Mein PJ-Tertial in Rheine war insgesamt betrachtet ziemlich gut. Ich konnte im Vorfeld frei entscheiden, welche Rotationen ich wie lange machen möchte. Ich habe mich für relativ viele Rotationen entschieden, um viele Fachbereiche zu sehen. Ob ich das wieder so machen würde, finde ich schwer zu sagen. Durch die Rotationen kann man viele verschiedene Sachen sehen, ist aber natürlich auch kürzer in den einzelnen Abteilungen.
Meine erste Rotation habe ich in der Gastroenterologie/Hämato-Onkologie gemacht. Die beiden Fächer waren da noch Teil einer Klinik. Durch Zufall bin ich die ersten 4 Wochen hauptsächlich in der Onkologie gewesen, was ich mir freiwillig nie als Rotation ausgesucht hätte, rückblickend aber absolut klasse war! Ich konnte hier super gut und schnell Patienten selber betreuen, der Kontakt zu den Assistenten und Oberärzten war unkompliziert und angenehm, sodass ich mich selbst auch gut betreut gefühlt habe. Die Oberärzte sind immer greifbar und sprechen sowieso jeden Tag die Patienten durch (entweder Oberarztvisite oder Kurvenvisite). Der Vorteil in der Onkologie ist auch, dass viele Patienten Punktionen brauchen und ich in der Rotation wirklich häufig Pleura-, Aszites- und auch Knochenmarkspunktionen selbst machen durfte. Die letzten 2 Wochen in der Klinik hab ich dann mehr gastroenterologisch verbracht und nochmal mehr Sonos gemacht und in die Endoskopie geschnuppert. Wer hier mehr Zeit verbringt und möchte, kann auch selbst endoskopieren.
Die zweite Rotation habe ich dann für 4 Wochen in der Kardiologie gemacht. Hier hatte ich wirklich einfach Pech. Ich habe mich total auf die Rotation gefreut, aber die Konstellation der Assistenten war in der Zeit einfach unschön und auch der Kontakt zu den Oberärzten vor allem im Kontrast zur Onkologie schwieriger. Hier war es dann auch nicht so einfach möglich, Patienten selber zu betreuen, sodass ich dann irgendwann einfach von Tag zu Tag geschaut habe, was so Spannendes ansteht. Prinzipiell ist es wohl gewünscht, dass man sich einen Oberarzt als Mentor sucht und dann mehr mit dem mitläuft, aber dann bekommt man natürlich kaum was vom Stationsalltag mit. Trotzdem konnte ich hier im Katheterlabor schauen, mit zu den Echos gehen, selbst kardiovertieren und und und.
Im Anschluss war ich dann eine Woche in der Notaufnahme. Hier sind regelhaft internistische Assistenzärzte eingesetzt, mit denen ich mitlaufen und auch relativ viel selbst machen konnte.
Eine Woche fachfremd auf der Intensivstation war auch super! Hier ist der Arbeitsbeginn sehr früh (6:00 Uhr), ich konnte dafür aber gehen, wann ich wollte (meist so 14 Uhr). Die Intensivstation wird durch die Anästhesie geleitet und man kann durch die Visite mit den verschiedenen Fachdisziplinen interdisziplinär viel sehen. Ich wurde gut betreut, habe einen interessanten Einblick in die Intensivmedizin, konnte nochmal viel untersuchen und sogar einen ZVK legen (obwohl ich nur eine Woche da war).
Die letzten vier Wochen des Tertials habe ich dann in der Geriatrie verbracht. Das kann ich wirklich jedem empfehlen! Hier war die Organisation nochmal besser (vor allem auch durch eine super Chefärztin und das dazugehörige Sekretariat). Ich wurde in der ersten Woche direkt einem erfahrenen Assistenzarzt zugeteilt, der mir wirklich viel gezeigt hat. Der Kontakt zu den Oberärzten war auch hier wieder ziemlich gut. Die Chefärztin selbst achtet wirklich darauf, was man als PJler an welchem Tag noch so spannendes sehen kann und ob man denn wirklich in die Bereiche reinschauen konnte, die angeboten werden und einen selbst auch interessieren. Ich habe dann auch noch Zeit auf der Palliativ- und Intensivstation verbracht. Neben der Gastro/Onko war die Geriatrie mit Abstand die beste Rotation und ich habe mich hier als PJlerin wirklich wahrgenommen gefühlt. Die Ober- und Chefärzte kannten quasi ab Tag 1 meinen Namen und wussten was mit mir anzufangen.
Zum Schluss vielleicht noch ein paar allgemeine Hinweise. In den Krankenhäusern gibt es einen Blutentnahmedienst, der die meisten Blutentnahmen erledigt. Für die PJler/Assistenten bleibt dadurch nur das über, was der Blutentnahmedienst nicht schafft plus Zugänge, Blutkulturen, Abnahme aus ZVK/Port. Vor allem im Vergleich zu anderen Häusern ist das wirklich wichtig für PJler in der Inneren. So hat man nämlich viel Zeit, um sich den spannenden Dingen zu widmen und der Visite zu folgen. Die Rotationen kann man wie gesagt selbst planen, aber auch im Verlauf des Tertials noch anpassen. Der ärztliche PJ-Beauftragte kann einen dazu auch beraten. Die Seminare sind nach festem Muster geplant und meistens auch ganz spannend. Vor allem den berüchtigten EKG-Kurs jeden Donnerstag kann ich nur empfehlen. Letztendlich muss man jeden Tag selbst entscheiden, ob man zu den Seminaren gehen möchte, oder eben im Arbeitsalltag bleibt (kann beides durchaus sinnvoll sein). Kleidung wird gestellt, Essen ist unbegrenzt frei und wer mag, kann auch ein Zimmer im Personalwohnheim bekommen (wirklich eher spartanisch, aber umsonst).