Ich habe zwei Monate meines Pädiatrie-Tertials in Aarau verbracht. In der Regel sind bis zu 4 Unterassistenten (PJler) sowie zwei Blockstudenten in der Kinderklinik. Durch die Rotation wird man in der Notaufnahme, Onkologie, Allgemeinstation und Neonatologie eingesetzt.
Stationen/Notaufnahme:
Die Betreuung durch die oberärztliche Mentorin als PJ Ansprechpartnerin war sehr umfangreich mit einem Anfangs- / Mittel- und Abschlussgespräch.
Die Rotation in die jeweiligen Fachbereiche erfolgt wochenweise. Den Großteil der Unterassistenzzeit (ca 50%) ist man in der Notaufnahme eingesetzt - entweder im Frühdienst von 7.45 Uhr bis 16.45 Uhr oder im Spätdienst von 13.30 Uhr bis 22 Uhr. Dort ist man besonders für die Kategorien 4 und 5, gelegentlich auch Kategorie 3 verantwortlich. Man übernimmt dabei eigenständig die Patientenbetreuung von der Aufnahmeuntersuchung, Anordnungen an Radiologie und Labor sowie Briefe schreiben und Entlassgespräch mit Entlassmedikation jeweils unter Absprache mit den Assistenzärzten oder Oberärzten. Die Notaufnahme ist immer recht stark besucht, weswegen man sich häufig für die Kategorie 4 und 5 verpflichtet fühlt - man sollte sich etwas durchsetzen, auch die Kategorien 1 und 2 mit untersuchen zu dürfen, auch wenn mal "die Hütte brennt". Die Zusammenarbeit mit der Pflege war super! Sie sind sehr gut ausgebildet und sehr hilfsbereit. Besonders gefallen haben mir die zahlreichen Schockraum-Teachings von der Pflege oder den Oberärzten! Die Zusammenarbeit mit den Assistenzärzten war teilweise sehr gut, teilweise auch mit weniger Wertschätzung verbunden leider. Die Dienste waren alles in allem sehr vielseitig, man hat sehr viel gelernt, jedoch wird man in der Notaufnahme als Arbeitskraft dringend gebraucht, besonders nach 10 Stunden Wochenenddienst weiß man, was man getan hat.
Die Neonatologie und Onkologie sind im Vergleich zur Notaufnahme entspannt. Schade ist, dass man jeweils wochenweise rotiert und Patienten z.B. nicht zwei Wochen am Stück mitverfolgen kann, da man erst 3 Wochen später wieder für eine Woche dorthin rotiert. Die Betreuung eines Patienten im stationären Aufenthalt war mir leider nicht möglich. Auf der Neo darf man viele U2 Untersuchungen machen, die Pflege erklärt auch hier sehr viel, ebenfalls ist man bei Erstversorgungen dabei. Die Onkologie ist spannend, jedoch nicht mit viel eigener Tätigkeit verbunden (Blutabnahmen erfolgen z.B. durch das Pflegepersonal). Bei Gelegenheit konnte man ebenfalls in Spezialsprechstunden der Endokrinologie, Pulmo oder in die Sonographie.
Generell gab es sehr viele Fortbildungen für die Unterassistenen (Radiologie/Bedside Teaching/ Notfall..) sowie kurze Espresso Fortbildungen in der Morgenbesprechnung oder etwas längere Fortbildungen in der Mittagsbesprechung.
Die Stationsarbeit verläuft komplett digital und ist sehr übersichtlich.
Das Essen in der Klinik ist ansprechend, jedoch für 10 CHF auch teuer.
Kontakt zu anderen Unterassistenten der Klinik kann man bei dem Einführungstag oder der Schulung des Klinik Programms knüpfen - mit den Unterassistenten der Pädiatrie ist man oft in der Wechselschicht oder unterschiedlich am Wochenende eingesetzt, sodass gemeinsame Aktivitäten oft nicht möglich sind.
Organisation: Pro Monat sind 2 Urlaubstage vorgesehen, die spätestens 3 Monate vor Arbeitsantritt an das Sekretariat durchzugeben sind. Wochenend-Dienste sind pro Monat an 1 bis maximal 2 Wochenenden verpflichtend. Hierbei ist man im Zwischendienst in der Notaufnahme von 10 bis 22 Uhr an Samstag und Sonntag eingesetzt. Ausgleichstage für die Wochenenddienste gibt es 2 Stück, meistens einen Tag vor und einen Tag nach dem Wochenende. Die gestellte Unterkunft ist ein Zimmer in einer WG (3-4 Personen) in den umliegenden Vierteln mit bis zu 15 Minuten Gehminuten zur Klinik (ca 500 CHF + 100CHF Endreinigung) (Wlan inkl., Waschmaschine vorhanden).
Vergütung: Es sind 1500 CHF Monatsgehalt mit ca 100 - 150 CHF Sozialbeitragsabzug. Die Wochenenddienste werden mit einem Zuschlag wenige Monate nach der Unterassistenzzeit vergütet.
Sonstiges: Aarau hat eine schöne Altstadt, diese ist ca 15 Gehminuten von der Klinik entfernt. Ansonsten besteht eine super Zuganbindung nach Zürich, Bern, Basel... Für 2 Monate lohnt sich das Probe-Halb-Tax Abo der SBB! Mit einem Spartagesticket kann man Ausflüge ins Tessin, die französische Schweiz oder ins Wallis unternehmen.
Trotz der zahlreichen Unternehmungen und Zugfahrten bin ich mit einem starken Gehaltsplus aus der Schweiz gegangen (wobei ich mir das Essen jeweils vorgekocht habe :D )
Fazit: Viel Arbeit, viel Selbstständigkeit in der Notaufnahme, viele Teachings, wenige Gelegenheiten zur Blutentnahme, kaum langfristige eigene Patientenbetreuung.
Ich fand es im Nachhinein gut, die Hälfte des Tertials in der Schweiz und die andere Hälfte in Deutschland gemacht zu haben :)