PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Klinikum Emden (11/2022 bis 1/2023)
Station(en)
B53, A21, OP, ZPA
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe ein halbes Tertial in der Allgemeinchirurgie absolviert, welches mir sehr gut gefallen hat. Insgesamt werden in der gesamten Klinik PJ-Studierende sehr geschätzt und ich habe durchwegs Mitarbeiter aller Berufsgruppen als freundlich und zugewandt empfunden.
Der Tag in der Allgemeinchirurgie startet um 7.20 Uhr mit der Frühbesprechung inklusive Übergabe aus dem Dienst, dann kurze Visite auf Station. Donnerstags ist immer Chefarztvisite, hier ist sehr gerne gesehen wenn man als Student auch Patienten vorstellt, ist aber kein Muss. Nach der Visite habe ich immer kurze Visiteneinträge zu den Patienten geschrieben, Verbände (mit-)gewechselt, selten Blut abgenommen falls auf einer zugehörigen Station die Stationsassistentin die das sonst macht krank war. Dann geht man je nach Einteilung in den OP, immer am Nachmittag wird eingetragen welche Assistenzen am nächsten Tag gebraucht werden. Insgesamt war das OP-Programm deutlich vom Mangel an OP-Pflegekräften geprägt, die Kapazitäten können deswegen gar nicht so richtig ausgelastet werden. Es kam oft zu Verschiebungen von OPs, Saalsperren etc. Im OP darf man dann als Assistenz mit an den Tisch und Haken halten, wenn man möchte auch Nähen und Knoten (lernen). OP-Pflege und Anästhesie waren alle nett. Schwerpunkt liegt auf der Hernienchirurgie, dazu viele Ports, ab und an Colon(teil)resektionen und Tumorchirurgie, und proktologische Eingriffe. Mittwochs kommt ein Gefäßchirurg aus Westerstede. Insgesamt ist man als PJler im OP gerne gesehen, man kann wenn man nicht assistiert immer zuschauen, auch in anderen Sälen. Ich war auch mal bei den HNO OPs dabei, die beiden HNO Ärzte sind sehr nett.
Dienstags und Donnerstags am Vormittag macht der Chefarzt chirurgische Sprechstunde im MVZ, man kann immer mit zuschauen. Schwerpunkt ist neben Allgemeinchirurgie auch vor allem Proktologie. Ich fand die Sprechstunde sehr gut, da der Chef gerne erklärt.
Man kann auch immer in die Notaufnahme/ZPA gehen, die primär unfallchirurgisch und internistisch besetzt ist. Wenn es allgemeinchir. Pat. gibt wird der zuständige Assistent dazugerufen. Am Nachmittag machen die Oberärzte auch Konsile, mitschauen und was lernen ist immer möglich. Generell erklären Chefarzt und Oberärzte in der Allgemeinchirurgie sehr gerne, und ich habe die Athmosphäre als sehr studentenfreundlich empfunden. Am ersten Tag hieß es „immer Fragen stellen“ – ich kann bestätigen, dass man so in dieser Abteilung viel lernen kann. Im OP bekommt man einen guten Überblick über Allgemeinchirurgische Eingriffe – von der kurzen Portimplantation bis zur explorativen sechsstündigen Laparatomie habe ich einiges sehen können.
Wie viel man selber Pat. (mit)betreuen möchte inklusive Arztbrief schreiben etc. hängt von einem selber ab, die Assistenten freuen sich über Hilfe und es waren auch nie so viele Pat. da, dass irgendjemand überfordert war. Das Klinikum ist auch recht beliebt bei ausländischen Kollegen, die hospitieren und hier ihre erste Stelle vor/nach der Fachsprachenprüfung abtreten. So war das Team zu meiner Zeit sehr international.
Die Zusammenarbeit und Stimmung in der Viszeralchirurgie ist wohl freundlicher und herzlicher als in der Unfallchirurgie – dies hat zumindest die PJlerin berichtet die beide Abteilungen kennengelernt hat. Um 15.15. Uhr ist dann Röntgenbesprechung mit den Radiologen, danach Nachmittagsbesprechung und dann Dienstschluss (immer problemlos und pünktlich möglich).
Wenn gewünscht kann man als PJler auch den Rufdienst mitbesetzen, bei dem man dann für alle chirurgischen OPs als Assistenz inklusive Vergütung dazu gerufen wird.
Wirklich einmalig ist der Studierenden-Unterricht, der in Emden fast täglich stattfindet und selbstverständlich ist. In der Winter/Erkältungszeit kam es war oft zu Ausfällen (v.a. in der Inneren Medizin), das meiste fand aber statt. Hervorheben möchte ich den Neurologie-Unterricht durch den Chefarzt, der wirklich sehr gut und immer am Patienten war.
In einigen Jahren wird die Klinik mit anderen in der Umgebung zu einer Zentralklinik zusammengelegt, was man im Klinikalltag jetzt auch schon ab und zu mitbekommt. In der Allgemeinchirurgie gab es während meiner Zeit personelle Fluktuationen im ärztlichen Bereich, und wird es auch in Zukunft vom Assistenzarzt bis zum Chefarzt geben. Jedoch wird die Abteilung weiterhin bestehen bleiben.
Angereist bin ich am Tag vorher, problemlos war der Schlüssel für mein Wohnheimszimmer an der Klinikpforte hinterlegt.
Der Leitfaden erklärt ansonsten alles nötige sehr gut, und man kann sich immer an den/die PJ Beauftragten mit Fragen und Anliegen wenden, auch zB beim monatlichen Jour-Fixe.
Die Fahrräder sind wirklich schon sehr in die Jahre gekommen und waren als ich da war nicht funktionsfähig, eine Reparatur wurde wohl eingeleitet, jedoch wären neue Fahrräder wohl die beste Lösung.
Das Wohnheim ist, wie schon aus vorherigen Berichten bekannt, wie die ganze Klinik auch etwas in die Jahre gekommen. Die Zimmer sind inzwischen jedoch fast alle renoviert und ohne Teppichboden. Für ein halbes bis ganzes Tertial absolut in Ordnung. Das Wohnheim ist im Winter eher zweckmäßig, außer meine netten wenigen PJ-Kollegen habe ich niemanden näher kennengelernt, was für mich jetzt aber kein Problem war. Im Sommer sind deutlich mehr PJler/Famulanten vor Ort. Das Zimmer ist wie ein Dienstzimmer aufgebaut, mit allem was man braucht (Bett, Tisch, Schrank, Waschbecken etc.). Falls verfügbar sollte man versuchen ein Zimmer im Dachgeschoss zu bekommen, diese sind deutlich größer als die Zimmer im 2. Stock. Bad und Küche teilt man sich auf dem Flur, hier ließ die Sauberkeit der Mitbewohner oft zu wünschen übrig. Die Gemeinschaftsräume werden fast täglich gereinigt. Ich hatte zu Beginn direkt ein Zimmer neben Toilette mit Waschmaschine und regem Betrieb und Besuch, was sehr laut war, konnte dann aber ein anderes Zimmer beziehen. Man gewöhnt sich dann relativ schnell ans Wohnheim, Oropax mitnehmen falls man geräuschempfindlich ist für Nachts. Und es hat auch einfach den großen Vorteil, dass man gleich in der Arbeit ist (durch den Verbindungsgang müsste man am Tag theoretisch keinen Fuß raus aus der Klinik setzen :D).
Emden an sich bietet alles was man braucht, der Winter ist aber natürlich nicht zu vergleichen mit dem Sommer, in dem man bestimmt viel mehr draußen machen kann und ist. Den Wall fand ich sehr schön zum Spaziergang nach der Arbeit, und es gibt schon einiges in der Umgebung zu sehen, ich kann Greetsiel empfehlen, Borkum (Direktfähre von Emden aus) und Juist waren auch sehr schön, nach Hamburg braucht man mit dem Zug ca. 3 h, ansonsten bieten sich auch Leer, Groningen, Aurich, Norden etc. für einen Besuch an.
Insgesamt kann ich das Klinikum Emden für PJ und Famulatur empfehlen, das Gesamtpaket und die guten Rahmenbedingungen (Gehalt, kostenlos Wohnen und Essen, Studentenunterricht) überzeugen und man kann hier einiges lernen. Würde ich nochmal nach Emden gehen, würde ich jedoch den Sommer bevorzugen.
Bewerbung
Sehr kurzfristig über den Chefarzt, als das PJ Portal schon geschlossen war, jedoch muss dies auch mit dem PJ Büro der MHH abgestimmt werden bevor man dort anfängt