Ich kann mich vielen PJ-Berichten nur anschließen, deshalb hier einige Wiederholung von bereits genanntem:
- Arbeitszeiten: von 6:45 Uhr bis 15:15 Uhr, je nachdem wie viel zu tun ist auch mal früher Feierabend oder Überstunden, die allerdings dann auch als Freizeit ausgeglichen werden können.
- Rotationen: jeweils 4 Wochen ZNA, Unfall-/Ortho/Neurochirurgie, Gefäßchirurgie und Allgemein-/Viszeralchirurgie. Hier hat man aber ziemlich viel Spielraum. Wenn einem ein Bereich besonders gut gefällt, kann man ohne Probleme nach Rücksprache mit den anderen PJlern tauschen/verlängern/verkürzen oder auch mal zu zweit in einem Bereich arbeiten.
- Zu den Zimmern kann ich mich nur anschließen: Ein Zimmer im Personalwohnheim wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Zimmer mit Spüle und meistens Balkon neben dem Krankenhausgelände, die Ausstattung ist eher mäßig und gibt es kein WLAN. Aber das Zimmer ist kostenlos und dafür voll in Ordnung. Insgesamt lässt es sich dort für die Zeit aushalten, zudem sind die meisten PJler und FamulantInnen dort untergekommen. Und in den meisten Fällen lässt sich eine Lösung für das fehlende WLAN finden. (Im Klinikum gibt’s übrigens kostenloses WLAN für MitarbeiterInnen.)
- Essen wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Möglich sind 3x/Tag. Man kann morgens frühstücken, mittags was bestellen und sich auch noch Brötchen usw. für abends mitnehmen. (Sollte aber immer einen Tag vorher oder spätestens bis um 8:00Uhr morgens bestellt sein)
- Unterricht ist mind. 1x/Woche geplant, leider fiel dieser häufig aus und wurde oft nicht nachgeholt. (War sicherlich auch der Corona und Personalsituation in der Zeit geschuldet). Der PJ-Beauftragte ist aber hinterher, dass das in Zukunft gebessert wird. Der neue Innere-Chef macht z.B. regelmäßig 1x/Woche Unterricht für alle Studierende. Jeden Donnerstag fand morgens eine Radiologie-Besprechung für PJler statt (wenn nicht durch Corona und Personalmangel abgesagt). Die chirurgischen PJler standen zu dieser Zeit allerdings häufig im OP und konnten oft nicht teilnehmen. An dieser Stelle kann man noch sagen, dass man das Angebot auch individuell anpassen konnte. In meiner Zeit konnten wir beispielsweise auch an einem praktischen Ultraschall-Seminar teilnehmen.
- Studientage sind zentral über die Uni Hamburg organisiert: Jeweils an einem Freitag im Monat mussten wir auf eigene Kosten zum UKE fahren und dort an einer Vorlesung teilnehmen. Die Vorlesung dauerte ca. 3h und war verpflichtend (mit Unterschrift). Wichtig: wenn man an den Studientagen nicht teilgenommen hat, wurde automatisch ein Fehltag eingetragen.
- Dienste sind nicht verpflichtend, können aber in der ZNA gemacht werden. Auch Rufdienste für den OP waren möglich. Die Dienste wurden dann mit Freizeit ausgeglichen.
So viel zu den Eckdaten, jetzt noch etwas persönliches:
Mir hat es mega gut im Husumer Krankenhaus und in Husum im allgemeinen gefallen. Für mich war es absolut das beste Chirurgie-PJ-Tertial, was ich mir vorstellen konnte. Auch wenn man tagtäglich mit dem gewaltigen Personalmangel konfrontiert wurde, waren alle (sowohl Pflege, Physio, Sozialdienst, als auch Ärzteschaft und alle die ich sonst noch so vergessen habe) super lieb und wie eine große Familie. Man hat sich vom ersten Tag super aufgenommen gefühlt und ja, es stimmt, schon nach der ersten Woche gibt es eigentlich niemanden mehr, den man noch nicht gesehen hat. Jeder kennt sich, man duzt sich mit quasi jedem außer den Chefärzten und man ist als PJtler nicht nur irgendein Studierender, sondern ein Teil der Abteilung.
Wie schon erwähnt ist der Ärztemangel in Husum ziemlich präsent. Das führt dazu, dass man als PJtler auch mal alleine auf der Station war und somit mehr oder weniger auch Verantwortung übernehmen musste/konnte. Kann man positiv oder negativ sehen. Für mich war es genau richtig. Dadurch habe ich definitiv sehr viel für meine nachfolgenden Tertiale aber auch für die Assistenzarztzeit gelernt. Selbstständiges, verantwortungsvolles, strukturiertes Stationsarbeiten konnte ich für die Zukunft gut mitnehmen. Durch den engen Kontakt mit den netten OberärztInnen war das alles auch nie ein großes Problem. Und für den OP konnte man dann natürlich dadurch auch mehr machen und wurde meistens als 1.Assistenz eingeteilt. Je nachdem wie gut man sich angestellt hat, durfte man bei bestimmten OberärztInnen auch selbst die ein oder andere OP durchführen.
Der PJ-Beauftragte ist super lieb und nett und man kann quasi mit jedem Anliegen zu ihm kommen. Wenn man nicht das Chirurgie-Ass ist, ist das auch überhaupt kein Problem. Einfach kurz am Anfang bescheid geben, dann wird das auch akzeptiert und man kann ein bisschen steuern wo man eingeteilt wird. Bei mir war es z.B. so, dass ich mir nach wie vor Chirurgie gut vorstellen kann und ich wollte unbedingt viel von dem Tertial mitnehmen. Wenn man sich sehr engagiert, wird das natürlich dann auch belohnt und man darf hier und da auch mehr. Prinzipiell gilt aber immer: Es ist ein praktisches Tertial, das heißt wenn man in den OP möchte kann man das auch quasi immer machen. Und wenn es spezielle OPs gibt, die man unbedingt sehen will, dann gibt es auch immer eine Möglichkeit, das zu realisieren.
Die Allgemein-/Viszeralchirurgen operieren quasi alles was das Fachgebiet so hergibt. Neben Schilddrüsenzentrum gibt es außerdem ein Adipositaszentrum. Bariatrische OPs sind also auch möglich.
Als Mitarbeiter im KH bekommt man im Fitnessstudio nebenan Sonderkonditionen (17 Euro/Monat)
Ich kann das Chirurgie-Tertial in Husum ausnahmslos jedem empfehlen, der einen breiten Einblick in die Chirurgie bekommen möchte, gleichzeitig aber nicht einer von vielen sein will und ein breites Freizeitangebot feiert. Mit Husum hat man ein kleines sehr familiäres Krankenhaus mit netten Leuten und einem sehr angenehmen Umgang. Außerdem sind die Bedingungen mit Vergütung, kostenlosem Essen 3x/Tag, kostenlosem Wohnen, Zugänge für alle Programme, eigene Kliniktelefone, Fingerabdruck-Scanner für personalisierte Kleidung und Türen etc. echt super, sowas gibt’s nicht in vielen anderen PJ-Stellen. Husum ist definitiv nicht die große Partystadt zum Feiern oder so, aber wer das nicht braucht, ist dort gut aufgehoben.
Ich hätte mir vorher nicht vorstellen können in den Norden zu gehen, jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.