Ein PJ Tertial in der Rechtsmedizin ist wirklich ganz anders als in jedem anderen Bereich. Man ist die ganze Zeit im Institut als nicht am Uniklinikum. Außer man fährt für körperliche Untersuchungen hin, das hatte ich allerdings nur 2 Mal in der Zeit.
Zum allgemeinen Ablauf:
Man startet um 8:30, in der Regel mit Sektionen, die nahezu jeden Tag stattfinden. Montag, Mittwoch und Freitag finden Leichenschauen statt, hin und wieder andere Termine, auf die ich gleich näher eingehe.
Sektionen:
Man ist im Saal immer zusammen mit 1 bis 2 Ärzten pro Tisch, also bis zu 4 wenn an beiden Tischen parallel obduziert wird. Außerdem sind die Sektionsassistentinnen immer da, die wirklich sehr nett sind und einem viel zeigen und erklären.
Bei den Sektion muss man viel Eigeninitiative zeigen, dann darf man auch viel. Ich habe im Laufe der Zeit eigentlich jeden Schritt irgendwann mal alleine übernehmen dürfen. Das macht wirklich Spaß weil man in keinem anderen OP so viel selbstständig arbeiten darf und sich auch wirklich nützlich fühlt. Von alleine erklärt wird recht wenig aber man kann jederzeit alles fragen. Mit den Fällen muss man natürlich Glück haben, manchmal ist es spannender, manchmal eher unspektakulär.
Man trägt im Institut seine normale Kleidung und zieht sich dann für die Sektionen vor Ort um. Kasack, Hose und in meinem Fall Gummistiefel wurden gestellt.
Leichenschau:
Sie findet 3 mal die Woche statt und ist mal mehr, mal weniger spannend. Auch hier kann man allerdings bereits in der ersten Woche vieles selbstständig machen und am Ende des Tertials weiß man auf jeden Fall wie ein Totenschein vernünftig auszufüllen ist und wie man eine ordentliche Leichenschau durchführt.
Sonstige Termine:
Ich war 2 mal zu einer körperlichen Untersuchung mit am Uniklinikum. Man macht Fotos und dokumentiert Verletzungen von, in meinem Fall, Gewaltopfern. Das war sehr interessant weil man viel lernt über die Mechanismen von Gewalteinwirkungen und wie man Eigen- von Fremdbeibringung unterscheidet.
Zudem durfte ich 3 mal mitzukommen zu Gerichtsverhandlungen. Auch das hat mir sehr gut gefallen und ist mal etwas völlig anderes als immer nur Medizin.
Es wäre auch möglich gewesen das Labor anzusehen und sich spezielle Untersuchungsmethoden zeigen zu lassen, da bin ich allerdings nicht zu gekommen. Bei Tatortbegehungen wird man ebenfalls mitgenommen wenn man das möchte. Zu meiner Zeit am Institut gab es aber "leider" keinen.
Allgemeines:
Nach den Sektionen hat man im Prinzip Freizeit. Die kann man nutzen um in der hauseigenen Bibliothek zu recherchieren, an Seminaren teilzunehmen, die manchmal stattfinden, die Lernordner durch zu gehen, die für die Studis erstellt wurden oder sich auch einfach der eigenen Prüfungsvorbereitung zu widmen. Im Prinzip interessiert es keinen so richtig was man macht. Das ist auf der einen Seite sehr entspannt, kann aber auch ziemlich langweilig werden.
Im Team herrscht teilweise eine etwas angespannte Stimmung untereinander, zu den Studis sind aber immer alle nett. Die Ärzte sind teilweise ein bisschen so, wie man sich Rechtsmediziner charakterlich vorstellt aber ich mochte alle sehr gerne :)
Insgesamt haben die Lehre echt nicht erfunden aber wenn man viel Initiative zeigt und Fragen stellt bzw. sich anbietet, Aufgaben zu übernehmen, kann man viel lernen und vor allem viel selbstständig machen.
Alles in allem hat es mir sehr gut gefallen, das Team war nett, es ist sehr entspanntes Arbeiten ohne Arztbriefe, Blutentnahmen und sonstige nervige Standard-PJ-Aufgaben. Man fängt erst um 8:30 an und kann häufig früh gehen.
Wenn man sich Rechtsmedizin vorstellen kann oder, wie ich, einfach noch mal was komplett anderes machen möchte bevor man die nächsten Jahre ans Krankenhaus gefesselt ist, ist ein Tertial wirklich sehr empfehlenswert!