Notaufnahme, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Es war ein super PJ-Tertial für Chirurgie! Es hat mich komplett überzeugt, dass Chirurgie ein schönes Fach sein und Spaß machen kann, auch wenn man davor nicht groß Interesse an dem Fach hatte.
Positives:
Alle sind wahnsinnig nett und das Klima untereinander und mit den Oberärzten ist sehr familiär. Es gibt einen Blutentnahmedienst seit neuestem, aber auch wenn der nicht da ist, gibt es wenig Blutentnahmen (selten mehr als 10). Es gibt auf jeder Station eine PA, die die Briefe schreibt und auch das Blut abnimmt, wenn kein Student da ist und auch gern mal hilft, gerade wenn man sich von Anfang an freundlich vorstellt und nicht die Anspruchshaltung hat, dass man selber kein Blut abnehmen mag. :)
Ein riesiger Pluspunkt: Man ist eigentlich in jeder Abteilung öfters 1. Assistenz. Da sie nicht allzu viele Studenten haben, sind sie darauf ausgelegt, auch ohne Studenten operieren zu können. Es gibt also kein "Haken halten" im klassischen Sinne. Man darf immer mit den OP gehen, wenn man möchte und es einen interessiert und für manche Ops teilen sie einen auch fest ein, aber man ist eigentlich immer direkt mit steril am Tisch und darf mitoperieren/ nähen. Da kommt es auch ein bisschen drauf an, wie viel Interesse und Motivation man zeigt, desto mehr darf man dann eben auch machen.
Alle sind extrem motiviert, etwas zu erklären und freuen sich, wenn sie einem im OP/ auf Station/ in der Funktion (Pleurapunktion, Sono etc.) etwas zeigen können. Man wird direkt ins Team integriert. Es wird außer der morgendlichen Visite, den Blutentnahmen und evtl. im OP assistieren wenig von einem verlangt. Man darf sich eigentlich frei aussuchen, was man den Tag sonst über machen möchte. Die neuen Patienten müssen nicht aufgenommen werden, dafür gibt es ein zentrales Aufnahmezentrum, dort darf man auch mit. Man kann immer in die Notaufnahme gehen, es gibt auf den Stationen ganze Sets zum Nähen üben oder man kann sich etwas über Fälle durchlesen/ lernen.
Die Teams sind klein, deswegen kennt man schnell das ganze Haus, was das Arbeiten extrem entspannt und harmonisch macht.
Es gibt 1-2/Woche Studentenunterricht.
Ein weiterer Pluspunkt und ein außergewöhnliches Erlebnis: man wohnt im Krankenhaus auf einer verlassenen Station. Und es hat sich schnell herausgestellt, dass es äußerst praktisch ist, da die Arbeitswege extrem kurz sind. Ebenso kann man immer mal schnell hoch zwischendurch zum Frühstücken, Mittagessen, Kaffeepause. Ein Luxus, an den man sich schnell gewöhnt. :)
Das Sozialleben ist auch super. Wir waren bis zu 14 Leute in einer kleinen Küche mit 2 Herdplatten, es kann eng werden, aber wir hatten nie Probleme. Meist sind es eher 8 Leute und wir sind als Gruppe super zusammengewachsen und haben zusammen gekocht/ gefrühstückt, Glühwein getrunken etc..
Die Ärzte wissen das Sozialleben der Studenten auch sehr zu schätzen und haben großes Verständnis dafür, dass alle die Nähe zu den Bergen zum Wandern und Skifahren auskosten möchten. Die Arbeitszeiten gehen offiziell von 07:00-15:30 Uhr und die werden auch von den Ärzten normalerweise eingehalten.
Die Lage ist nämlich ein Traum. Man kann gleich von Bad Reichenhall aus starten und losziehen in alle Umgebungen.
Ein Auto mitzunehmen ist auch ganz praktisch, dann ist man noch flexibler.
Ich war im Herbst dort und fand die Jahreszeit super, weil man sowohl die Wandersaison als auch die Skisaison mitnehmen kann, aber sicher ist jede Jahreszeit dort schön. Rundum ein perfektes Tertial für Leute, die gern in der Chirurgie etwas Praktisches lernen wollen, ein nettes Team suchen und auch viel Wert auf einen gesunden Freizeitausgleich legen.
Wissenswertes:
Es ist ein kleines Haus, dementsprechend ist das Spektrum recht abgespeckt je nach Fach. Die umfangreichste Disziplin ist die Unfallchirurgie, sie bieten eigentlich alles aus Handchirurgie/Orthopädie/Neurochirurgie an. Nur große Traumaverletzungen/ Schädelhirnverletzungen/Polytraumata kriegt man eher nicht zu sehen, da diese an die großen Kliniken (Salzburg) weiterverlegt werden.
Die Allgemeinchirurgie ist wirklich stark reduziert, sie machen routinemäßig Hernien-Ops und laparoskopische Eingriffe und je nach vorhandenem Operateur auch Thorax-/ und Abdominalchirurgie. Sigmaresektionen, Appenizitis-OPs und Notfall-Ops (Darmischämie, Perforationen, Nekrosen) bekommt man auch regelmäßig zu sehen, also Abwechslung und die klassische Bauchchirurgie sind durchaus geboten. Ich fand das super, da man bei laparoskopischen Eingriffen und anderen kleinen Eingriffen auch immer 1. Assistenz sein kann und bei solchen OPs mit Kamera auch viel mehr sieht, als in großen Bauch-OPs. Zudem sind die OPs relativ kurz, selten länger als zwei Stunden, was ich auch sehr angenehm fand. Mittwochs operiert öfter der Chef und dort sieht man dann auch größere, offene Baucheingriffe, wenn es einen interessiert. Interessiert man sich allerdings für große Bauch-Ops und Tumor-Chirurgie, sollte man eher nach Traunstein gehen, dorthin haben die Allgemeinchirurgen ihren Hauptsitz verlegt und operieren entsprechend die komplizierteren Fälle dort.
Die Gefäßchirurgie ist ein kleines, total gut eingespieltes, harmonisches Team. Es werden standardmäßig alle Varianten von pAVK und Carotiden operiert sowie kleinere Amputationen und Hauttransplantationen. Große kardiovaskuläre Eingriffe ebenso wie größere Gliedmaßenamputationen werden auch in Traunstein gemacht. Es macht dafür wirklich Spaß mit in den OP zu gehen, man darf überall mitmachen und kriegt viel erklärt und eine Portion Humor obendrauf.
Bewerbung
Über das PJ-Tertial, Zimmervermietung über Frau Rolle