PJ-Tertial Chirurgie in Universitaetsklinikum Regensburg (5/2022 bis 9/2022)

Station(en)
Intensivstation 90, Plastische Chirurgie, Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Regensburg
Kommentar
Für das chirurgische Tertial am UKR wird man in vier Rotationen eingeteilt, man muss min. zwei Pflichtrotationen wählen (Unfall-, Gefäß-, Allgemeinchirurgie) und kann min. eine Wahlrotation wählen (Plastische Chirurgie, Intensiv, Notaufnahme, Kinderchirurgie). Man bekommt vorher eine Mail von der PJ-beauftragten OÄ und kann frei wählen, bei mir waren aus Kapazitätsgründen sogar zwei Wahlrotationen möglich.
1. Rotation-Intensivstation 90C: An sich eine nette Station, nette AÄ aus verschiedenen chirurgischen Fächern, die dort ihre Intensiv-Rotation machen, freundiche (teils menschlich etwas seltsame) OÄ und sehr nette Pflegekräfte, die einem viel erklären und zeigen können. Zu sehen gibt es alles, was man sich in der intensivmedizinischen Versorgung so vorstellen kann. Nicht nur chirurgisches, sondern auch internistisches/anästhesiologisches Wissen wird vermittelt. Praktisch konnte ich leider nicht ganz so viel machen, weil die AÄ selber noch viel lernen und machen wollen, sodass man selbst nur drankommt, wenn sonst keiner will. Beispielsweise war das höchste der Gefühle, dass ich mal beim Legen eines Demers-Katheters assistieren konnte. Man kann aber häufiger mal ein Sono oder eine körperliche Unetrsuchung an den Patienten üben. Wenn man Interesse zeigt, bekommt man auch viel erklärt und gezeigt. Einer der Oberärzte, bei dem ich mich zu Beginn natürlich vorgstellt hatte wie üblich, fragte mich nach der dritten Woche dann, ob ich eigentlich PJler bin und ob heute mein erster Tag wäre (?). Teilweise interessieren sich die Oberärzte auch nicht sehr für ihre AÄ und die PJler. Aber an sich ok und man musste auch nicht zu lange bleiben. Es gab die Möglichkeit an Wochenend- oder Nachtdiensten teilzunehmen oder auch mal auf die anderen Intensivstationen zu schauen.
2. Rotation-Plastische Chirurgie: Super nette AÄ, mega freundlich und bemüht, nehmen einem zu allem mit, was so ansteht, erklären immer alles, kann man alles mögliche fragen. Die Oberärzte sind auch nett und bemüht, ab und zu hat man ein bisschen das Gefühl ignoriert zu werden, aber wenn man aber Interesse zeigt, nehmen sie sich die Zeit und erklären viel. Man geht morgens immer zur Frühbesprechung mit dem eher kleinen Team und schaut sich die OPs/Patienten vom Vortag an, dann wird das Tagesgeschäft besprochen. Manchmal wird man dann direkt mit in den OP genommen, wenn eine Assistenz gebraucht wird. Man kann aber prinzipiell immer selbst entscheiden, ob man mit auf Station, in den großen OP, den Ambulanz-OP oder in die Sprechstunde möchte. Im OP kann man fast immer assistieren, auch immer wieder selber mal nähen, schneiden, koagulieren und blutstillen etc. Im Ambulanz-OP finden kleinere Eingriffe in Lokalanästhesie statt, auch hier kann man selber mitmachen und Drähte entfernen etc. In der Sprechstunde bekommt man verschiedenes zu Gesicht, man kann selbst Patienten untersuchen, Verbände anlegen und dokumentieren. V.a. die Handsprechstunde bei Frau Dr. Graf ist wirklich empfehlenswert! Auch die Pflege in der Ambulanz/dem OP ist wirklich nett zu den PJlern und man fühlt sich sehr gut aufgehoben. Auf Station kann man mit Visite gehen, ab und zu mal Blut abnehmen oder eine Nadel legen, insgesamt gibt es da aber aufgrund der wenigen Patienten nicht so viel zu tun. Immer wieder mal wird man von der benachbarten UCH-Stationspflege gefragt, ob man auch bei deren Patienten Blut abnehmen und Nadeln legen könnte. Wenn man nett ist, kann man das machen, kann man aber auch ablehnen, die haben eigentlich eigene PJler. Insgesamt mit Abstand meine beste Chirurgie-Rotation, man fühlt sich sehr ins super liebe Team integriert, ich habe viel Interessantes gesehen und auch praktisch Einiges lernen können.
3. Rotation-Allgemeinchirurgie: Letztendlich die mit Abstand schlimmste Rotation. Morgens um 7.00 Uhr ist man auf Station und geht die "Visite" mit, was hier bedeutet, dass man innerhalb von 20-30 min über die ganze Station von Zimmer zu Zimmer hetzt, kaum mit den Patienten spricht und nicht wirklich was dabei mitnehmen kann (und so geht es den Patienten dabei wsl. auch). Der Grund dafür ist die Morgenbesprechung der gesamten Abteilung, die dann von 7.30 Uhr bis 8.00 Uhr stattfindet. Auf Station ist man va. der Blutabnahmedienst und legt Nadeln, danach kann man Arztbriefe schreiben. Man bekommt dafür sogar extra ein PJ-Telefon und wird dann auch beim Mittagessen wegen einer einzelnen Blutentnahme oder einer Nadel auf die Station gerufen. Besonders die Stationspflege nutzt das gnadenlos aus. Stationsdienst ist bei den AÄ sehr unbeliebt, derjenige, mit dem man dann dort sitzt hat oft richtg schlechte Laune. Häufig verschwinden die Ärzte dann auch einfach im OP und man sitzt dort alleine auf Station rum. Wenn im OP eine zusätzliche Hand gebraucht wird kann man als Hakenhalter fungieren oder auch mal den Sauger halten. Egal wie man es macht, macht man es meistens aber doch falsch. Im OP herrscht häufig eine richtig schlechte Stimmung, es wird geflucht, geschrien, einander die Schuld für Fehler zugeschoben etc., manchmal entschuldigen sich die OÄ danach auch, aber es ist trotzdem maximal unangenehm. Ab und zu erwischt man dann doch mal einen netten Operatuer und man darf selbst einen Bauch zunähen. Am letzten Tag meiner Rotation durfte ich am offenen Situs sogar eine Gallenblase eigentständig entfernen, was zwar ziemlich cool war, aber die Sache dann auch nicht mehr rausgerissen hat. Am Schlimmsten war für mich allerdings, dass die AÄ und OÄ hinterrücks ständig übereinander herziehen. An einem Tag sitzen Person A und B zusammen und ziehen über C her, am nächsten Tag sitzt man bei C und B und lästert über A an. ALs PJler sitzt man ständig dazwischen und fühlt sich maximal unwohl. Auch vor neuen Kollegen wird da kein Halt gemacht, wobei ich mich ernsthaft gefragt habe, wie man in so einer Abteilung überhaupt arbeiten wollen kann. Zum Ende hin habe ich da wirklich die Tage gezählt, bis es endlich vorbei war.
4. Rotation-Unfallchirurgie: Zu Beginn wird einem leider gesagt, dass man sich am ersten Tag morgens auf Station trifft, dabei sitzen alle Ärzte morgens aber in der radiologischen Morgenbesprechung und die Station ist leer. Ist ein bekanntes organisatorisches Problem, geht wohl seit Urzeiten allen PJlern am ersten Tag so, wird aber leider auch nicht geändert. Naja. Auf dem OP-Plan steht immer mit drauf, ob ein PJler als Assistenz benötigt wird, dann soll man vor Beginn der OP im Saal sein. Ist man zu früh da, steht man dort allerdings nur rum und die OP-Pflege schickt einen wieder weg. Auf Station heisst es dann, dass man angerufen wird, sobald man in den OP kommen soll. Kommt man jedoch erst in den OP, wenn man angerufen wird, bekommt man dort wieder wütend erklärt, dass der PJler auf den Operateur warten sollte und nicht umgekehrt. Zudem steht morgens auf dem OP-Plan manchmal kein PJler drauf, wenn man dann auf Station bleibt, mit zur Visite geht etc. und der Plan dann kurz vor der OP nochmal geändert wird, sodass man doch einen PJler benötigt, bekommt man wieder einen wütenden Anruf vom OA, wo denn der PJler bleibe. Dieses Spiel mussten ich und meine Vorgänger/Nachfolger leider mehrmals über uns ergehen lassen. Auf Nachfrage hieß es dann auch, das sei ein bekanntes Problem jedes PJ-Tertials und man solle sich das nicht so zu Herzen nehmen. Also organisatorisch ist da Luft nach oben. Abgesehen davon war die Rotation aber trotzdem sehr lehrreich, man darf im OP auch selber mitoperieren, man bekommt viel erklärt und darf beispielsweise auch selbst Visite gehen. Die AÄ auf meiner Station waren auch immer sehr bemüht und super nett.
Insgesamt war mein Chirurgie-Tertial am UKR also durchwachsen. Man kann durchaus was lernen und sieht viele interessante Eingriffe und Patienten. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich das Tertial so nochmal machen würde.
Bewerbung
Bewerbung über die Heimatuni, Mail mit allen Infos kurz vor Tertialbeginn
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Repetitorien
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Botengänge (Nichtärztl.)
Mitoperieren
Untersuchungen anmelden
Briefe schreiben
Braunülen legen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
500

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.67