PJ-Tertial Plastische Chirurgie in Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (11/2022 bis 1/2023)

Station(en)
Intensivstation, Normalstation, Ambulanz
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
PJ in BG
Im Vorfeld waren meine Hoffnungen an diese ersten 8 Wochen des ersten Tertials: Ich lerne etwas über die Versorgung von komplizierten und Verbrennungswunden. Leider habe ich rückblickend kaum etwas mitgenommen.

Am ersten Tag wurden wir zwar herzlich vom Chefarzt begrüßt, das war es dann aber auch schon. Es ging direkt auf die Station, wo uns die „alten“ PJ’ler alles beigebracht hatten, was wir können sollten. Vom Umgang mit den Computerprogrammen bis hin zu den Aufgaben und Tätigkeiten.
In der Plastischen Chirurgie folgen die Einsätze einem Plan, der von den PJ-Beauftragten erstellt wird. Man rotiert zwischen der Notaufnahme/Ambulanz, dem OP, der Intensivstation und auf die Normalstation. Der Arbeitstag beginnt immer mit der Frühbesprechung im Erdgeschoss und endet nach der Nachmittagsbesprechung (oder dann, wenn die Arbeit getan ist).
In der Ambulanz sind die Aufgaben zugucken, dumm rumstehen bis hin zu Verbände anlegen und nähen. Man kann hier richtig coole Sachen machen. Es kommt aber auch vor, dass -wie in meinem Fall- es einfach nur frustrierend und verletzten ist: man keine Frage beantwortet bekommt, nicht mitgenommen wird, ignoriert wird (zugegeben: Es gab auch zwei, drei Ärzte/Ärztinnen, die echt toll waren…)
Der Dienst im OP wird fest zugeteilt. Aber für gewöhnlich sind genug PJ‘ler in der HPRV, sodass sich immer einer findet, der in den OP gehen will, wenn man selbst es nicht möchte. Im OP lernt man am meisten, denn die Oberärzte/-ärztinnen sind sehr willig zu erklären. Hier kann man Spalthaut entnehmen, tackern, nähen und noch ein paar Dinge unter Aufsicht und Anleitung machen. Hin und wieder wird man auch über die Anatomie ausgefragt, das war bei uns aber wirklich immer freundlich und wenn man es nicht wusste, war es nicht schlimm. Da am Vortag bereits die OPs und personelle Zuteilung bekannt ist, kann man sich auch gut zuhause auf die OPs vorbereiten.
Auf der Intensivstation muss man die Ärzte/ Ärztinnen beim Verbandwechsel unterstützen. Da hier die großflächig verletzten Brandopfer liegen oder auch sehr schwierige andere Verletzungen ist Hilfe dringend nötig. Hier wird man mitunter auch gut angeleitet und erfährt am ehesten etwas zu Verbrennungen.
Das Arbeiten auf Station ist sehr anstrengend und kann zum Horror werden. Es ist hier vor allem bis Mittag so viel zu tun, dass es fast nicht allein geht. Deswegen helfen alle gemeinsam, bevor sie in den OP oder auf die Intensivstation gehen, beim Blutabnehmen. Rasch nach der Frühbesprechung beginnt die Visite. Diese war während meiner Rotation ein Spießroutenlauf. Ohne Pause hetzten wir von Zimmer zu Zimmer. Zwar wurde uns immer wieder gesagt wir sollen Fragen stellen. Aber dafür war gar keine Zeit. Wir waren heilfroh, wenn wir im letzten Zimmer ankamen und möglichst alles notiert hatten, was zu notieren war. Im Anschluss wurden die „Stationsaufgaben“ erledigt. Das heißt weiter Blut abnehmen (es gibt kein Needle-Team), PVKs legen, Wunddokumentationsfotos machen, Redons ziehen, Nähte entfernen, Klammern rausmachen, Akten sortieren, Blutanordnungen ausführen… Zwischendurch visitiert man die Außenlieger (HPRV-Patienten, die nicht auf der HPRV-Station liegen). Bei diesen Patienten sind ggf. ebenfalls „Stationsaufgaben“ zu erledigen (je nach Station übernimmt das auch die Pflege). Es sei aber erwähnt: Das Pflege-Team der E4 ist großartig! Stets mit Rat und Tat zur Seite stehend, wohlwollend und freundlich. Zum Ende des Arbeitstages ist es die Aufgabe des Stations-PJ’lers die Patienten des Folge(werk)tags des ambulanten OP-Saals in der Nachmittagsbesprechung vorzustellen (Name, OP und deren Indikation, besondere Aspekte).
Zu unserer Zeit gab es zwei „PJ-Beauftragte“, die uns so gar nicht das Gefühl gaben für uns da zu sein. Es fand keine Begrüßung statt, keine Einführung ins Haus oder in die Arbeitsaufgaben, keine Anleitung, keine (un-)regelmäßigen Treffen zum Besprechen. Wer überhaupt PJ-Zuständiger war, erfuhren wir irgendwie so zwischendurch, aber genau wusste es auch keiner. Alles, was wir können sollten, wurde uns ausschließlich von den alten PJ’lern beigebracht. Ob man da war oder nicht, war egal, Hauptsache die Arbeit wurde getan.
Selbst vor oder während den OPs gaben uns diese „Beauftragten“ mehr das Gefühl lästiges Beiwerk zu sein. Fehltage konnte man nur nehmen, wenn noch ausreichend Arbeitskraft im Dienst ist- das System wäre ansonsten auch zusammengebrochen.
Einmal in der Woche fand ein HPRV-eigenes Teaching statt, das vor allem für die Wahlfach’ler ist. Es wird aber gerne gesehen, wenn alle PJ’ler daran teilnehmen. Tatsächlich geben sich die Ärzte auch wirklich viel Mühe und es waren stets interessante Themen. Problem war nur, dass der Unterricht nach der regulären Arbeitszeit stattfand und dann bis 17:30-18Uhr ging. Wenn man HPRV im Zuge seines chirurgischen Tertials macht, findet ebenfalls (zusätzlich) einmal pro Woche Unterricht statt.
Studientage: Gab es nicht, obgleich laut Studienordnung ein halber Tag zum Lernen im Haus uns zugestanden hätte. Die Begründung durch die PJ-Beauftragen: freitags sei ja nur ein halber Tag und das würde das ausgleichen. Was nun wirklich nicht stimmte: Zum einen machten wir schon „Überstunden“ wegen der späten PJ-Unterrichte und zum anderen kamen wir nie freitags nennenswert früher raus.
Essen: Wir konnten regelmäßig Mittagspause machen. Das Essen in der BG ist wirklich gut und für PJ’ler umsonst. Das war sehr erfreulich.
Fazit: Wir waren da, nicht um zu lernen, sondern nur um zu arbeiten. Eine Wertschätzung für unsere Arbeit geschweige denn für unsere Person empfingen wir nur durch einzelne Personen. Unseren Namen kannte man nach 8 Wochen auch nur vereinzelt. Vor allem rückblickend, auch nach den Erfahrungen durch zwei weitere PJ-Stationen, kann ich sagen: Es liegt nicht an der Abteilung, sondern an den Personen, mit denen man arbeitet. Und während unserer Zeit hatten wir einfach richtig Pech. Auf Grund dieser Erfahrung kann ich die HPRV in der BG Tübingen nur denen empfehlen, die HPRV als Wahlfach bzw. HPRV überhaupt machen wollen. Aber im chirurgischen Tertial sollte man die 8 Wochen wirklich mit besserem Inhalt füllen: einem Fach, das auch prüfungsrelevant ist und von dem bekannt ist, dass es eine gute Betreuung gibt.
Bewerbung
Tübingen nimmt NICHTS am Portal teil. Um die M2-Examenstage herum wird man gebeten die zwei Rotationsstationen durch Ausfüllen eines Bogens (kommt per Mail) zu wählen bzw. wünschen.
Unterricht
2x / Woche
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
5
Freizeit
4
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.13