PJ-Tertial Chirurgie in Spital Linth (11/2022 bis 3/2023)
Station(en)
5-7. Stock
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
- Fazit: sehr angenehm + empfehlenswert; entspannter als jedes Chirurgie PJ, das ich mir vorstellen könnte.
- Klinik/Strukturen: modern, seit 2019 renoviert und neues Team. Seit 2023 erneut viele neue Ober- und Assistenzärzte. Aktuell wieder Umstrukturierung: Visite findet direkt nach Morgenrapport statt und danach Kaffee mit allen Chirurgen). 3 OP-Säle mit tollem Bergblick. Fast immer sind chirurg. UHUs (wir) im Spital und gelten als fester Bestandteil des Teams. 7:30 Morgenrapport, 8:00 IMC-Visite, danach Visite (neu: aufgeteilt in ACH + UCH), 15:30 Nachmittagsrapport, 16-17Uhr Arbeitsende. Arbeitsbeginn ist 7:30, es wird (aktuell) nicht erwartet früher zu kommen, um Visite vorzubereiten. Arbeitsende ist je nach Arbeitspensum 14-15 Uhr möglich, selten später als 17 Uhr. Vieles im Spital ist Aufgabe der Internisten, z.B. Nachtdienste (Chirurgen habe nur Bereitschaft) oder Sonos (Chirurgen rufen für Sonos i.d.R. einen Inneren-OA), daher arbeiten hier Innere-Uhus meist mehr. Studientage gibt es 2 pro 4 Wochen Arbeitszeit, 7 Tage Urlaub gibt es erst ab 4 Monaten PJ-Dauer (deutsche Fehltage gibt’s nicht). Wir können sie uns in Absprache frei einteilen; bei Internisten kann bisher immer nur ein Uhu gleichzeitig Studientag nehmen (cave für Paare). Man erhält Universalschlüssel (Badge), Arbeitskleidung (halbdurchsichtige weiße Sachen + Kittel über Wäscheautomaten) und Telefon; es gibt einen Willkommenstag und viele digitale Angebote (u.a. Liste mit Spitalvorteilen).
- Team: Alle sind sehr nett + hilfsbereit. Hierarchien sind spürbar, aber flach. Die meisten Assistenzärzte sind relativ neu im Spital, da Berufsanfänger häufig in einem B-Spital wie Uznach anlernen. Das sorgt auch dafür, dass alle studentennah und nett sind, und keine abgehobenen Chirurgie-Asse. Riesiges Plus ist, dass auch die Pflege und das OP-Personal i.d.R nett und zugewandt ist (einen weniger toxischen OP-Saal habe ich noch nie erlebt). Leider kann es auch schnell neue, unangenehme Kollegen geben. Aktuell gibt es aber nur einen solchen Oberarzt. Der Chef ist nett, interessiert an Studenten und führt ein Abschlussgespräch mit UHUS durch, wo man Lob/Kritik einbringen kann.
- Arbeit: Feste OP-Einplanung, aber Wünsche einbringbar (Planung gegen 15 Uhr durch den Spätdienst). Man kann je nach Besetzung die OPs gut meiden, aber auch spannende OPs mitmachen oder zuschauen. Blut + Zugänge sind Aufgabe der Pflege, aber dafür hat man Verpflichtungen wie Team-Time-Outs (Patientenidentität + Eingriff bestätigen) oder Status machen (präoperative Sichtung inkl. Anamnese + Untersuchung), die leider ohne Supervision wenig Lernzuwachs bedeuten. Visite währenddessen mitzuschreiben ist nicht mehr primäre UHU-Aufgabe, was ich gut finde. Dadurch war man früher zwar integrierter, aber konnte die Patienten kaum selber anschauen. Auf der Notaufnahme kann man selbstständige Erstversorgung gut üben. OP-Spektrum ist sehr breit, man kann viel tun, Haken halten ist Klassiker. Pikett (Bereitschaft) teilen sich die UHUs selber auf (meist viele UHUs im Haus), 50Fr pro Tag (17-7Uhr), 100Fr an Sa/So (7-7Uhr) egal ob Ruf oder nicht; man wird quasi nur zu Sectios gerufen, weil die Chirurgie-Assistenten ihren eigenen Pikettdienst haben. Das UHU-Piketthandy wird alle ca 5-10 Tage angerufen, d.h. bei manchen klingelt es nie.
- Deutsche: ich habe mich stets willkommen gefühlt. Die Ärzte kommen v.a. aus Deutschland, sodass die meisten Hochdeutsch sprechen. Oft wird jedoch auch auf Schweizerdeutsch gesprochen, was je nach Talent Wochen-Monate Eingewöhnung erfordert. Hochdeutsch auf Wunsch ist meist möglich. Anerkennung war bei mir problemlos: für 50Fr erhält man postalisch eine Äquivalenzbescheinigung von der Uni Zürich (versenden auch nach DE) und Allgemein-/Visz-/Unfall können so bescheinigt werden wie das LPA es braucht.
- Lehre: alle sind interessiert an Lehre, insbesondere der Chef. Man wird trotzdem nicht bloßgestellt, wenn man was nicht weiß, sogar selten im OP. Von Assistenten kann man zwar lernen, aber es sind meist selber Anfänger und müssen z.B. sonografisch nur FAST können. In der Schweiz bzw. in diesem Spital müssen Assistenten fast jede Entscheidung mit OA rückbesprechen. OA haben regelmäßig Sprechstunde, in der man gut mitgehen und lernen kann. Es gibt fast wöchentlich ein Seminar (aktuell Innere, ACH, UCH und Gyn; Anästhesie ist monatlich; Plan ist im PC). Zudem gibt es fast täglich in den Rapports integrierte Fortbildungen; ein 5-10min Referat wird dabei von UHUs erwartet. Seit neuestem gibt es ein Skillslab, wo man Laparoskopie und Nähen usw. üben kann; dazu gibt es Lernmodule, die von Oberärzten geleitet werden. Nach jedem Modul gibt es eine kleine Prüfung, die man bestehen muss. Bei Nichtbestehen droht angeblich der Nichterhalt der PJ-Bescheinigung, aber nur die Ruhe: die Prüfung sehr einfach (Basics wie paar Nähte setzen), man kann die Prüfung wiederholen und die Ärzte sind nett. Außerdem denke ich nicht, dass sie das durchboxen würden + könnten (zumal die Legalität fraglich ist).
- Verpflegung: Gehalt 1123Fr (abzüglich AHV-Gebühren und Zimmer; deutsches Konto problemlos), Mittagsessen tgl. von 11-13:15 nach Gewicht (50-60% Rabatt, Kaffee 1,30Fr, Essen 5-10Fr). Kostenloses Wasser überall. UHUs können eigentlich immer eine Pause nehmen. Wenn man mittags eine längere OP macht, kann man vorher was essen oder sich was zurückstellen lassen (bis 17 Uhr). Im OP-Bereich gibt es warme Suppe und Brot. Die Kantine hat den 1. Platz der Kantinen-Weltmeisterschaft 2022 gewonnen, was man i.d.R. auch merkt.
- Wohnheim: recht alt, aber besser als alle Personalwohnheime, die ich kenne. 1min von Spital entfernt. Viele Einzelzimmer im EG und 1. OG mit Gemeinschaftsbad und -küche (Grundausstattung z.B. Kochutensilien, Ofen, Mikrowelle). 4 Studios im 2. OG mit eigenem Bad + Küche. Handtücher und Bettzeug gibt’s vom Spital. Reinigung der Gemeinschaftsbereiche regelmäßig und zufriedenstellend. Im Keller kostenlose, moderne Waschmaschine + Trockner. Kostenloses Parken <5min zu Fuß vom Wohnheim/Spital entfernt.
Bewerbung
1 Jahr im Voraus empfiehlt sich. Bewerbung per Mail ans HR oder die Chefarztsekretärin.