Lehre: Das PJ in Paderborn sieht jeden Montag einen Studientag vor, bei dem man neben den wöchentlichen Besprechungen von Differentialdiagnosen in der Inneren Medizin noch drei bis vier weitere Fächer in seminarartiger Struktur gemeinsam mit Ärzt:innen wiederholt. Dabei wird keine Anwesenheit überprüft und durch die „4-Tage-Woche“ im Krankenhaus selbst kommt es einem ganz entspannt vor. Es ist zwar keine Gyn-spezifische Lehre (das Seminar ist nur halbjährlich im Stundenplan) aber man bekommt viele andere Krankheitsbilder mit und hat die Möglichkeit im Staatsexamen gelerntes zu wiederholen oder sich dadurch auf das 3.Stex vorzubereiten. Die Montage verbringt man gemeinsam mit den anderen PJlern aus dem Vincenz- & Brüderkrankenhaus, wodurch man gleich ein paar Leute hat mit denen man sich austauschen und auch unter der Woche was unternehmen kann 😊.
Klinik: Die Frauenklinik selbst hat einiges zu bieten. Mit über 3000 Geburten ist es das größte Haus in NRW und unter den 10 größten Geburtskliniken in Deutschland. So konnte ich tagsüber fast täglich eine Sectio und teilweise mehrere Geburten mitbekommen. In der Gynäkologie gab es auch ein breites Spektrum an Krankheiten und Operationen zu sehen mit verschiedenen Sprechstunden in (Brust, Dysplasie, …). Das Krankenhaus in Salzkotten gehört auch dazu und bieteth einige weitere Bereiche an (Urogyn, Endometriose/Myome). Ohne Auto war es für mich etwas umständlich dort hinzukommen (wenn es passt nimmt einen jmd der Ärzt:innen mit), weshalb ich nicht oft da war. Man kann dort aber auch viel an Basics sehen, mit meist weniger Risikofaktoren/Komplikationen bei den Geburten. Auch Wassergeburten gibt es dort öfter.
Ablauf: Aufgeteilt war mein Tertial so, dass ich den ersten Monat auf den beiden gynäkologischen Stationen (Station A&B) und den zweiten Monat in der Geburtshilfe (Station C+D) bzw. Kreißsaal verbracht habe. Da ich bei letzterem (v.a. der Wochenbettstation) mehr eigenständig machen konnte habe ich den Rest der Zeit hauptsächlich dort verbracht und bin nur zum Aushelfen ab und zu in den OP gebeten worden. Der Arbeitstag beginnt mit der Morgenbesprechung in großer Runde um 7:40Uhr. Mittagessen ist je nach Station gemeinsam mit den anderen Ärzt:innen oder jede:r wann es gerade (mit den OPs) passt. Um 16Uhr war Schichtende, wobei man eher selten früher nach Hause geschickt wurde. Länger bleiben konnte man aus eigenem Interesse, es wurde aber nie vorausgesetzt.
Einmal habe ich einen 24h Dienst und ein anderes Mal die Schicht von 16-24Uhr mitgemacht, was für mich eine tolle Erfahrung war. Es war weniger los, man ist mit einem der beiden diensthabenden Ärzt:innen unterwegs und kann sich ganz auf die einzelnen Fälle konzentrieren, da die Stationsarbeit nicht mehr nebenher laufen muss. Durch die „Ruhe“ und weniger Menschen im Haus konnte ich mich deutlich besser einbringen und z.B. auch eine Geburt über mehrere Stunden begleiten.
Aufgaben: Auf der Wochenbettstation durfte ich die Entlassungsgespräche führen. Blut abnehmen und Zugänge legen konnte ich bei Interesse üben, musste es aber nicht täglich, da das meist von der Pflege/den Hebammen übernommen wird. Bei den Sprechstunden konnte ich je nach Ärzt:in auch selbst schallen oder vaginal untersuchen/die Brust tasten. Die Visiten auf Station konnte ich v.a. auf der Wochenbettstation auch in Begleitung der Ärzt:innen selbst durchführen. Arztbriefe habe ich teilweise vorschreiben können, die waren aber selten so ausführlich wie in der Inneren und daher nicht ganz so zeitaufwendig. Bei den Sectios habe ich meist zweite Assistenz gemacht und einmal auch die Erste. Die Hautnaht zu machen oder im OP zu knoten wurde mir selten angeboten, es war aber auch mein erstes Tertial und im Nachhinein hätte ich einfach öfter fragen sollen.
Team: Das ganze Team war super lieb. Der Chef ist sympathisch und alle erklären gerne. Fragen kann man immer stellen und man wird im OP zwar ab und an mal was gefragt, eine falsche oder keine Antwort darauf zu haben ist aber auch kein Drama. Der Kontakt zur Pflege und den Hebammen ist seht freundlich und man konnte auch dort immer nachfragen, mit einen Kaffee trinken, .. Während meines Tertials haben jeden Monat ein/zwei neue Assistenzärzt:innen angefangen, wodurch ich deren Einarbeitung mitbekommen und auch für mich viel mitnehmen konnte. Der Nachteil daran war, dass es meist wichtiger war, dass die Neuen Erfahrung sammeln bei den Aufnahmen, Sonos, … und man teilweise mehr zuschauen als selbst aktiv werden konnte.
Wohnheim/Essen/Vergütung: Vergütet wird das PJ momentan mit 880€ brutto, wobei man bei Inanspruchnahme eines Wohnheimszimmers und Mittagessen noch 500€ aufs Konto bekommt. Es dürfen einem aber auch nicht mehr als 550€ ausgezahlt werden, weshalb das ein ganz guter Deal ist. Frühstück (nices Buffet) und Abendessen (belegte Brötchen) kann man sich theoretisch dazubuchen. Das Wohnheim ist direkt neben dem Klinikum und man hat demnach einen maximal kurzen Arbeitsweg. Im Wohnheim hat man ein so 15qm großes Zimmer mit Bett, Schrank, Schreibtisch und kleinem Bad. Die Küche teilt man sich mit den anderen 7 Leuten auf dem Flur, wobei meist nicht alle Zimmer gleichzeitig besetzt sind. In der Küche gibt es einen Ofen, zwei Kühlschränke mit teils unterteilten Fächern, eine Mikrowelle, ein paar Regalfächer pro Zimmer und und je nachdem was die Vormieter:innen zurückgelassen haben auch ausreichend Geschirr und Besteck oder Toaster, Wasserkocher und Kaffeemaschine.
Alles in allem kann ich ein Tertial in der Gynäkologie & Geburtshilfe im St.Louise(St.Vincenz)-KH nur empfehlen! Man sieht viel, wird nett aufgenommen und einige der Ärzt:innen waren auch mal PJler dort.
Bewerbung
PJ-Portal zu den Bewerbungszeiten hat gut ausgereicht