Vor meinem Chirurgie-Tertial hatte ich mächtig Angst, weil ich bis dahin nur schlechte Erfahrungen in diversen chirurgischen Abteilungen gesammelt habe. Deshalb war mein Plan für die 4 Monate Chirurgie in Alsfeld: „Zähne zubeißen und durch!“. Doch schon am ersten Tag habe ich gemerkt, dass das Tertial doch noch gut wird…
Am ersten Tag wird man vom Chefarzt der Allgemeinchirurgie persönlich am Eingang abgeholt und mit in die Besprechung genommen, wo man auch allen Kollegen vorgestellt wird. Danach werden organisatorische Sachen erledigt – mein Telefon, Schlüssel zu den Umkleiden/Arztzimmer und den Orbis-Zugang habe ich gleich am ersten Tag bekommen.
Gleich von Anfang an wurde man mit in die Stationsabläufe eingeplant. Wenn man etwas nicht wusste oder konnte, war immer jemand dabei, der einem geholfen hat. Das Team auf der Allgemeinchirurgie ist unglaublich nett, sowohl die Ärzte als auch die Pflege.
Auch das OP-Team war freundlich und hat einem gezeigt was man im OP darf und was nicht – die Leute haben nicht vorausgesetzt, dass man als PJler schon alles kann und kennt - die OP-Abläufe wurden mir geduldig erklärt.
Arbeitszeiten und Aufgaben:
ACH: Der Tag ging um 7 Uhr mit der Besprechung los und ging bis 15:30. Je nachdem wie viel im OP los war, durfte man auch früher gehen. Einige Male bin ich länger geblieben – das war aber freiwillig.
Primäre PJler-Aufgabe war die Assistenz im OP. Da war man als 1. Assistenz eingeplant und hat nicht nur stupide Haken gehalten, sondern durfte die Kamera führen bei Laparoskopien, Metallentfernung selber machen, kleinere Eingriffe selber vornehmen unter Anleitung. Und nähen durfte man sowieso immer. Mir als einer (ursprünglich) nicht-Chirurgie-begeisterten Person haben die OPs unglaublich viel Spaß gemacht und an die körperliche Belastung habe ich mich irgendwann gewöhnt.
Ansonsten musste man als PJler natürlich auch die typischen Studentenaufgaben erledigen: Blut abnehmen (eher selten), Viggos legen (sehr oft), CT-Aufklärungen machen, ABI messen, etc. Man wurde aber auch immer zu spannenden Sachen wie Sono oder Punktionen von den Ärzten mitgenommen, sodass man sich nie wie billige Arbeitskraft gefühlt hat.
UCH: auch hier sehr viel OP-Einsatz, körperlich anstrengend wegen Röntgenschürzen, hat mir aber trotzdem sehr gut gefallen. Die Ärzte erklären viel und schimpfen nicht, wenn man die Haken nicht mehr halten kann, weil die Muskeln irgendwann erschöpft sind :)
Rotationen: Man rotiert für einen Monat in die UCH und darf bei Interesse auch in die Notaufnahme gehen. Außerdem kann man bei Diensten mitmachen, muss man aber nicht.
PJ-Unterricht: gab es nicht als solchen. Der hat mir aber auch nicht gefehlt, weil man 1 x Woche einen Studientag bekommt an dem der fleißige Student/ die fleißige Studentin nach Lust und Laune lernen kann :) Außerdem konnte man auf Station/im OP jederzeit Fragen stellen, die geduldig und ausführlich beantwortet wurden.
Eine der Assistenzärztinnen der UCH (Frau K.) hat zudem regelmäßig mit uns Studenten Fälle besprochen und Röntgenbilder angeschaut.
Unterkunft: man bekommt ein Zimmer im Wohnheim – 2 Gehminuten vom Krankenhaus entfernt. Es ist ein kleines Luxus-Appartment: man hat ein eigenes Bad und eine Küchenzelle mit 2 Herdplatten und etwas Geschirr. Die Bettwäsche und Tücher bekommt man in der Wäscherei im Krankenhaus.
Essen: man bekommt einmal am Tag eine kostenlose Mahlzeit (entweder Frühstück oder Mittagessen). Beim Mittagessen hat man 3 Menüs zur Auswahl. Die Portionen waren üppig, das Essen hat immer gut geschmeckt.
Minuspunkte: ich habe lange überlegt…mir sind keine Minuspunkte eingefallen. Die Chirurgie in Alsfeld ist ein Paradies für Chirurgie-Begeisterte, für nicht-Begeisterte eine tolle Möglichkeit, das Fach in einer familiären Atmosphäre kennenzulernen.
Zusammenfassend waren die 4 Monate in der Abteilung wirklich schön und lehrreich. Besonders das tolle Team hat die Zeit wirklich schnell vergehen und den Abschied nicht ganz leicht fallen lassen.