Ein halbes Jahr nach M3 und Berufsstart ein kurzes Resümee meiner PJ-Tertiale.
Ich hatte große Erwartungen an mein Wahlfach vor allem bei der positiven Bewertung der Klinik allgemein und auch der Fachrichtung.
Leider musste ich doch einige Abstriche während meiner Zeit dort machen und habe nicht unbedingt das Gefühl, dass mich mein Tertial dort beruflich weitergebracht hat.
Meiner Vorrednerin kann ich insofern zustimmen, dass es interessant war, mal in verschiedenen Therapieangeboten wie der Ergo oder der tiergestützten Therapie zu hospitieren, da das nicht besonders oft angeboten wird in anderen Häusern. Der allgemeine Umgang war in den meisten Fällen freundlich bis neutral, zumindest jedoch respektvoll, ich bekam aber relativ schnell den Eindruck, dass es nicht wirklich ein Konzept gibt, was ein PJler können sollte, was man lehren möchte oder wie man einen Studierenden sinnvoll in das stationäre Setting einbindet. Das endete oft darin, dass man nur daneben saß und bei der Arbeit zugesehen hat(viele Stunden lang). Da dies mein letztes Tertial war und ich in anderen schon deutlich mehr Eigenverantwortung hatte und in Rücksprache mit den Kollegen auf Station dann auch komplette Patientenversorgung von Aufnahme über Therapieplanung bis zur Entlassung selbstständig durchführen durfte, hat sich das eher wie ein Rückschritt angefühlt.
Positiv war der Unterricht, der eigentlich jeden Tag stattgefunden hat und den man besuchen konnte, wenn man wollte. Wenn nicht, war es immerhin ein guter Grund um relativ zeitig von Station zu verschwinden. Besonders der Unterricht in Neurologie (Quasi Unterricht am Krankenbett mit den aktuell spannenden Fällen die da waren) und der Inneren mit der M3-Simulation (der Dozent hatte eine Schachtel mit Dingen, aus denen man blind etwas ziehen musste und dann einen kurzen Vortrag aus dem Stehgreif halten darüber) sind mir sehr positiv in Erinnerung geblieben.
Auch cool ist die Möglichkeit, dass man während des Tertials zwei Wochen fachfremd arbeiten kann, also zB. 2 Wochen Neuro (was durchaus Sinn ergibt, wenn man zB das neurologische Untersuchen gut lernen will, was ja auch zur Psychiatrie gehört) oder eben auch was ganz anderes.
Die Unterbringung war ausreichend (einem geschenkten Gaul und so...). Etwas irritierend, in einem Haus zu leben, in dem die Toilettentür nicht schließt und bei jedem Wind (der an der Küste ja allgegenwärtig ist) sofort sperrangelweit aufsteht. Nicht verwunderlich, dass sich einige Kommilltonen dann doch sofort für eine eigene Wohnung entscheiden haben.
Andere Mitstudierende waren allerdings auch recht zufrieden mit ihren WGs was ich so gehört habe. Die WGs sind im gesamten Stadtgebiet verteilt und mitunter recht unterschiedlich.
Heide an sich ist verhältnismäßig ruhig. Der Weg ans Meer ist vllt. eine halbe bis ganze Stunde mit dem Rad. Es gibt einige interessante Dinge und Orte die man mit dem Rad bereisen kann, alternativ kann man auch an die Eider schwimmen gehen (und das sogar unabhängig von den Gezeiten). Mit dem 9€ Ticket (und auch sonst) ist ein Ausflug nach Sylt oder eine der anderen Inseln in der Nähe definitiv auch lohnenswert.
Als Student über die Uni Hamburg hat man die Pflicht, einmal im Monat zu einem Seminartag in die Uni zu fahren. Erst dachte ich das nervt total, aber nach kurzer Zeit habe ich diese Tage sehr genossen und auch sonst relativ viel Freizeit in Hamburg verbracht. Die Fachvorträge waren meist sehr gut und haben nochmal viele wichtige Themen für das M3 wiederholt.
Würde ich mich mit meinem heutigen Kenntnisstand nochmal für ein Tertial in Heide entscheiden?
Eher nicht. Wenn man nicht an den Ort gebunden ist (die Schleswig-Holsteiner Studenten müssen wohl, wie wir auch, Heimattertiale absolvieren. Ich musste bspw. die Chirurgie an meiner Heimatuni machen) kann man, denke ich, eine bessere Wahl treffen (sowohl vom finanziellen Umfang als auch von den Möglichkeiten des praktischen Lernens).
Fairerweise muss ich dazu sagen, dass ich ca. nach dem halben Tertial bereits die Überlegung hatte, mich nicht weitergehend mit Psych als spätere Berufsoption zu befassen. Das könnte durchaus Einfluss auf meine Lern- und Beteiligunsmotivation gehabt haben. Letzten Endes habe ich mich dann auch für eine andere Fachrichtung entschieden.