PJ-Tertial Anästhesiologie in Spital Herisau (11/2022 bis 1/2023)
Station(en)
OP
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Ich habe mich extrem kurzfristig auf diese Stelle beworben und bin dann eher zufällig auf diese PJ/UHU-Stelle gestoßen und kann nach wie vor mein Glück kaum fassen, denn mir hätte nichts Besseres passieren können! Meine Zeit in Herisau wird für mich ein absolutes Highlight bleiben, da ich wahnsinnig viel für mich mitnehmen konnte und mich noch nie so wohl in einem Krankenhaus gefühlt habe!
OPs/Tätigkeiten
Grundsätzlich ist Herisau ein extrem kleines Spital (rund 80 Betten), durch das Kantonsystem der Schweiz werden hier aber trotzdem OPs in den Fachrichtungen Unfallchirurgie, Orthopädie, Allgemein- und Viszeralchirurige (bis hin zu offenen Laparotomie und Thorakotomien), Urologie, Neurochirurgie, Gynäkologie und Zahnmedizin durchgeführt, sodass die 3 OPs fast jeden Tag von 7 bis 15-17 Uhr am laufen sind. Da man hier als PJler immer alleine ist, kann man sicher daher immer aussuchen, welchen Saal man begleiten möchte und kommt so gut auf seine Kosten! Die OPs sind auch meistens eher kurz, wodurch man nie lang herumsitzt sondern häufig am Ein-/Ausleiten ist und so auch immer was zu tun hat, wobei Pause machen auch jederzeit möglich ist!
Zu den Tätigkeiten gehören zum Beispiel die Patient:innen entgegennehmen, ans Monitoring anschließen, Zugang legen, Präoxygenieren, Larynxmaske legen oder Intubieren, Setup im OP, Assistenz bei Regionalanästhesie, Setzen von Spinalanästhesie bis hin zum Führen der eigenen Narkosen unter Anleitung!
Dadurch, dass im Spital Herisau weniger aufwändige OPs durchgeführt werden, ist das Setzen von Arterien und ZVKs eher selten, wenn man hier aber Glück hat kann ich mir gut vorstellen, dass man hier auch mal erste Erfahrungen sammeln kann!
Zusätzlich gibt es hier keine wirkliche Intensivstation, weswegen man eigentlich die gesamte Zeit im OP verbringt.
Ärzt:innen
Das gesamte Ärzt:innenteam besteht aus nur 6 leitenden Ärzt:innen die sich hier die Schichten aufteilen. Die Hierachien sind wahnsinnig flach und man fühlt sich sofort ins Team integriert. Der Chefarzt kümmert sich persönlich darum, dass man so viel wie möglich mitnehmen kann und organisiert zum Beispiel auch Praktika beim Rettungsdienst!
Das gesamte Team hat wahnsinnig viel Erfahrung, da eigentlich alle von großen Häusern hierher gewechselt sind, und von dieser Erfahrung durfte ich auch immer wieder profitieren!
Anästhesiepflege
Die Anästhesiepflegexpert:innen im Spital Herisau sind echt einzigartig! Noch nie habe ich so ein kompetentes, lustiges und freundliches Team erlebt! Hier konnte ich wahrscheinlich genauso viel mitnehmen wie von ärztlicher Seite und obwohl ganz viele meiner Tätigkeiten (z.B. Airway-Management) die der Pflege gewesen wären, hatte ich hier nie das Gefühl jemandem die Arbeit wegzunehmen, da mir diese ganz selbstlos überlassen wurde und ich sogar noch wahnsinnig hilfreiches Feedback bekommen habe! Natürlich sollte man sich auch sonst nicht zu schade sein und auch z.B. beim Umlagern und beim Vorbereiten für die nächsten Patient:innen mitzuhelfen aber wenn man hier einfach überall mit anpackt darf man auch genau da ran, wos am Spannendsten ist!
Unterricht
Da die Anästhesie Herisau leider keine Assistenzärzt:innen ausbildet, ist auch der eigene PJ-Unterricht nicht wirklich vorhanden und es finden lediglich 1x pro Monat eine Fortbildung statt. Stattdessen besteht allerdings die Möglichkeit, an der Hausärzt:innenweiterbildung teilzunehmen, welche einmal pro Woche stattfindet! Außerdem findet 1x pro Woche ein Journal Club statt, welchem man auch beitreten kann!
Herisau als Ort/Unterkunft
Dadurch, dass ich mich so kurzfristig beworben hatte, war leider kein Platz für mich in der Personalunterkunft frei (Kosten rund 350 Franken pro Monat) und ich musste mir eine Wohnung organisieren, was natürlich wesentlich teurer ist! Ich hatte da extremes Glück und konnte eine Wohnung nahe dem KH mieten, einfacher wäre es aber sicherlich im Personalwohnheim gewesen!
Herisau ist zwar eine gar nicht so kleine Stadt, ist aber sehr weit verteilt, weswegen das Stadtzentrum eher winzig ausfällt! Hier gibt es sicherlich keine Partymeile und das Ganze hat eher das Feeling eines urigen Bergdorfs, was natürlich wahnsinnig idyllisch sein kann und vielleicht nicht für jede/n das Richtige ist. Wenn man also nichts dagegen hat, mal ein bisschen mehr Ruhe und Zeit für sich zu haben und sich vielleicht noch das Auto mitnimmt, um an den Wochenenden Skifahren zu gehen/die Berge zu erkunden, kann man hier auch so voll auf seine Kosten kommen!
Praktikum Rettung
Mir wurde zusätzlich die Gelegenheit geboten, 2 Tage mit dem Team der Rettung Herisau zu verbringen, was für mich als Österreicher extrem beeindruckend war, da das Schweizer Rettungssystem und die damit verbundene Ausbildung und Kompetenz bei weitem das übersteigt, was ich gewohnt war!
Fazit
Wer auf der Suche nach einer Uniklinik, hochkritischen Patient:innen, komplexen Operationen und der umfangreichsten Betreuung, die die Anästhesie zu bieten hat, ist, ist in Herisau definitiv an der falschen Adresse. Wer allerdings Lust hat nicht nur PJler/UHU Nummer XY zu sein, die Grundlagen in einem familiären Setting erlernen möchte, keine langen OPs absitzen möchte, persönliche Betreuung schätzt und Lust hat sich in ein wahnsinnig liebes Team zu integrieren, der ist in Herisau genau richtig.
Im Nachhinein gesehen hätte mir nichts Besseres passieren können und als jemand, der für sich erkannt hat, dass das Team um einen herum fast mehr ausmacht als das Fach selbst, kann ich mir nur wünschen, in meiner späteren Karriere solche Kolleg:innen wiederzufinden!
Bewerbung
Ich habe mich sehr kurzfristig (rund 6 Wochen) davor beworben, für einen sicheren Platz würde ich aber deutlich früher empfehlen, vor allem wenn man einen Platz im Personalwohnheim bekommen möchte!
