Kurzfassung:
Ich kann das PJ an der Neurologie im Klinikum Traunstein sehr empfehlen! Man arbeitet in einem kleinen Team mit freundlichem und respektvollen Umgang und flachen Hierarchien. Es handelt sich um eine eher kleine Station, man lernt hier aber das gesamte Spektrum der neurologischen Erkrankungen kennen. Wer das nötige Maß an Interesse und Eigeninitiative mitbringt, bekommt viel erklärt und gezeigt, inklusive das Betreuen eigener Patienten, Liquorpunktionen, die neurologische Funktionsdiagnostik, und das Schlaganfall-Management auf der Stroke Unit. Auch die Einbindung in der Notaufnahme ist möglich.
Langfassung:
Die neurologische Station im Klinikum Traunstein verfügt über eine Normalstation mit 22 Betten und eine Stroke Unit mit 6 Betten. Auf der Normalstation werden Patienten aus dem gesamten Spektrum der Neurologie behandelt - Polyneuropathien, Normaldruckhydrozephalus, MS, Parkinson, Trigeminusneuralgie seien hier als genannt.
Der Tag beginnt in aller Regel mit einer Morgenbesprechung, wo die Neuaufnahmen besprochen werden. An drei Tagen in der Woche findet am frühen Nachmittag eine Röntgendemo statt, die oft sehr interessant ist und einem hilft, einen Blick für die Bildbefunde zu gewinnen. Einmal die Woche am Donnerstag gibt es eine fachinterne Weiterbildung, die jedoch auf die Assistenzärzte ausgerichtet und daher etwas fachspezifisch ist - leider überlappt sie sich auch mit dem PJ-Unterricht, so dass man sich entscheiden muss, welchem der beiden Formate man beiwohnen möchte.
Nach einer kleinen Eingewöhnungszeit konnte ich mich in den gesamten Stationsbetrieb einbringen, Patienten aufnehmen und auch über den Aufenthalt ihres stationären Aufenthaltes selbst betreuen. Neben dem Einsatz auf der Normalstation kann man auch immer auf die Stroke Unit gehen und sich in die Behandlung der Schlaganfallpatienten inklusive der notfallmäßigen Betreuung einbringen. Außerdem kann man neurologische Patienten in der Notaufnahme sichten und mit dem Notaufnahmearzt besprechen und lernt hier viel über die Diagnostik und Behandlung von Akuterkrankungen wie Schwindel und Kopfschmerz. Es gibt auf Wunsch auch immer die Möglichkeit, bei Diensten mitzumachen.
Man arbeitet in einem Team junger und motivierter Assistenzärzte, die einen gerne einbinden, auf Visite mitnehmen, einen Liquorpunktion durchführen lassen usw. Auch der Kontakt zu den Oberärzt_innen ist durchweg freundlich, bei Nachfrage erklären sie immer sehr gerne. Der Chefarzt Professor Etgen behandelt die Studierenden als integralen Bestandteil des Teams auf einer Stufe mit den Ärzten, ist offen für Anregungen und ermöglicht es immer, in alle Bereiche der Neurologie reinzuschnuppern. Das Arbeiten in diesem Team mit flachen Hierarchien, das gerne auch gemeinsam an einem Tisch Mittag isst, hat mir immer viel Spaß gemacht.
Anregungen zur Verbesserung:
Auch in Traunstein kämpft man - wie überall - mit der angespannten Personalsituation, die auch manchmal auf die Stimmung drücken kann. Das Team ist dann jedoch umso dankbarer für jede Hilfe. Leider kann hierdurch die proaktive Lehre etwas kurz kommen. An mancher Stelle hätte ich mir (vor allem zu Beginn) etwas mehr Anleitung gewünscht, auch die Möglichkeit einer Lehrvisite oder eine Probeprüfung für die Vorbereitung auf das Examen wären Anregungen. Etwas schade ist auch, dass es keine eigenen Neurologie-Fortbildung für die PJler gibt, denn auch viele PJler aus anderen Fachbereichen hätten das sicher spannend gefunden. Diese kleinen Kritikpunkte stehen jedoch hinter dem Gesamteindruck zurück und nicht zuletzt kommt es auch hier auf eure Eigeninitiative an!
Allgemeine PJ-Informationen:
Man erhält eine Aufwandsentschädigung von 600 Euro/Monat. Das Mittagessen gibt es zum Mittagarbeitertarif (ist nicht schlecht, jedoch in oberbayrischem Stil etwas fleischlastig) - Mittagessen ist so gut immer möglich. Zweimal die Woche findet PJ-Unterricht am Nachmittag statt, der sehr empfehlenswert ist (insbesondere von den Anästhesisten). Wohnen kann man kostenfrei im Wohnheim im Ort Eisenärzt - 12 Kilometer entfernt von Traunstein. Das Wohnheim ist ein ehemaliges umgebautes Schwesternwohnheim, das etwas „rustikal“ aber durchaus in Ordnung ist (nicht unhygienisch). Die Zimmer sind mit Bett, Stauraum und einem Tisch mit Bett sowie einem eigenen Bad ausgestattet. Außerdem gibt es auf der Etage der PJler einen Gemeinschaftsraum und eine mit allem Notwendigen (Töpfe, Pfannen Teller, Besteck) ausgestattete Gemeinschaftsküche. Der Nachteil dieses Wohnheims ist die etwas längere Anreise nach Traunstein zum Klinikum, jedoch fährt ein Zug und es finden sich so gut wie immer Fahrgemeinschaften. Im Sommer kann man außerdem einen wunderschönen Weg an der Traun entlang bis zum Klinikum fahren (ca. 40min Fahrzeit, terrainfestes Rad ist jedoch Voraussetzung, wenn man keinen platten Reifen riskieren will). Als Vorteil hat man dafür einen tollen Austausch mit den anderen PJlern und immer Leute für gemeinsame Aktivitäten nach der Arbeit oder am Wochenende. Die tolle Lage des Wohnheims in diesem kleinen Luftkurort am Rand der Alpen lädt immer zu Ausflügen und Wandertouren ein. Die vielen tollen Menschen, die ich hier getroffen habe, haben dieses Tertial für mich unvergesslich gemacht!
Fazit: Tolles Team, vielfältiges Arbeiten und Leben in einer der schönsten Regionen Deutschlands mit viel Freizeitpotential. Danke an das gesamte neurologische Team für diese wunderbaren 4 Monate!
Bewerbung
via PJ-Portal - in der Regel gibt es einen freien Platz/Tertial