PJ-Tertial Allgemeinmedizin in Praxis (12/2022 bis 4/2023)
Station(en)
Gemeinschaftspraxis
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Wer die hausärztliche Tätigkeit in der ländlichen Region des bayerischen Waldes im Rahmen eines Gemeinschaftspraxis-Netzwerks kennen lernen und dabei auch noch eine umfassende und intensive Fortbildung mit super Betreuung und studentischer Ausbildung im PJ möchte, ist hier genau richtig.
Im PJ-Allgemeinmedizin in Kirchberg im Wald ist man in ein tolles Team an Ärzt*innen- und MFAs integriert und kann an mehreren Praxisstandorten seine medizinischen Fähigkeiten ausbauen, Anamnese und körperliche Untersuchung verinnerlichen und seine eigene ärztliche Haltung prägen.
Zunächst kann man sich alle Praxen mit ihren Ärzt*innen innerhalb von zwei Wochen anschauen und danach entscheiden, in welchen 2-3 Praxen man sich am wohlsten fühlt und den Großteil seines Tertials verbringe möchte (Diese Entscheidung fällt bei der Fülle an Möglichkeiten und tollen Arbeitsweisen der Ärzt*innen nicht immer leicht). Jede Praxis und jede Ärzt*in hat einen eigenen Schwerpunkt, medizinischen Hintergrund, ärztlichen Werdegang und eine persönliche Art mit Patient*innen und Krankheitsgeschichten umzugehen. Hiermit hat man Möglichkeit seinen eignen persönlichen Fokus zu setzen, Patient*innen langfristiger zu betreuen und die Arbeitsweise der einzelnen Ärzt*innen mitzuerleben.
Die unterschiedlichen Praxen sind von der für PJler*innen kostenlose Unterkunft in Kirchberg im Wald in 10 bis max. 30min (Grafenau) mit dem Auto erreichbar. Im bayerischen Wald ist die Anbindung mittels ÖPNV leider nicht ganz so gut ausgebaut, aber man kann sich auch mit MFAs oder Ärzt*innen zusammentun und eine Fahrgemeinschaft initiieren.
Die Praxisöffnungszeiten sind vormittags 8-12 und nachmittags 16-18 Uhr bzw. 17-19 Uhr. Die Mittagspause wird von den Ärzt*innen gerne für eine Hausbesuchsrunde genutzt, bei der man immer sehr gerne mitkommen kann. Außerdem gibt es ein großes Angebot an Fortbildungen, die einen Teil der Mittagspause in Anspruch nehmen. Jeden Montag gibt es eine interne Fortbildung zu variierenden Themen der Allgemeinmedizin. Jeden Dienstag und Donnerstag sind 45 min für eine interne Fallbesprechung reserviert, bei der jede*r Freiwillige einen Patient*innen-Fall präsentieren kann und so im Team mögliche Schwierigkeiten oder Unklarheiten dabei besprochen werden können. Jeden Mittwoch gibt es in etwas größeren Abständen Fortbildungen von externen Experten zu den unterschiedlichsten Themen. Bei mir waren es z.B.: Diabetes, Herzinsuffizienz und STDs, um nur einige zu nennen. Neben diesen Fortbildungen und Fallbesprechungen bleibt aber immer genug Zeit um Mittag zu essen, eine kleine Runde Spazieren oder sogar am Rusel skaten zu gehen oder ein Nickerchen zu halten.
Zum Ablauf des PJs in der Praxis lässt sich sagen, dass man nach einer Eingewöhnungsphase und je nach Kenntnisstand bzw. Sicherheit im Umgang mit Patient*innen sehr viel eigenständig unter Supervision oder Rücksprache üben und Patient*innen betreuen kann. Hier stehen zunächst die selbstständige Anamnese und körperliche Untersuchung, sowie die gemeinsame Anordnung und Auswertung weitere Diagnostik wie Labor, EKG, LuFu, Ultraschall-Untersuchung, DMP-Programme und vieles mehr im Vordergrund. Man wird dazu ermutigt, sich selbstständig in den Fall einzuarbeiten und einen Vorschlag für das weitere Prozedere und eine mögliche Therapie auszuarbeiten, den man anschließend mit dem/der Ärzt*in diskutieren kann. Außerdem lernt man die ganze Bandbreite der sozialmedizinischen Versorgung der Allgemeinmedizin kennen.
Insgesamt sind die Praxis-Teams sind sehr vielfältig in ihrem Angebot. Zum Beispiel gibt es MFAs, die sich auf die DMP-Programme Diabetes bzw. KHK spezialisiert haben und auf diesem Gebiet wirklich absolute Profis sind. Von ihnen oder von der Wundespezialistin in Schöfweg, kann man bei Interesse und auf Nachfrage sehr viel lernen.
Daneben ermöglicht einem Herr Dr. Blank auch neben der PJ-Tätigkeit in weiteren medizinischen Feldern vor Ort zu hospitieren, um so ein umfassendes Bild der medizinischen Versorgung im bayerischen Wald zu erhalten. Meine Mit-PJlerin und ich waren beispielsweise für einen Tag in einer Praxis für Innere Medizin und Psychosomatik sowie für drei Tage bei einer wirklich sehr lehrreichen Hospitation in der orthopädischen Reha-Klinik Schaufling.
Nun noch ein paar Worte zur Studentenunterkunft ist in Kirchberg im Wald. Sie ist buchstäblich auf dem Berg in Kirchberg und damit schon bei der Anfahrt aus allen Richtungen nicht zu übersehen. Dieser Standort bietet wunderschöne Sonnenaufgänge, mit denen es sich besonders gut in den Tag starten lässt. Es gibt zwei Wohnungen, die genutzt werden können. Eine größere Wohnung mit zwei Schlafzimmern ( + Wohnzimmer, Küche und Bad) und eine kleinere Wohnung mit einem Schlafzimmer (+ Wohnzimmer/Küche und Bad). Je nachdem wie viele PJler*Innen und Blockpraktikant*innen vor Ort sind, werden diese Schlafplätze aufgeteilt. Die Wohnungen liegen direkt nebeneinander (nur durch einen kleinen Flur getrennt) und sind daher eher wie eine große WG. Die Wohnungen und Küchen in den Wohnungen sind mit allem ausgestattet, was man so brauchen könnte (Handtücher, Bettwäsche, Decken, Geschirr, Besteck etc.). Darüber wird man aber auch noch einmal ausführlich vor dem PJ-Start informiert. Außerdem gibt es eine Waschmaschine und am Dachboden Platz um die Wäsche aufzuhängen oder Mitgebrachtes wie z.B. Skier etc. zu lagern.
Insgesamt bin ich auch im Nachhinein mit meiner Wahl, hier im Bayerischen Wald und in diesem Gemeinschaftspraxis-Konzept das PJ-Tertial Allgemeinmedizin zu verbringen, sehr zufrieden und würde mich auch wieder dafür entscheiden.
Bewerbung
Die Bewerbung läuft über die Praxishomepage (hier gibt es einen Kalender zur Übersicht mit freien Plätzen) bzw. sonst einfach per Mail an die Praxis. Dr. Blank schlägt jeweils einen Hospitationstag vor, in dem man die Praxis kennenlernen kann und diesen würde ich auch jedem sehr ans Herz legen. So kann man sich ein eigenes Bild vor Ort machen. Insgesamt braucht es meist einige Vorlaufzeit, da die Plätze bereits oft 1-2 Jahre im Voraus vergeben sind.