abgewechselt, einer war bis 2 Uhr wach, der andere dann ab 2-6 Uhr. Ich war bis ca. 2-3 Uhr wach und habe dann ins leere Arztzimmer ein Bett geschoben und geschlafen bis ca. 5 oder 6 Uhr. An diesem Morgen wurden dann wir zu einer Reanimation gerufen, das war für mich das erste Mal und spannend. Um 8 Uhr war dann Dienstende und man wurde vom Frühdienst nach der Besprechung abgelöst.
Insgesamt also durchaus zu empfehlen :)
Bewerbung
4 Wochen im Voraus unkompliziert und formlos telefonisch beim Chefarztsekretariat/ Frau Panjame Siebel