Wir haben die zweite Hälfte unseres chirurgischen Tertials am St. Francis Referral Hospital Ifakara verbracht. Insgesamt hat es uns super gefallen, wir haben genau das bekommen, was wir uns von einem Auslandsaufenthalt im ländlichen Afrika erhofft hatten. Entgegen unserer Erwartungen (es gibt ja auch erst einen PJ-Bericht hier) waren wir nicht die einzigen zwei deutschsprachigen Studierenden in Ifakara. Durch das Schweizer Tropeninstitut ist das SFRH vor Allem in der Schweiz bekannt, aber auch aus Deutschland und aus Österreich sind häufig Studierende vor Ort.
Anreise:
Aus Daressalam kommt man entweder mit dem Bus oder mit dem Zug nach Ifakara. Der Zug (TAZARA) ist die deutlich komfortablere Option, fährt allerdings nur am Dienstag und Freitag. Zugtickets gibt es nur vor Ort am Bahnhof. Um sicher einen Platz in der 1. oder 2. Klasse zu bekommen, würde es sich empfehlen das Ticket bereits am Vortag zu kaufen.
Busse fahren täglich um 6 Uhr morgens ab Magafuli Bus Station. Es gibt verschiedene Busunternehmen (zu empfehlen: Kidinilo, H.C. Safari) und Tickets können kurz vor Abfahrt am Busterminal erworben werden. Das Ticket sollte ca. 20000 TSH kosten, als Tourist besteht die Gefahr, dass man schnell mal das Doppelte bezahlen soll. Da muss man dann einfach auf dem richtigen Preis beharren.
Unterkunft:
Für Studierende, die nur ein bis zwei Monate in Ifakara bleiben, besteht die Möglichkeit über das Krankenhaus eine Unterkunft zu bekommen. Wir waren im „Golden House“ untergebracht. Dort gibt es Doppel ($16pP/Nacht)- und Einzelzimmer mit eigenen Bädern, sowie ein Gemeinschaftswohnzimmer und einen wunderschönen Garten. In diesem Preis sind 3 Mahlzeiten pro Tag inbegriffen. Für dortige Verhältnisse ist diese Unterkunft wirklich sehr teuer, wir haben aber vor allem unsere Zeit in dem Garten sehr genossen und uns rund um die Uhr sicher und wohl gefühlt.
Klinik:
Wir haben die Hälfte unserer Zeit in der Chirurgie und die andere Hälfte in der Gyn/Geburtshilfe verbracht. Man wird prinzipiell überall herzlich aufgenommen und kann dementsprechend auch problemlos und spontan zwischen verschiedenen Abteilungen rotieren. Ein für uns limitierender Faktor für den direkten Patientenkontakt war die sprachliche Barriere, da die wenigsten Patienten englisch können und wir nur ein paar Wörter Swahili. Außerdem kommt es natürlich wie überall darauf an, welche und wie viele Ärzte gerade auf Station sind und inwiefern man von ihnen in die Arbeitsabläufe eingebunden wird.
In der Chirurgie konnten wir sehr viel Zeit im OP verbringen und es durfte auch meistens mindestens eine von uns beiden mit an den Tisch. Das Spektrum der Eingriffe ist überraschend breit, allerdings unterscheidet sich der Standard durch die limitierten Ressourcen und die dortige Arbeitsweise schon deutlich von dem, was wir aus Deutschland gewöhnt sind.
Auch in der Gyn/Geburtshilfe konnten wir viele Eindrücke sammeln, da die Frequenz an Geburten in Tansania deutlich höher ist als in Deutschland und die Privatsphäre der Frauen während einer Geburt quasi keine Rolle spielt.
Insgesamt eignet sich das SFRH unserer Meinung nach sehr gut, um einen Eindruck von der tansanischen Gesundheitsversorgung zu bekommen. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man dort mit viel Leid und Tod konfrontiert wird.
Alltägliches Leben in Ifakara:
Ifakara liegt fernab von jeglichen Tourismus. Es führt noch nicht einmal eine geteerte Straße dorthin. Der Großteil der Einwohner lebt von Subsistenzwirtschaft, die Wohnsiedlungen bestehen überwiegend aus Hüttenbauten. Überall im Ort wird frisches Obst und Gemüse an Straßenständen verkauft, außerdem gibt es auch einen großen Markt. Das Angebot im lokalen Supermarkt ist allerdings sehr begrenzt. Die Kühlung von Lebensmitteln gestaltet sich aber sowieso schwierig, da mehrmals am Tag teilweise für mehrere Stunden der Strom ausfällt. Es besteht die Möglichkeit Fahrräder auszuleihen, wodurch man den Ortskern und die Schleichwege durch die Siedlungen hervorragend erkunden kann.
Für Wochenendausflüge eignen sich der Udzungwa Regenwald und der Mikumi Nationalpark. Wenn man mehr Zeit hat, gibt es in Tansania natürlich noch viel mehr zu erkunden. Die Busfahrten sind an sich auch schon ein Abenteuer, ziehen sich aufgrund der schlechten Straßen allerdings manchmal sehr in die Länge (von Ifakara nach Arusha braucht man ca 14h).
Visum:
Offiziell braucht man ein Business Visum ($250), wir hatten beide aber nur ein Student Visum ($50). Die genauen Anforderungen wechseln täglich und hängen davon ab, ob und mit wem das Immigration Office in Ifakara besetzt ist.
Kontakt:
Dr. Winfried Gingo
Email: wgingo@yahoo.com
Whatsapp: +255784402899
Bei uns lief der Kontakt per Mail zunächst reibungslos. Wir wurden von Dr. Gingo herzlich eingeladen und auch mit allen nötigen Unterlagen für das Visum versorgt. Danach sah er seine Aufgabe erfüllt und wir waren mit der Organisation unserer Anreise und Unterkunft auf uns alleine gestellt. Bei Ankunft stellte sich dann heraus, dass Dr. Gingo aktuell in Indien ist und niemand über unseren Aufenthalt informiert wurde. Wie überall in Tansania klappt mit ein bisschen Geduld dann aber doch alles!