Eins vorweg: Verlasst euch nicht auf all die guten Bewertungen, die das Tertial bisher bekommen hat, sondern schaut euch auch die nicht so tollen Berichte an, denn hier wird der Alltag sehr genau geschildert.
Leider habe ich mich selbst auf die guten Bewertungen verlassen und wurde im Verlauf des Tertials zunehmend enttäuscht.
Allgemein beginnt der Arbeitstag von Mo-Mi um 7:15 Uhr, Do und Fr bereits um 7:00 Uhr. Los gehts mit einer, wie ich finde, alles andere als lehrreichen Visite. Man hastet durch die Zimmer, gefühlt wird kaum auf die Patienten eingegangen und mangels Platz steht man als PJler meistens auf dem Gang und wird im besten Fall noch dafür angeschissen. Von Erklärungen keine Spur - auch trotz ausdrücklicher Ankündigung, man würde auf Fragen eingehen und diese im Anschluss vor dem Zimmer besprechen. Danach gehts zur Frühbesprechung. Diese setzt sich zusammen aus Berichterstattung aus dem Dienst, dem Besprechen von Röntgen/CT/MRT/PET-Bildern. Donnerstags beginnt die Besprechung mit einer Fortbildung, Freitag mit dem interdisziplinären Tumorboard. Viel nimmt man auch hier nicht mit. Meistens ist man am Ende auch nur noch mit 2-3 Assistenzärzten zugegen, da alle Anderen bereits auf Station oder in den Op gerufen wurden.
Aufgaben eines PJlers bestehen im Allgemeinen darin Blut abzunehmen, Braunülen zu legen und die Schalls des Tages abzuarbeiten. Auf der H2a zeigte man die Sonobilder im Anschluss der Stationsärztin, die einen Blick drauf warf und je nach Befund/Qualität des Schalls eventuell selbst noch einmal den Schallkopf draufhielt. An dieser Stelle muss man auch ganz klar Frau Dr. Hauner hervorheben, die realistisch einschätzen konnte, was man drauf hat und einen dann auch dementsprechend Aufgaben wie Entlassungen übertragen hat. Auf der H1a (Privatstation) hingegen schien das Vertrauen in die Schallbilder der Studenten nicht besonders groß zu sein, denn hier schallten die Ärzte immer selbst noch einmal nach. Im Grunde völlige Zeitverschwendung, dies im Vorfeld schon gemacht zu haben. War die Arbeit auf Station erledigt saß man seine Zeit ab, denn Dinge wie Briefe schreiben, Untersuchungen anmelden oder eigene Patienten betreuen waren nicht für PJler vorgesehen. Man muss allerdings auch sagen, dass mangels Planungskompetenz zur Zeit meines Tertials teils bis zu 16 Studenten in der Abteilung waren! Eine Besonderheit der H1a war, dass hier die prästationären Aufnahmen gemacht wurden. Je nach Assistenzarzt wurde man hier aktiv mit involviert und durfte die Untersuchungen selbstständig und unter Supervision machen, bei anderen wurde man nur als Blutentnahme"depp" gesehen und durfte danach den Raum verlassen - zusätzlich dazu, dass man im Vorfeld die Röhrchen hingepfeffert bekommen hat, obwohl man mit Schalls oder ähnlichem zugange war.
Was ganz cool war, war die feste Einteilung der PJler als 1. Assistenz im OP. Dadurch, dass wir so viele Studenten waren, kam man maximal alle 2-3 Tage mal in den OP - gut für alle, die keine Lust drauf haben, schlecht für die, die Lust auf Op haben. Im Op selbst war die Stimmung in der Regel ziemlich gut und man durfte sehr viel mitarbeiten. Am Ende war es unsere Aufgabe den Situs wieder zu verschließen, sub- und intracutan. Hier stand dann kein Operateur dabei, was im Umkehrschluss jedoch auch bedeutete, dass man das Nähen, sofern man es nicht konnte oder noch nicht besonders sicher war nicht von den Ärzten gezeigt bekommen hat. Zu Teaching-Zwecken wurden dann lieber andere PJ´s angefunkt, die das den anderen beibringen sollten.
Am Besten war die Zeit in der Poliklinik und die Dienste, welche man freiwillig mitmachen konnte. Hier hat man echt am Meisten gelernt. Man durfte die Patienten selbst betreuen und hat dann im Anschluss an die Anamnese mit den zuständigen Ärzten das Behandlungskonzept besprochen. Hier konnte man sich auch endlich mal selbst einbringen und Vorschläge bringen.
Wenn man Lust hatte konnte man die Assistenten am Wochenende entlasten und Blut abnehmen - dafür bekam man einen freien Tag. Im Verlauf des PJ wurden diese Wochenenddienste fast schon erwartet und man wurde unter der Woche teils sehr penetrant gefragt, ob denn jemand kommen könne. Hervorzuheben ist hier, dass man dann meistens noch nicht mal ein Danke gehört hat und man teilweise bis nachmittags um 16 Uhr da war, weil ständig wieder Aufgaben gefunden wurden, die man dann ganz dringend auch noch erledigen sollte.
Um 15:30 wäre eine Nachmittagsbesprechung, hier war ich aber selten, da ich entweder davor heimgegangen bin oder bis mindesten 18:00 in Op stand.
PJ-Unterricht hätte einmal pro Woche stattfinden sollen, was anfangs nie funktioniert hat. Hervorheben muss man hier Dr. Lunger, der auf Eigeniniatiative Unterricht angeboten hat - teilweise auch mehrmals die Woche!
Einmal pro Monat war Nierenboard, hier wurden wir angepflaumt, warum wir nicht bis 17 Uhr da bleiben und teilnehmen (die Arbeit war um 10 erledigt). Hierbei wurde man dann direkt als unmotiviert und desinteressiert abgestempelt.
Was mich am meisten gestört hat, war, dass man von vielen nur als Blutentnahmedienst und OP-Assistenz angesehen war. Oft wurde man für eine! Blutentnahme angefunkt, auch wenn man gerade essen war. Man wurde nicht ins Team eingebunden und gelernt habe ich eigentlich zumindest auf Station gar nichts.
Ich persönlich kann dieses Tertial nicht weiterempfehlen und im Großen und Ganzen war es auch nur erträglich wegen der vielen anderen PJler und der daraus resultierenden vielen Freizeit und ein paar weniger echt lieber Mitarbeiter, die sich wirklich bemüht haben!