Ich habe ein halbes Tertial in der Orthopädie und Unfallchirurgie am KSSG verbracht.
- Das Team ist wirklich nett und die Organisation läuft super. Man wird freundlich aufgenommen und ist durch eigenes Telefon, eigene E-Mail und eigene Accounts für sämtliche Programme sehr integriert und kann selbstständig arbeiten. Bei Fragen oder Problemen wird einem jederzeit geholfen.
- Die Arbeitszeiten sind im Vergleich zum PJ in Deutschland happig, ich war täglich mindestens von 7:00 Uhr bis 18:00 Uhr da. Außerdem muss man seine Arbeitszeiten stempeln. Oft gab es nichts mehr zu tun und man hätte früher nach Hause gehen können. Um Minusstunden zu vermeiden, ist man doch länger dort geblieben und hat seine Zeit abgesessen. Allerdings wurden Überstunden am Ende 1:1 als Frei vergütet.
- Außerdem wird man in Pikettdienste eingeteilt. Da während meiner Zeit relativ viele Unterassistenten dort waren, musste ich unter der Woche ca. einen und insgesamt ein komplettes Wochenende Rufdienst machen. Das bedeutet, dass man telefonisch 24 h erreichbar und bei Bedarf in max. 20 min im OP sein muss (auch Nachts!).
- Es gibt die Teams Hüfte, Knie, Schulter und Ellenbogen, Fuß- und Sprunggelenk, Wirbelsäule. Jedes Team hat pro Woche 3 OP-Tage und 2 Sprechstunden-Tage. Meistens sind 1-2 Unterassistenten jedem Team für z.B. 2 Wochen zugeteilt.
- Im OP wird man fest in OPs eingeteilt, bei denen man assistieren muss, was in den meisten Fällen leider nur stupides Hakenhalten ohne weitere Erklärungen zum OP-Ablauf bedeutet. Aufgrund von Zeitdruck war Nähen nur selten möglich. Was bei den Schweizer Preisen positiv ist: im OP gibt es kostenlos Suppe und Brot.
- In der Sprechstunde hat man die Möglichkeit, je nach Engagement eigene Patienten zu betreuen und die Sprechstundenberichte zu diktieren (in der Schweiz ist der Ablauf in der Sprechstunde, dass Patienten zunächst von den Assistenten untersucht werden, im Anschluss das Procedere mit dem Oberarzt besprochen wird und dieser schließlich mit zum Patienten kommt und alles final bespricht). Falls man keine eigenen Patienten betreut, ist man den ganzen Tag zusammen mit einem Assistenzarzt in der Sprechstunde.
- Zusätzlich ist es die Aufgabe der Unterassistenten, selbstständig die Medikamente der neu stationär aufgenommenen Patienten aus den Papierakten auf Station in das Computerprogramm zu übertragen. Je nach Team wird auch gewünscht, dass man während der Visite Notizen zu jedem Patienten macht, um im Anschluss entsprechende Verlaufseinträge im Computer zu erstellen.
Mein Fazit ist leider etwas gemischt.
Ich hatte mir vom PJ in der Schweiz einen großen Lerneffekt und Selbstständigkeit aufgrund des immer angepriesenen hohen Standings eines Unterassistenten gewünscht.
In der Orthopädie und Unfallchirurgie dienen die Unterassistenten leider hauptsächlich der "günstigen" Assistenz im OP oder für unliebsame Tätigkeiten wie Medikamente übertragen. Fachspezifische Lehrveranstaltungen gab es leider auch keine. Durch die langen Arbeitszeiten hatte man unter der Woche eigentlich keine freie Zeit für Ausflüge oder Aktivitäten. Ich hatte das Glück und musste nur an einem Wochenende Pikettdienst leisten, sodass ich zumindest an den verbleibenden Wochenenden Zeit für Ausflüge hatte.
Für meine hohe Arbeitszeit hätte ich mir erhofft, mehr fachlichen Input zu bekommen. Nichtsdestotrotz war es ein spannendes halbes Tertial, das ich so vielleicht nicht nochmal machen würde, aber nicht missen möchte.