Erst mal allgemein zum Haus:
Seit ein paar Jahren gehört es zu Helios und es wird an allen Ecken und Enden gespart: billigstes Material, fehlendes Material (BE Zeugs, keine Abwurfbehälter, teils nur absurde Kasakgrößen, kaum OP Schuhe für Gäste, teils im Dienst keine frischen Decken für Pat??), kaputte Betten, die Pflege auf Station besteht fast nur aus Leasing Kräften ... Das Essen ist fast durchweg schlecht und die Portionen winzig, gleichzeitig durften wir regelmäßig Diskussionen führen, ob man sich mit einer zweiten Essensmarke (die für den gesamten Monat gültig sind!) ein zweites Essen holen darf, ob auch Süßigkeiten gekauft werden dürfen etc.
Gestellt wird eine Umkleide mit Spind, Schlüssel, Arbeitskleidung, Telefone, PJ Raum mit Kaffeemaschine, Parkplatz.
Man rotiert etwa zu gleichen Teilen in die meisten chirurgische Disziplinen, der Arbeitsalltag unterscheidet sich dabei sehr. In den Tertialen, wo nur eine Rotation gleichzeitig da ist, kann es sehr stressig werden, man ist die meiste Zeit nur in der Unfall-/Viszeralchirurgie - da kann es sein, dass jeweils ein PJ im OP ist und einer allein für alle BEs und das Diensttelefon verantwortlich ist (das muss täglich bis 16 Uhr besetzt sein, ab 16 Uhr wird es vom PJ Dienst übernommen). Wir waren relativ viele, sodass der Alltag meist entspannt war. Insgesamt ist man für BEs und OP Assistenz zuständig, Stationsarbeit wird eigentlich nicht erwartet.
ZNA: wahnsinnig nette, kompetente und motivierte Oberärztin, die sehr viel erklärt und einen viel machen lässt. Hier ist man aber wirklich den ganzen Tag beschäftigt, bleibt auch mal länger und schafft es meist nicht zu den Fortbildungen.
Viszeralchirurgie: viel BEs, morgens Visite/Frühbesprechung, Wundversorgung, viel OP (meist als 1. Assistenz offen/laparoskopisch): eher Standardeingriffe wie Hernien, Gallen, Darmeingriffe, Appendizitis, die Ärzte sind teils launisch, können sehr nett und erklären teils viel/lassen einen selbstständig assistieren/nähen etc, können aber auch anders. Wenn ein PJler im OP ist und BEs etc erledigt sind, kann man entspannt Kaffee trinken im PJ Raum.
Unfallchirurgie: eigentlich wie Viszeralchirurgie, insgesamt im Team eine nettere und weniger angespannte Atmosphäre, nur ein paar unsympathische Ausnahmen, manche Oberärzte fragen im OP gerne aus.
Thoraxchirurgie: sehr wenige BEs, morgens Visite/Frühbesprechung (immer mit Kaffee), sehr nettes Team, erklären auch gern, danach kann man im OP zuschauen/assistieren oder in der Sprechstunde dabei sein, manchmal Wundversorgung/Drainagen ziehen etc. Meistens kann man deutlich früher nach Hause. OP Spektrum sind eigentlich nur Krebspatienten und Hämatothoraces jeweils offen/thorakoskopisch.
Handchirurgie: keine BEs, morgens Frühbesprechung und danach ist man meist den kompletten Tag im OP, teils kommt man kaum zum Essen/Trinken, aber man wird sehr eingebunden, darf viel machen, bekommt viel erklärt. Wenn nachmittags mal keine OPs mehr anstehen, kann man in der Ambulanz zuschauen oder auch nach hause gehen. Die Handchirurgie ist sehr bekannt und es kommen wirklich sehr spannende Fälle ins Haus!
Lehre:
Theoretisch gibt es jeden Tag 1-2 Fortbildungen am Nachmittag von fast allen Fachdisziplinen des Hauses. Teils fallen diese auch aus, wenn sie aber stattfinden, sind sie fast ausnahmslos sehr gut und die Oberärzte sehr motiviert.
Man kann gut bezahlte Dienste übernehmen, in denen man für BEs und OP Assistenz zuständig ist (wenn wenig zu tun ist, kann man auch immer in der ZNA aushelfen). Unter der Woche 16:00-7:30, der Tag ist dann frei, am WE ab 7:30 24h. Besonders im Dienst sind die Operateure meist sehr dankbar, dass man da ist und hilft und man kann viel lernen.
Insgesamt sind die meisten wirklich sehr nett! Der Kontakt zur Pflege ist durchmischt (teils sehr gut, teils sehr schlecht).
Wer OP mäßig interessiert ist, kann hier eine gute Zeit haben und echt was mitnehmen! Wenn man sich vom OP eher Fernhalten will, ist es vermutlich das falsche Haus