Das Innere-Tertial in Agatharied war mein erstes Tertial und insgesamt hat es mir gut gefallen. Der erste Tag war super organisiert, wir haben Telefone, Ausweise, Spindschlüssel und Kleidung erhalten und wurden vom PJ-Beauftragten durch das Krankenhaus geführt. Die Rotationen sind relativ fix, jeder von uns war jeweils einen Monat in der Gastro/Onko, Kardio/Pulmo und Geriatrie sowie 2 Wochen ZNA, 1 Woche ITS und 1 Woche IMC. Rückblickend war das keine schlechte Verteilung, da man so gerade an einem kleineren Haus wie diesem einen guten Überblick über das ganze Spektrum der Inneren Medizin erhält. Jeder Tag beginnt um 8 Uhr mit der gemeinsamen Frühbesprechung und im Anschluss meistens noch einer kurzen fachspezifischen Besprechung. Wirklich hervorzuheben ist die gute Stimmung und das freundliche Miteinander im Haus. Ich wurde überall herzlich aufgenommen, es herrschte ein kollegialer Umgang und bis hoch zum Chefarzt wird man respektvoll behandelt und kann jederzeit Fragen stellen. Bzgl. Teaching kommt es natürlich wie überall auf die jeweiligen Ärzte an, die meisten waren aber wirklich bemüht, dass man etwas lernt. Wenn das mal unterging, war das eher der teils hohen Arbeitsbelastung der Ärzte geschuldet. Ich konnte auch hin und wieder eigene Patienten betreuen, auch wenn das sehr auf die Ärzte ankam und ich es mir etwas öfter gewünscht hätte. Am Ende war meine Aufgabe doch häufig eher zuzusehen. Mit Eigeninitiative kann man die Quote aber durchaus erhöhen ;). Wir wurden regelmäßig ermutigt, in den Funktionsabteilungen nach Lust und Laune vorbeizuschauen, dabei konnte man sich oft auch selbst in der Sonographie/im Echo üben (unbedingt nachfragen!). Hier wurde auch immer bereitwillig viel erklärt bis hin zum einstündigen Herzkatheter-Teaching mit dem Oberarzt. Der PJ-Beauftragte (Gastro-OA) ruft einen regelmäßig an, wenn es einen spannenden Befund/eine KM-Sonographie/eine Drainagenanlage/eine Punktion zu sehen gibt. Gut ist auch das Mittagessen (für Krankenhausessen wirklich gut und für PJler kostenloses all you can eat), da haben wir uns untereinander meistens zusammengerufen. Nach dem Mittagessen findet um 13 Uhr die Röntgendemo statt, wo gemeinsam mit den Radiologen interessante Befunde der Patienten besprochen werden. Fortbildungen finden 2mal in der Woche statt (1 internistische, 1 anästhesiologische/chirurgische). Hier wird oft etwas verschoben oder getauscht, aber am Ende findet es wirklich regelmäßig statt. Außerdem gibt es ab und an Fortbildungen/Fallbesprechungen von den Ärzten (vor allem Kardio), an denen man auch jederzeit teilnehmen kann. Jeder PJler kann einen Schnuppertag in der Radiologie und im Labor mitmachen (empfehlenswert). Auf manchen Stationen gibt es MFAs, die die Blutentnahmen und Nadeln (zumindest teilweise) erledigen, dadurch hält sich das meistens sehr in Grenzen. Arterielle BGAs sticht man relativ regelmäßig (v.a. bei den zahlreichen COPD-Patienten). Als PJler muss man 2 Samstagsdienste (d.h. Blutentnahme-Dienste) übernehmen, dafür erhält man Freizeitausgleich.
Insgesamt ein gutes und entspanntes Tertial, ich hätte manchmal gern mehr aktiv mitgearbeitet, dafür war man sehr frei in der Gestaltung des Tages/was man sich ansehen und wo man mitlaufen will. Und am Ende habe ich rückblickend viele verschiedene klassische internistische Untersuchungen und Interventionen gesehen und durchaus viel mitgenommen.
Nochmal zusammenfassend Pro/Contra:
Pro: wirklich ein super nettes Team (!); flache Hierarchien; verhältnismäßig wenig Blutentnahmen; man kann jederzeit in die Funktionsabteilungen und sich Sachen anschauen; viele Ärzte erklären gerne und viel; breites internistisches Patientenspektrum; gutes Essen und schöne Umgebung; Vergütung + Fahrtkostenübernahme
Contra: etwas wenig eigene praktische Tätigkeiten/eigene Patienten (oft eher zuschauen); 2 obligate Blutentnahmedienste am Wochenende