Zuallererst ich bereue es keinesfalls die Anästhesie als Wahltertial gewählt zu haben. Man kann so wahnsinnig viel lernen und mitnehmen, egal für welches Fach man sich letztendlich entscheidet.
Die ersten 10 Wochen war ich im OP.
Das Team in Merseburg ist wirklich toll, sowohl auf der Anästhesisten-Seite, als auch die OTAs, ATAs und die Schwestern und Pfleger. Gerade die Zusammenarbeit ist hier auf einem ganz anderen Level als auf Station. Mir sind so viele Menschen ans Herz gewachsen, dass der Abschied sehr hart für mich war.
Es kommt immer darauf an, mit wem man für den Tag eingeteilt ist, je nachdem darf man unterschiedlich viel alleine machen, natürlich unter Aufsicht. Man wird natürlich langsam an die Sache rangeführt und darf dann immer mehr selbständig machen.
Letztendlich habe ich die komplette Narkoseeinleitung, -aufrechterhaltung und -ausleitung gemacht, dazu gehören je nachdem eine Team-Time-Out-Liste zu Beginn beim Ein/Umbetten, Flexüle, Monitor anschließen, Präoxygenierung, Medikamentengabe, Zwischenbeatmung, Intubieren, Larynxmaske legen, Maskenbeatmung, Einstellen des Beatmungsgerätes, Protokoll intraoperativ schreiben, Orbiseinträge, Relaxometer, Medikamentengaben während der Narkose, Extubieren und Übergabe zur ITS oder in den Aufwachraum. Man konnte immer Fragen stellen und hat beispielsweise die Schmerzmedikation für danach besprochen. Die spinale Anästhesie durfte ich nach einer Weile selbstständig machen, auch ZVKs und Arterien durfte ich stechen. Natürlich war man aber nicht jeden Tag bei einer großen Einleitung, Merseburg ist ja auch nicht das größte Haus, was für mich aber überhaupt nicht schlimm war. Es bestand auch jederzeit die Chance mit zu der Vorbereitung für die Narkosen der nächsten Tage zu gehen, um den Aufklärungen beizuwohnen.
Ich durfte so oft, wie ich wollte beim NEF mitfahren, da ist Eigeninitiative gefragt. Ich würde es jeden empfehlen, auch dort gibt es tolle Sanitäter, die einem gerne etwas beibringen. Vor allem die Abwechslung vom OP-Alltag war wirklich erfrischend.
Der Arbeitstag hat 7 Uhr mit der Saaleinteilung begonnen und endete 15:30 Uhr. Ich durfte sehr oft eher gehen.
Die restliche Zeit war ich auf ITS. Früh um 7 Uhr geht es los mit der Übergabe, danach folgt die Visite. Leider fand ich es hier sehr unorganisiert, weil teilweise dann die anderen Fachdisziplinen vorbeikamen und dabei Patienten doppelt und dreifach besprochen wurden. Auch auf ITS kam ich sehr gut mit dem Team klar. Allerdings ist auf Station die Beziehung zur Pflege halt eine ganz andere als im OP-Saal. Ich habe einen Zugang für das auf der ITS gängige Dokumentationssystem bekommen und habe es erstmal erklärt bekommen. Ich durfte die Patienten eigenständig untersuchen und dies dokumentieren, den SOFA-Score eintragen und den ärztlichen Verlauf schreiben mit den tagesaktuellen Dingen. Ich habe dann nach einigen Tagen meine eigenen Patienten bekommen, natürlich habe ich über alles, was ich tun wollte, Rücksprache gehalten. Ansonsten legte man ZVKs, Arterien, machte Pleurapunktionen, schrieb Briefe, meldete Untersuchungen an (Rö, Gastro…) machte Aufnahmen und stellte Patienten vor. Zum Erklären wurde sich immer Zeit genommen und es wurden sehr viele Dinge gezeigt, die man dann auch selber ausprobieren konnte (z.B. TTE). 14 Uhr war dann die nächste Übergabe an den Dienst, die dann bis zum Feierabend gedauert hat (15-16 Uhr).
Das Mittagessen ist kostenlos für PJler, dafür gibt es Essensmarken. Am ersten Tag hat man einen Spind bekommen. Bezahlung ist bei 21€ pro Tag, allerdings muss man sich für seine Anwesenheitstage am Ende des Monats eine Unterschrift holen, für Fehltage bekommt man also keine Bezahlung. Jeden Donnerstag hat ein PJ-Seminar stattgefunden (14-15Uhr), jede Woche eine andere Fachrichtung. Außer einer Weihnachts- und Neujahrspause haben auch alle stattgefunden. Man hat 6 Studientage pro Tertial.
Anschließend kann ich ein Anästhesie-Tertial in Merseburg nur empfehlen. Ich habe sehr viel gelacht, sehr viel gelernt und sehr viele tolle Menschen kennengelernt.