In Sömmerda habe ich während meines Inneren-Tertials mehr gelernt als in meiner gesamten klinischen Asubildung zuvor, sowohl theoretisch als auch praktisch. Es war mit Abstand mein bestes Tertial. Wenn man sich für die Innere Medizin interessiert/Internist*in werden möchte, ist man hier genau richtig. Morgens gibt es in der Notaufnahme täglich 15 min PJ-Unterricht, wobei es sich meistens um Falbesprechungen handelt, man kann aber auch selbst über Themen mitentscheiden. Danach geht es dann auf Station in die Morgenbesprechung, wo Patientenaufnahmen und Röntgenbefunde vorgestellt werden und ggf. Fragen von Station geklärt werden. Wenn man möchte konnte man auf der Gastroenterologie relativ schnell selbstständig Patienten betreuen, in Rücksprache mit den Assistent*innen auf Station oder den Oberärztinnen/Chefarzt. Man hat sich nie alleingelassen gefühlt, konnte aber dennoch relativ schnell selbsständig arbeiten und Entscheidungen treffen. Generell war die Zusammenarbeit im Team sehr flach hierarchisch organisiert, sodass man sich sofort aufgenommen und respektiert gefühlt hat. Auch das Pflegepersonal war so freundlich und hilfsbereit, wie ich es auf noch keiner anderen Station erlebt habe.
Die Stationsarbeit des PJlers umfasste Patientenaufnahme, Kurvenvisite, Flexülen legen/Blutentnahme (in Maßen, war voll ok), Diagnostik anfordern, ggf. ZVK-Anlage/Aszitespunktionen etc. Wenn man möchte kann man jederzeit in die Funktionsdiagnostik gehen und auch seine eigenen Patienten sonografieren, bei Gastroskopien/Bronchoskopien mitmachen und bei weiteren Untersuchungen dabei sein (ERCP, TIPS, PEG) und ggf assistieren. Für ein kleines Krankenhaus wird in Sömmerda ein erstaunliches Repertoire an Untersuchungen angeboten.
Nachmitags gab es immer eine kleine Zugangsvisite mit den Oberärztinnen/Chefarzt, wo die neu aufgenommenen Patienten noch einmal besprochen und Anordnungen evaluiert wurden, sowie allgemein Fragen gestellt werden konnten. Ansonsten wurden die Patienten jeden Tag von den Assistenten/Pjler visitiert. Einmal pro Woche war nachmittags große Chefarztvisitie, die auch mal ein bisschen länger dauern konnte, je nach Auslastung der Station und Komplexität der Fälle, aber immer sehr lehrreich war, gerade wenn man sich für die Innere interessiert.
Weitere nice Sachen: Kostenloses Mittagessen oder Frühstück, kostenlose Unterkünfte (WG, superschön und total nette Vermieter), eigenes Diensttelefon auf Nachfrage möglich, viel Cash
Nachteile: Manchmal Klamottenengpässe, Sömmerda ist sehr ruhig, aber schön grün und nur 20 min von Erfurt entfernt (mit Zug oder Auto)