PJ-Tertial Neurologie in Asklepios Klinik St. Georg (6/2022 bis 10/2022)

Station(en)
C3, Stroke, ZNA
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Leider kann ich mich den vorherigen guten Bewertungen zur Neurologie nicht anschließen. Mein Wahlfach Neurologie am AK St. Georg war nicht gut. Gründe dafür waren vor allem Unstrukturiertheit der Klinik und spürbarer Personalmangel seitens der Ärzteschaft und der Pflege mit konsekutiv angespannter Stimmung.

Bereits am ersten Tag zeigte sich das Unstrukturierte, denn die Infos auf unserem Laufzettel zur Hygiene-Schulung, Transponder-Ausgabe… waren veraltet (das galt für alle PJ-ler sämtlicher Fachrichtungen). Nach einem Schließfach und einem PC-Zugang musste ich mehrmals nachfragen und tagelang warten. Um dann festzustellen, dass mein PJ-Zugang nicht mal für alle Funktionen freigeschaltet war: so konnte ich z.B. keine Untersuchungen anmelden. Für die ZNA musste ich mich auch nochmal gesondert freischalten lassen.

Der Tag in der Neuro beginnt, unabhängig von der Einteilung, mit einer Morgenbesprechung mit CT- und MRT-Demonstration durch die Neuroradiolog:innen um kurz nach 8 Uhr. Diese konnte sich gut und gern bis 9 Uhr hinziehen und hatte auf den ein oder anderen Studi eine einschläfernde Wirkung… danach dann der eigentliche Arbeitsbeginn:

Station:
Die Elektivstation, von der in früheren Rezensionen gesprochen wurde, gibt es nicht mehr. Stattdessen gibt es die neurologische Station C3. Die Hauptaufgaben eines PJ sind hier Blutabnahmen, und das waren oft viele!, auch noch nachmittags. Die Blutentnahmen waren morgens noch nicht gestellt, sodass man sich erstmal selbst alle Monovetten zusammensuchen musste. Grundsätzlich fehlte es an Material, sodass man oft auf eine andere Station laufen musste, um z.B. Butterflies zu holen. Wer flink im Blutabnehmen ist, konnte es zur Visite schaffen. Diese konnte sich, im Falle einer Chefarztvisite, schonmal drei Stunden hinziehen. Fragen konnte ich meistens stellen. Der Chef wirkte nahbar und hat auch erklärt. Unter den Assistent:innen gab es einige, die gern etwas erklärt haben, und andere, die weniger Interesse an Studierenden hatten. Oft wirkten sie gestresst und hatten nicht viel Zeit für Lehre. Nach der Visite/nachmittags fielen Lumbalpunktionen (LP), Moca-Testungen… an, auch mal ein Schellong oder ein Telefonat zur Besorgung von früheren Befunden. Ob ich Arztbriefe schreiben möchte, hat mich niemand gefragt. Cool war, dass ich nach vorheriger Anleitung die LP selbst durchführen konnte. Wer mag, kann so erste Erfahrungen für die spätere neurologische Tätigkeit sammeln. Weniger cool war, dass die LP-Utensilien nie aufgefüllt waren und man die meiste Zeit der ganzen Tätigkeit damit beschäftigt war, Liquorröhrchen oder sterile Handschuhe jenseits der Größe 5 oder 8 1/2 zu finden.

Ein paar Elektivpatienten gab es zu meiner Zeit auch noch, die konnten von uns Studierenden aufgenommen werden. Das war meist interessant, weil es sich oft um komplexe, mitunter seltene noch undiagnostizierte Erkrankungen handelte. Ich konnte auch bei der elektrophysiologischen Untersuchung (ENG/EMG) zugucken. Hierfür gab es aktuell keinen festen Funktionsassistenten, sodass man Glück haben musste, die Untersuchung nicht zu verpassen. Falls du dich mal hinsetzen oder was am PC nachlesen wolltest: vergiss es, es war kein Stuhl oder PC-Arbeitsplatz für PJ-ler:innen eingeplant. So konnte ich meist nur im Stehen auf dem Gang etwas nachlesen.

Der Tag auf Station ging meist bis 16 Uhr, kürzer nur, wenn man es rechtzeitig antizipiert hat.

Stroke:
Hierzu nur wenige Worte, denn für PJler:innen gab es nur wenig zu tun. Sicherlich war es nicht verkehrt, sich die Abläufe für ein paar Tage anzuschauen. Die meiste Zeit war ich in der:

ZNA:
Hier war es in Ordnung. Ich habe hier eigenständig Patient:innen anamnestizieren und neurologisch untersuchen können. Im Anschluss habe ich die Patientin/den Patienten der/dem zuständigen Neuroassistentin/-en vorgestellt, mögliche Diagnostik und Therapie vorgeschlagen. Da kam mitunter interessanter Austausch zustande, wenn die Notaufnahme nicht gerade „am Brennen“ war (was oft der Fall war). Denn dann hatte die Ärztin/der Arzt wenig Zeit, um auf meine Fragen und Anmerkungen einzugehen. Es gab in der Regel auch nur eine:n Neurolog:in in der ZNA. Mehrmals täglich kamen Schockräume mit V.a. Apoplex oder Krampfanfall, sodass ich auch die Abläufe dabei beobachten konnte. Leider wurde ich im CT-Raum oft angeblafft, dass hier zu viele Leute seien und ich rausgehen solle… Manchmal habe ich auch pflegerische Tätigkeiten übernommen (venöser Zugang + BE, BGA einlesen, EKG schreiben, Corona-Abstrich), wenn die Pflege wieder unterbesetzt war. Arbeitstag ging hier meist bis 16 Uhr, 16:30 Uhr für mich. Wer hier als PJ mitarbeiten möchte, sollte bereits Routine in der neurologischen Untersuchung haben, eine gewisse Ruhe für hektische Situationen mitbringen und einen pampigen Kommentar nicht persönlich nehmen.

Unterricht:
Einmal in der Woche gab es PJ-Unterricht beim Chef. Manchmal sind wir direkt ans Patientenbett gegangen, manchmal haben wir uns ein Thema im Gespräch und am PC erschlossen. Auf meine Themenwünsche wurde eingegangen. Der Chef erzählte gern in Anekdoten, ich fand seinen Unterricht gut. Leider ist er mehrmals ausgefallen, ohne dass Ersatz angeboten worden wäre. Wir PJ-ler:innen sind dann dazu übergegangen, selbstständig Unterricht zu machen.

Stimmung:
Viele der Ärzt:innen aus der Neurologie sind nett, aber sie waren mehr mit ihren eigenen Aufgaben beschäftigt, als dass sie noch die PJ-ler:innen im Blick hätten. Keine:r von den Oberärzt:innen hat sich meinen Namen gemerkt. Wer etwas wissen möchte, musste nachfragen, und wer andere Aufgaben als Blutabnehmen übernehmen möchte, musste dies aktiv kommunizieren. Allgemein kam mir der Kontakt zwischen Pflege und Ärzteschaft auf der Station eher distanziert vor, ich habe mehrmals Kommunikationsprobleme beobachtet. Mein Mit-PJler und ich haben uns von einem Großteil der Pflege dort abgelehnt gefühlt; warum das so war, wissen wir nicht. Dafür war die Stimmung unter den PJ-lern sehr gut, das galt sowohl für die Neuro als auch fächerübergreifend. Gemeinsames Mittagessen war das Highlight des Tages!

Was ich gelernt habe:
Alles in allem war wenig Kontinuität im Team, da man jede Woche, auch teilweise mehrmals unter der Woche mit anderen Ärzt:innen zusammengearbeitet hat und sich so niemand wirklich für dich zuständig gefühlt hat. Selbst die PJ-Beauftragte hat erst nach über der Hälfte meines Tertials durchblicken lassen, dass sie die PJ-Beauftragte ist? Niemand anderes hat so meine Lernkurve verfolgen können. Gelernt habe ich vor allem durch das Nachlesen auf amboss und in Fallbüchern nach meinem Arbeitstag oder wenn ich mir auf Station mal eine halbe Stunde zum Lernen rausgenommen habe.
Ich war am Anfang sehr motiviert und hatte ein überdurchschnittliches Interesse an der Neurologie mitgebracht, dies wurde leider gar nicht gesehen oder gewertschätzt. Nach den o.g. Dämpfern und ungerechtfertigten Anmaßungen uns PJ-ler:innen gegenüber (à la, wir seien nie greifbar, dabei war ich jeden Tag bis auf Studientage da und habe die Aufgaben erledigt!) hat meine Motivation gelitten.

Wer Neurologie als Wahlfach belegen möchte, sollte dies nach Möglichkeit an einem anderen Haus tun.
Bewerbung
PJ-Portal
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Patientenvorstellung
Fallbesprechung
Bildgebung
Tätigkeiten
Rehas anmelden
Patienten aufnehmen
Braunülen legen
Notaufnahme
Blut abnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
4
Unterricht
2
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.2