Die Hauptaufgaben waren Stationsarbeit (Blutabnahmen, Zugänge legen, [damals] Covid-Schnell- und -PCR-Test) sowie das Abarbeiten der Patienten in der prästationären chirurgischen Aufnahme. Hier führten wir eigenständig Anamnesen und körperliche Untersuchungen durch, was eine gute Trainingsmöglichkeit war. Allerdings hatte dies häufig unter großem Zeitdruck zu geschehen und war ein Konfliktthema zwischen PJlern und Ärzteteam.
Das Team selbst ist in weiten Teilen kollegial, menschlich und oft auch hilfsbereit. Leider stehen die Kollegen jedoch alle fast ausnahmslos unter Alltagsstress und Druck, leisten zu viel Arbeit bei zu wenig Kollegen - und das spürt man als PJler deutlich. Regelhaft kam es vor, dass dieser Stress dann ungefiltert an uns PJler weitergetragen wurde (sicherlich nicht aus böser Absicht) - das Arbeitsklima war dementsprechend. Feedback gab es praktisch nur dann, wenn etwas nicht gut lief. Ich habe schon sehr deutlich den Eindruck bekommen, dass wir in erster Linie unsere Arbeit zu erledigen hatten - Punkt.
Das hatte Vor- und Nachteile: Wir waren fest im Team integrierte Bestandteile, konnten/sollten eigenständig arbeiten und genossen durchaus hierdurch Autonomie. Allerdings stand die Lehre dadurch eindeutig an hinterer Stelle. Formal war es zwar möglich, in verschiedene OPs hinenzuschnuppern oder in der Rettungsstelle mitzuhelfen, was ich hin und wieder auch tat. Praktisch war dies jedoch häufig aufgrund der generellen Arbeitsbelastung nicht realisierbar. Als OP-Assistenz war man nicht zwangsläufig eingesetzt, dies haben meistens die AÄ selbst übernommen. Man konnte jedoch grundsätzlich dazukommen und die OP beobachten, selten auch mitoperieren.
Im Gegensatz zu anderen PJ-Tertialen war man hier als PJler keine zusätzliche Arbeitskraft, die unterstützt und gleichzeitig viel parallel sehen/lernen/ausprobieren konnte, sondern ein fest integrierter Arbeitsbestandteil - ohne Bezahlung. Der Arbeitstag ging von 7h morgens bis ca. 15.30h (Nachmittagsbesprechung). Selten konnte man früher (aber auch später) gehen, je nachdem, wann die Arbeit geschafft war. PJ-Unterricht war zwar formell organisiert, viel aber ziemlich häufig aus. Das Mittagessen ist etwas vergünstigt für PJler, sodass ein "Freibetrag" von 5,30€ pro Tag in der Kantine zur Verfügung stand; dies reichte jeweils nur für die günstigste Tagesmahlzeit. Auf welche Produkte sich dieser Betrag beziehen konnte lag allerdings immer auch im Ermessen des Kantinenmitarbeiters. Eine Anhebung des Betrages oder eine andere Essensregelung ist vom Haus abgelehnt worden.
Im Großen und Ganzen war mein Chirurgie-Tertial am SHK Berlin für drei Monate in Ordnung - sicherlich auch im Vergleich zu anderen PJ-Chirurgie-Erfahrungen. Strukturelle Mängel bestehen aber eindeutig.