Da es bisher keine Bewertung gab möchte ich hiermit die Lanze brechen. Ich habe mich für mein erstes Tertial und Wahltertial für die Kinder- und Jugendpsychiatrie in der LVR-Klinik entschieden und wusste so gar nicht was mich erwarten würde. Ich wusste aber, dass ich total an Psychiatrie und an Arbeit mit Kindern und Jugendlichen interessiert bin, somit war meine Entscheidung gefallen.
Vor Beginn meines PJs habe ich dem PJ-Beauftragten Herrn Scholz geschrieben und über meine Vorstellungen gesprochen (ich wollte auf jeden Fall auf die Station für Essstörungen rotieren). Dort war ich auch im Verlauf. Zu Beginn war ich aber auf der J1 (Geschützt-geschlossen ) als Einstieg. Dort zu beginnen kann ich jedem nur raten, denn dort bekommt man einen guten Einblick in verschiedene Krankheitsbilder und macht einen fit, falls man Interesse hat Dienste mitzumachen. Ich habe im Verlauf des PJs Tag- und Wochenenddienste mitgemacht. Ich möchte betonen, dass diese freiwillig sind, aber die Assistenten sich immer über Unterstützung freuen. Generell war ich froh akutpsychiatrische Erfahrung zu sammeln, da ich fast alle Famulaturen in Psychiatrien und KJPs gemacht habe, aber die Akutpsychiatrie etwas zu kurz gekommen war. Vorerfahrungen in Psychiatrie und in Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erleichtern in meinen Augen den persönlichen Einstieg, werden aber auf keinen Fall erwartet oder vorausgesetzt. Nach dem man etwas auf der geschützt-geschlossenen Station Zeit verbracht hat, kann man recht frei sich alle Stationen und die Ambulanz anschauen. Es gibt noch eine Kinderstation, und zwei Jugendstationen. Eine Rotation ist total unkompliziert.
Als PJler wurde ich hier recht schnell eingebunden und durfte viel mit anpacken. Also hier sitzt man nicht nur rum; wenn man Lust hat, wird man als vollwertiges Mitglied der Assistenten integriert. Voraussetzungen sind natürlich, dass man sich einbringt und Interesse an der Arbeit hat. Als Beispiele an Tätigkeiten wären zu nennen: KUs/ Aufnahmeuntersuchungen mit PPB, Teilnahme an Teams/ Visiten/ OA- und CA- Visite, Teilnahme an Schulbesprechungen der Paul-Martini-Schule, wenn man möchte kann man auch selbst unter Supervision Visiten, Entlassgespräche und Familiengespräche führen oder bei Notfallvorstellungen mitmachen. Außerdem gehört die Korrespondenz mit Jugendämtern, Eltern und den Familiengerichten zum täglichen Geschäft. Natürlich schaut man ab und an auch einfach mal zu was/wie die anderen Therapien gestalten. Auch Diagnostik und Fachtherapien kann man sich auf Wunsch anschauen . Des Weiteren kann man auch an der Balint-Gruppe teilnehmen. Mittwoch morgens gab es meist Fortbildungen zu interessanten Themen wie therapeutische Arbeit/ Beziehung, Gruppentherapie mit Flüchtlingen, Leitlinien etc. Freitags gab es immer eine Diagnosekonferenz, in der Assistenten einen Fall vorstellen durften und man dann gemeinsam schaut: Passt der PPB und die Diagnose zum Patienten? Außerdem fanden gelegentlich Supervisionen und Assistentenrunden statt. Speziellen PJ-Unterricht gab es nicht. Hier hätte ich mir fächerübergreifenden Unterricht gewünscht mit der allgemeinen Psychiatrie und der Neurologie. Da es aber so regelmäßig Fortbildungen gab, war das nicht so tragisch. Zusätzlich ist man mit Eingeladen zum Rheinland-Curriculum zu fahren. Hier werden verschiedene Fortbildungen in Kliniken in ganz NRW durchgeführt. Ich war bei einer dabei zum Thema "Suizidalität". Hier bekommt man noch einmal einen Einblick in andere Häuser und deren Arbeitsweise, was den Horizont etwas erweitert.
Zum Schluss möchte ich das wichtigste Ansprechen: Das Team !
Ich habe mich selten so schnell und so früh als Teil eines Teams gefühlt wie in dieser Abteilung. Egal ob Pflege (bis auf wirklich sehr wenige Ausnahmen), Assistenzärzte, Fach-, Oberärzte, Psychologen, Fachtherapeuten und Chef... hier wird man sofort herzlich aufgenommen. Die Hierarchien sind recht flach und es wird einem sich wirklich leicht gemacht anzukommen und sich zu entfalten. Die Teams arbeiten hier auf Augenhöhe und Entscheidungen für die Patienten werden oft bei ausführlichen Teamsitzungen gemeinsam gefällt. Die Assistenten nehmen einen auch mal mit zu Assistententreffen (z.B. zu Mr. und Mrs. Hummus zum Essen). Ich habe dort nicht nur gute Kollegen kennengelernt sondern auch Freunde, mit welchen ich nach wie vor in Kontakt bin. Auch der PJ-Beauftragte Herr Scholz ist für einen immer ansprechbar und erreichbar. Egal wie sehr dieser im Stress ist, er gibt einem nie das Gefühl lästig zu sein. Ich habe mich da wirklich gut betreut gefühlt. Am Ende gibt es auch noch ein Abschlussgespräch in der man nochmal das vergangene Tertial reflektieren kann. Der Abschied am Ende ist mir nicht nur wegen der schönen Arbeit dort, sondern insbesondere, weil das Team der LVR- Klinik in der KJP so unglaublich toll ist, extrem schwer gefallen. Hätte ich mein ganzes PJ dort verbringen können, hätte ich dies ohne zu zögern gemacht. Danke für die tolle Zeit die mich fachlich und menschlich weitergebracht hat !
PS: Noch Nebenbei Orga Infos: PJ-Vergütung, Parkchip, Essen und Utensilien wie Reflexhammer etc. werden vom Haus gestellt. Studientage gibt es keine (mehr).