Eine kurze Zusammenfassung am Anfang, wer mehr Details möchte, kann weiterlesen:
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Ich hatte eine grandiose Zeit und kann es jedem empfehlen. Man sieht viel Gewalt, aber auch internistische Krankheitsbilder und kann selbstständig arbeiten. Das Arbeitsklima war großartig, alle sind sehr höflich. Man darf wirklich alles machen (Thoraxdrainagen, intubieren, nähen, nähen, nähen, Wundversorgung, arterielle Blutentnahmen (die Schwelle ist da recht gering...), teilweise auch die Versorgung von wirklich tiefen Verletzungen, FAST, KUs sowieso). Man muss sagen, wenn man sich zu etwas nicht in in der Lage fühlt (und sollte das auch wirklich tun!), das war aber nie ein Problem. Das allererste, was mir am ersten Tag zu nähen gegeben wurde, war ein Ohr, da habe ich dann doch dankend abgelehnt. Ich habe noch nie so gerne so viel gearbeitet, ich hatte aber auch Glück mit meinem Team.
--: der Sicherheitssituation muss man sich bewusst sein. Ich hatte nie Angst, aber man muss sich mit Köpfchen bewegen und braucht eigentlich ein eigenes Auto. Fortbewegung muss durchdacht werden. Dazu kommt das Risiko der Nadelstichverletzungen, 4 meiner PJ-Kollegen haben am Ende die Postexpositionsprophylaxe genommen. Man sieht viel, aber die Sachen werden SEHR anders gemanaged als in Deutschland, man lernt also eher mit Situationen umzugehen als Wirklich inhaltlich medizinisch. Ich habe viel irgendwie/ nicht so gut gemacht wie ich das gerne getan hätte (da Mangel an Skills), das hat mich schon gestört. Man wird viel mit Gewalt konfrontiert, mich hat das vorwärts gebracht, aber belastend war es schon manchmal. Analgesie wird teilweise von der Pflege (natürlich nicht alle!) eher klein geschrieben, das fand ich wirklich furchtbar.
Der Spaß ist leider teuer. Bewerbt euch für Erasmus+, die finanzieren tatsächlich auch Südafrika (zumindest in BW), das hab ich leider verpasst.
Man muss sich überlegen, was man möchte. Ich persönlich hatte ein halbes Jahr frei vorher und dachte mir, dass ich, wenn ich nur Urlaub in Südafrika machen möchte, nicht so viele Studiengebühren zahlen muss. Im Mitchells Plains Hospital wird man einem festen Team zugeteilt, das durch die (sehr langen) Schichten rotiert. Man bekommt auch jeden Tag einen festen Arzt zugeteilt. Die Ärzte arbeiten sehr hart für drei Wochen und haben dann eine Woche frei. Ich habe Nächte und Wochenenden mitgearbeitet und war vor allem den ersten Monat sehr viel da, im Durchschnitt vielleicht so 70 h in der Woche (man braucht auch ein bisschen, bis man selbstständig arbeiten kann und sich eingefunden hat). Dazu muss man aber sagen, dass mir NIE langweilig war, ich immer gerne dort war und 14 h erstaunlich schnell umgegangen sind. Es wird nicht erwartet, dass man alle Schichten mitarbeitet und nicht Kommen (auch mehrere Tage am Stück) war nie ein Problem, es ist aber vielleicht ratsam, am Anfang nicht in der Null-Bock-Schublade zu landen. Prinzipiell freuen sich die Ärzte, dir etwas beizubringen, haben aber extrem viel zu tun und werden, wenn sie das Gefühl haben du bist nur für die Unterschrift da, auch keine Zeit in dich investieren. Den zweiten Monat habe ich deutlich weniger gearbeitet und es war überhaupt kein Problem. Trotzdem ist man deutlich mehr in der Klinik als die anderen PJler. Dazu kommt, dass die Schichten so unregelmäßig sind, dass man einen eigenen fahrbaren Untersatz braucht (und zwar einen verlässlichen, liegen bleiben im Dunkeln in Mitchells Plains ist nicht ratsam!), ÖV gibt es nicht. Wenn ihr zu zweit kommt, könnt ihr darum bitten, im gleichen Team zu sein, damit ihr euch das Auto teilen könnt. Das läuft aber direkt über das Department, nicht über die Uni.
Wohnen: Ich habe erst in Muizenberg gewohnt (ich surfe), das war für den Anfang fein, aber in die Stadt und zurück zu kommen war doch aktig und man war von den anderen Pjlern schon ein wenig isoliert. Dann bin ich nach Observatory gezogen, von dort muss man dann fast überall hin mit dem Auto fahren, aber da wohnen jede Menge andere Studis. Für mich war die Mischung genau richtig. Kapstadt ist einfach großartig, vor allem wenn man Lust auf Natur hat, ich hatte auch in meiner Freizeit eine wirklich tolle zeit und war sehr traurig zu gehen. Man muss sich aber bewusst sein, dass man sich nicht so frei bewegen kann wie Zuhause.
Bewerbung
Bestätigung des Platzes ca. 1,5 Jahre im Voraus, zwischendurch gab es Chaos, da ich 4 Monate vor Praktikumsbeginn in keiner Liste eingetragen war und wohl doch keinen Platz hatte, ich musste dann meine Daten ändern. Immerhin waren sie wirklich sehr bemüht, das Problem zu lösen und haben mir sehr schnell auf alle Emails geantwortet (Die Südafrikaner sind sehr höflich, ich hatte das Gefühl, wenn man sehr freundlich schreibt laufen die Dinge besser)
Das war ärgerlich, aber es ist Afrika und man muss sich da einfach entspannt zurück lehnen. Meistens gibt es Lösungen für Probleme, wenn man dran bleibt. Im Zweifel einfacher bei Skype anzurufen.
Das ER-Department ist erstaunlich gut organisiert. Ein paar Wochen vor Prakikumsbeginn bekommt man eine Mail mit einem Link für eine WhatsApp-Gruppe, in der man dann nach seinem Team-Leader fragen kann. Es gibt auch eine Dropbox mit nützlichen Infos für Elective Students. Bringt Klamotten mit (2-3 Sets reichen), ihr könnt sie aber auch bei TANC neben dem Groote Schuur kaufen. Ein Stauschlauch erleichtert euch das leben immens. Da ich das oft gefragt wurde: NEIN, man muss nicht selber Material mitbringen, Handschuhe und co gibt es zur genüge (händedesinfektionsspender sind aber leider nicht so großzügig verteilt, kann man schon in der Tasche haben). Selbst FFP Masken bekommt ihr 3 die Woche, da ist es aber ratsam, ein paar selbst dabei zu haben.